hart zu machen, wie der Händler sie verlangt, um sie auch längere Zeit lagern lassen zu können. Diese Beimengungen sind jedoch keineswegs indifferenter Natur, sondern wirken, da sie im besten Falle aus Stärke, Mehl, gewöhnlich aber noch aus minderwerthigeren Substanzen bestehen, auf die Verdauung direct schädlich. Nach ärztlichem Ausspruche ist ja eben nur dünnflüssige Chocolade gesund und nahrhaft.

Für die besonderen Vorzüge des Chocoladeextractes sprechen am deutlichsten die chemisch-pharmaceutischen Gutachten über die vorgenommenen Analysen. Solche fanden statt in der k. k. landwirthschaftlich-chemischen Versuchsstation, sowie in der Untersuchungsanstalt für Nahrungs- und Genussmittel des allgemeinen österreichischen Apothekervereines und des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, und ergaben dieselben glänzende Resultate.

Selbstverständlich accomodirt sich jedoch die Fabrik allen im Chocoladeconsum üblichen Anforderungen und Be­dürfnissen des Handels und den vielseitigen Geschmacksrichtungen, welche oft, ebenso wie individuelle und nationale Gewohnheiten, das grösste Hindernis selbst der rationellsten Neuerungen sind. Die Firma Pischinger erzeugt daher Cacaoproducte sowohl in Tafeln als Blöcken, wie Cacaopulver, Cacaothee und Cacaobutter, ferner alle Sorten Gesundheits-, Gewürz- und Medicinalchocoladen nach Wiener, italienischem, französischem und Schweizer Genre, zu allen durch die Güte des Productes und die Adjustirung bedingten Abstufungen des Preises.

Aber auch auf dem Gebiete der Fabrication von Zuckergalanteriewaaren, Biscuits und Christbaumbehängen ist die Firma Pischinger mit nicht geringerem Erfolge wie in der Chocoladeerzeugung hervorgetreten. Von der imposanten Reichhaltigkeit ihrer Producte mögen die vielen Specialkataloge ihrer diesbezüglichen Erzeugnisse Auskunft geben, deren einzelne bis zu 2000 Nummern aufzuweisen haben. Man weiss, dass auf diesem Gebiete der Geschmack und die Kunst der Wiener Zuckerbäcker und Conditore von altersher schon sich eines bedeutenden und berechtigten Rufes erfreute, und es ist das unbestrittene Verdienst der Firma Pischinger, auch im grossindustriellen Fabriksbetriebe diese altberühmten Qualitäten der Wiener 'Tortenkünstler zu neuen und hohen Ehren gebracht zu haben.

Geradezu Weltruf aber hat die Pischingertorte erlangt, eine Specialität der Firma, von welcher durch­schnittlich pro Tag 1200 Stück zur Expedition gelangen, wobei nur die grossen Torten, keineswegs aber die Pischinger- torteletten, deren Consum allein nach Millionen zählt, miteingerechnet sind. Sogenannte Commerzwaare, die früher im Exporthandel ziemlich gesucht war, fabricirt die Firma nicht mehr, seitdem die Ausfuhr darin durch die aus­ländischen Zölle nahezu vollständig lahmgelegt ist. Mit umso grösserer Energie und ihrer vollen Leistungsfähigkeit hat sich dafür die Firma auf den inländischen Markt geworfen, den sie thatsächlich in einer Weise beherrscht, dass ihre billigen und deliciösen »Kreuzerartikel« bei jedem Delicatessen- und Gemischtw^aarenhändler der Monarchie an­zutreffen sind und man gar nicht glauben möchte, dass alle diese populären Zuckergalanteriewaaren aus einem Hause stammen.

Entsprechend ihren mannigfachen Fabricationszweigen ist in der Fabrik auch die Arbeitstheilung strenge durchgeführt. In drei grossen Laboratorien werden fortwährend neue Muster hergestellt, Massen componirt, Kost­proben vorgenommen, während eigene Ateliers mit Klopfmaschinen zum Formen der Chocolade, specielle Kühlräume zum Erkalten derselben vorhanden sind, nachdem die Cacaobohnen schon vorher dem entsprechenden Reinigungs­und Pressverfahren in eigenen Maschinensälen unterzogen worden waren. Mächtige Zuckermühlen und Mandel­reibmaschinen, sowie Stampfwerke besorgen alle nöthigen Verreibungen und Zerkleinerungen, während aus dem heissen Zuckersiederaum direct die Dragéesmaschinen fortwährend mit Arbeit versehen werden. In gesonderten Abtheilungen der Fabrik werden Pralinés, Chocoladebonbons, Four es, Brustbonbons und Biscuits hergestellt, die dann auch in getrennten Magazinsräumen eingelagert oder expedirt werden. Besonders interessant, namentlich auch wegen der vielen künstlerischen Formen, ist der grosse Arbeitssaal für Zuckergalanteriewaaren.

Die Fabrik beschäftigt jahraus jahrein an 200 Arbeiter; viele sind seit Decennien bei der Firma bedienstet, und dieselbe hat es nie an Fürsorge für ihre gewerblichen Hilfskräfte fehlen lassen. Zur Hauptsaison, in den letzten drei Monaten des Jahres, steigt die Arbeiterzahl regelmässig auf 400 bis 500.

An den meisten industriellen Wettkämpfen auf den Ausstellungen des In- und Auslandes hat die Firma L. Pischinger & Sohn sich mit dem grössten Erfolge betheiligt und überall erste Preise und Anerkennungsdiplome errungen.

Der Chef und gegenwärtige Inhaber der Firma, Herr Oskar Pischinger, hatte bei diesen Anlässen auch wiederholt die hohe Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser angesprochen und für die Schönheit und Gediegenheit seiner Producte öffentlich belobt zu werden.

In besonders huldreicher AA r eise wurde Herr Oskar Pischinger auf der Internationalen Kochkunstausstellung zu Wien 1898 von Sr. Alajestät ausgezeichnet. »Sind das die berühmten Pischingertorten?« fragte der Kaiser, an Herrn Oskar Pischinger herantretend. Auf die bejahende Antwort desselben bemerkte der Kaiser zu seiner Um­gebung: »Die kenne ich schon lange. Werden dieselben denn auch in Schachteln versendet?« »Jawohl, Majestät, und zwar nach der ganzen Weit ! « lautete die Antwort, welche der Kaiser mit sichtlicher Befriedigung vernahm. Nun erlaubte sich Herr Oskar Pischinger dem Monarchen auch die neueste Creation der Firma, die Pischingersche Kaiser- Jubiläumstorte zu zeigen, worauf der Kaiser, huldvollst lächelnd, bemerkte: »Nun, da werden Sie wohl doch ein gutes Geschäft machen!«

Am kaiserlichen Hofe sind die Pischingerschen Specialitäten übrigens seit jeher Gegenstand der Allerhöchsten Anerkennung gewesen, und hatte die Firma wiederholt die hohe Ehre, Aufträge seitens weil. Ihrer Majestät der unvergesslichen Kaiserin und Königin Elisabeth entgegennehmen zu können. Ebenso wurde Herr Pischinger der hohen Auszeichnung gewürdigt, alljährlich den Weihnachtsbaum weil, des Kronprinzen Rudolf, sowie der Frauen Erzherzoginnen Gisela und Valerie mit seinen exquisiten Behängen schmücken zu dürfen.