EXCELLENZ GRAF

LARISCH-MÖNNICHSCHE DAMPFBRAUEREI

KARWIN (ÖSTERR.-SCHLESIEN).

ie Brauerei, nächst der Station der Kaschau-Oderberger Eisenbahn Kanvin gelegen und mit dieser durch eine Flügelbahn verbunden, wurde in den Jahren 1859-1860 erbaut und Ende des Jahres 1860 in Betrieb gesetzt. Die anfänglich begrenzten Verhältnisse in der Ausdehnung der Anlage mussten in Folge der stetigen Steigerung des Bierconsums wesentliche Vergrösserungen erfahren, die der Reihe nach in den Jahren 1868, 1870, 1872 durchgeführt wurden, bis endlich in den Jahren 1892 bis 1893 die Brauerei vollständig reconstruirt, durch bedeutende Neubauten ausgestaltet und mit den modernsten Betriebseinrichtungen versehen wurde.

Die Bierproduction belief sich im Jahre 1861 auf 5403 Hektoliter, 1869 betrug sie 24.630, 1873: 29.770, 1883: 27.213, 1893: 48.550, 1894: 56.160, 1895: 66.540, 1896: 74.940 und 1897: 83.790 Hektoliter.

Die Biere, nach Pilsener Art gebraut, werden in Schlesien, Ungarn, Galizien und Mähren abgesetzt, und ein Theil wird auch in das Ausland exportirt.

Zur Erzeugung werden nur Saazer Hopfen, Hanna- und schlesische Gerste verwendet. Das Wasser, nach chemischer Analyse eines der reinsten "und zu Brauzwecken bestens geeignet, wird von einer 2 Kilometer entfernt gelegenen Quelle durch gusseiserne Röhren in das Etablissement geleitet.

Die Brauerei, mit elektrischem Lichte versehen, erscheint mit folgenden Werksvorrichtungen ausgerüstet: 3 Dampfkessel à 80 Quadratmeter Heizfläche, 2 Dampfmaschinen mit 90 und 120 Pferdekräften, welche zum Betriebe von 2 Maischmaschinen, 2 Würzepumpen, 2 Maischpumpen, 1 Schrotmühle, 1 Malzelevator, 1 Malzreinigungs­maschine, 1 Gerste-Putz- und -Sortirmaschine und 1 Fassspunde-Drechslerei dienen, ferner 1 eiserne Sudpfanne mit 90 Hektoliter Guss, 1 eiserner Maischbottich mit 2 Maischmaschinen, 1 eiserner Läuterbottich mit Anschwänz­vorrichtung und Treberaufhackmaschine, 1 Gährkeller mit 150 Gährbottichen à 30 Hektoliter Inhalt, 1 Lagerkeller mit einem Fassungsraume von 30.000 Hektoliter, 2 Kühlmaschinen, System Linde, sammt Apparaten, Pumpen, Refrigerator, 2 Condensatoren und Süsswasser-Kühlvorrichtung und 2 Dynamomaschinen für je 600 Ampère und 120 Volt.

Mit der Brauerei ist auch eine Bedarfsmälzerei verbunden, in welcher jährlich über 200 Waggons Gerste vermälzt werden. Die Einrichtung der Mälzerei besteht aus 4 Malztennen mit 1650 Quadratmeter Flächenraum, 2 Doppeldarren, jede mit 42 Quadratmeter Einzeldarrraum und 4 Horden.

In der Brauerei sind 20 Brauerburschen, 15 Binder und über 200 Arbeiter beschäftigt. Die Arbeiter recru- tiren sich zum Theil aus Einheimischen, zum Theil aus Galiziern und geniessen die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeiterschutz-Einrichtungen.

Zur Unterkunft der Arbeiter wurde in unmittelbarer Nähe des Brauhauses eine Arbeiterkaserne erbaut, in welcher sich die Schlafräume und Essräume gesondert, sowie ein Krankenzimmer und ein Zimmer für den Auf­seher befinden. Die Ordnung und Reinhaltung in der Kaserne, von einem Aufseher überwacht, ist eine musterhafte und der militärischen Disciplin entsprechende.

Die Anlage kann gegenwärtig als eine modernste, den neuesten technischen Errungenschaften entsprechende und bestconstruirte Braustätte betrachtet werden.

Die vorzügliche Qualität der Biere, welche allgemein von den Consumenten und Interessenten anerkannt wird und an vielen Orten anlässlich von Ausstellungen mit Prämien bedacht wurde, sowie das beharrliche Streben der Inhaber, die Absatzgebiete zu erweitern und neue aufzufinden, haben dazu beigetragen, dem Etablissement in Schlesien eine beherrschende Stellung einzuräumen.

Die Gross-Industrie. V

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