DIE BRAU-INDUSTRIE DES FÜRSTENHAUSES

CLARY und ALDRINGEN

TEPLITZ.

i as Fürstenhaus Clary und Aldringen ist im Besitze von zwei Bierbrauereien, und zwar der seit Ende des 16. Jahrhunderts bestehenden Bierbrauerei zu Turn bei Teplitz und der kleineren Brauerei zu Binsdorf bei Tetschen, beide in Böhmen gelegen. Jene zu Turn ist im Regiebetrieb, die zu Bins- dorf ist seit längster Zeit verpachtet. Die Bierbrauerei zu Turn ist für den Winter- und Sommer­betrieb eingerichtet, seit dem Jahre 185g mit Dampfkraft, und zwar sind zwei Maschinen in Thätigkeit. Es werden daselbst 12.000 bis 14.000 Metercenter Gerste zu Malz verarbeitet; die Malztennen haben einen Belegraum bis 1000 Metercentner Gerste. Auf den beiden Malzdörren können täglich go Metercentner Malz erzeugt werden. Die fabricirte Biermenge eines Gebräues beträgt 100 Elektoliter, die Einrichtung des Sudwerkes mit zwei Pfannen, einem Maischbottich, einem Läuterbottich, dem geräumigen Kühlhause mit zwei Kühlschiffen und dem Berieselungs-Kühlapparat ermöglichen es, bei vorkommendem Bedarfe drei Gebräue täglich zu erzeugen.

Gebraut wird 10, 11 und 12 Saccharometer-Grade hältiges Bier, wovon die erstere Sorte am meisten begehrt wird. Die Biererzeugung hat in den letzten Jahren betragen: im Jahre i8g5 57.000 Hektoliter, i8g6 50.800 Hektoliter, i8g7, in welchem Jahre der hiesige Bezirk durch reissendes Hochwasser und Ueberschwemmung, namentlich in den Gemeinden Eichwald, Wistritz und Turn grossen Schaden an Gebäuden, Gärten und Grund­stücken erlitten hat, nur 46.200 Hektoliter. Die Räume der Gährkeller ermöglichen die Aufstellung von 65 Stück Gährbottichen mit einer Menge von 1800 Hektoliter Bier. Die Lagerkeller nehmen einen Vorrath von 10.000 Hektoliter Bier auf.

Die Handarbeiten verrichtet ein Personal von 50 bis 60 Arbeiter. Zum Transport des Bieres und der nöthigen Materialien werden 16 Pferde verwendet. Die Abkühlung der Gähr- und Lagerkeller geschieht durch Natureis, welches von den nahegelegenen drei fürstlichen Teichen entnommen wird. Die Räumlichkeiten der Bierbrauerei werden durch elektrisches Licht beleuchtet.

Die Braunkohlenwerke des Fürstenhauses Clary und Aldringen.

Den Besitzungen des Fürsten Clary und Aldringen gehören auch die Braunkohlenwerke bei Turn an. Der Daubrowitzer Complex bei Turn mit dem Flächeninhalt von i,i6g.4g7 Quadratmeter, dessen Verleihung von dem Jahre 181g datirt, wurde schon seit dem Jahre 1840 mittelst Handbetriebes erschlossen.

Im Jahre 1868 wurde der erste Maschinenschacht angelegt und mit diesem ein geringerer Theil des Kohlen­beckens abgebaut. Der zweite Maschinenschacht mit 52 Meter Teufe und der entsprechenden Tagesanlage wurde im Jahre 1873 gebaut, und werden bei einer Belegschaft von 100 Mann jährlich 60.000 Tonnen producirt, wovon 6o°/o nach dem Auslande und 40% nach dem Inlande verfrachtet werden. Die Förderung wird durch eine 34pferdekräftige Zwillingsmaschine besorgt. Zur Wasserhaltung dient eine unterirdische 15pferdekräftige Specialdruckpumpe, welche ein tägliches Quantum von 250 Cübikmeter Wasser zu Tage fördert.

Der Malhostitzer wie auch der Schallaner Complex mit dem Gesammtflächeninhalt von 8gg.4Ö2 Quadrat­metern ist bis jetzt noch ausser Betrieb, wird aber durch den Bau der Eisenbahnlinie TeplitzReichenberg einen baldigen Aufschluss erhalten.