LEMBERGER BRAUERGESELLSCHAFT

vormals J. LILIENFELD & CO.

LEMBERG.

as Etablissement wurde im Jahre 1883 von sechs Theilnehmern: J. Lilienfeld, H. Horovitz, Dr. J. Schaff, Dr. S. Lilienfeld, F. Jampoler und J. Jampoler dem Industriellen Robert Doms abgekauft. Es wurde eine offene Handelsgesellschaft zum Betriebe des Brauhauses unter der Firma J. Lilienfeld & Co. gegründet, welche nach dem im Jahre 1886 erfolgten Tode des geschäftsführenden Gesellschafters J. Lilienfeld in die Firma »Lemberger Brauergesellschaft vormals J. Lilienfeld & Co.« umgewandelt wurde.

Das Unternehmen wurde von der Gesellschaft in einem ganz desolaten Zustande mit einem minimalen Aus- stoss (kaum 5000 Hektoliter jährlich) übernommen. Sofort nach der Uebernahme machte sich die Gesellschaft an die schwierige Aufgabe, das ganz in Verfall gerathene Bräuhaus in ein den modernen Anforderungen entsprechendes Werk umzugestalten. Unter der energischen und umsichtigen Leitung des geschäftsführenden Gesellschafters J. Lilien­feld und des Directors Ingenieur Julius Klarfeld wurde diese Aufgabe auf die glänzendste Weise gelöst, was wohl am besten der geradezu phänomenale Aufschwung des Etablissements bekräftigt.

Die erzeugten Producte erfreuten sich eines so ausgezeichneten Rufes, dass schon im ersten Jahre des Be­stehens der Absatz 20.000 Hektoliter betrug. Die Firma konnte den an sie von den Consumenten gestellten An­forderungen kaum nachkommen, der Absatz stieg in rapider Weise von Jahr zu Jahr, und die Production betrug im letzten Jahre bereits das stattliche Quantum von 76.000 Hektoliter Bier, so dass das Etablissement jetzt als das grösste Brauhaus Ostgaliziens dasteht.

Dieser in verhältnismässig kurzer Zeit erreichte grossartige Erfolg ist begreiflich, wenn man die bedeutenden Investitionen berücksichtigt, welche die Gesellschaft mit den grössten Geldopfern vorgenommen hat. Insbesondere wurden die maschinellen Einrichtungen nach den neuesten technischen Fortschritten getroffen, wozu die ersten öster­reichischen, deutschen und Schweizer Maschinenfabriken zur Mitwirkung herangezogen wurden.

So wurde ein Sudhaus für eine Production von 120.000 Hektoliter von der Firma Noback & Fritze in Prag in mustergiltiger Weise eingerichtet. Von derselben Firma wurde ferner eine grosse Malzdarre gebaut, während die Firma Ringhoffer in Smichow eine zweite umfangreiche Malzdarre errichtet hat. Die beiden höchst modern eingerichteten Darren setzen die Firma in den Stand, nur solches Malz zu erzeugen, welches mit den feinsten Producten Mährens rivalisiren kann. Die Firma Siemens & Halske hat das Brauhaus in allen seinen Räumen mit elektrischem Lichte ausgestattet.

Schliesslich, und dies ist wohl eine bedeutende Leistung, war das Etablissement das erste in Galizien und überhaupt eines der ersten in Oesterreich, welches schon vor zehn Jahren die künstliche Kühlung sämmtlicher Lager­und Gährräume eingeführt hat, indem die Gesellschaft die epochemachende Bedeutung dieser Erfindung für die Brau- Industrie rechtzeitig zu würdigen verstand. Mit bedeutendem Kostenaufwande wurden zwei Kühlanlagen, System Linde, von den weltberühmten Maschinenfabriken Gebrüder Sulzer in Winterthur und Ringhoffer in Smichow mit vereinten Kräften hergestellt. Indem hiedurch alle mit dem Gebrauche des Natureises verbundenen Calamitäten beseitigt wurden, mussten die Erzeugnisse des Etablissements eine Qualität erlangen, mit der andere ostgalizische Brauhäuser nicht zu concurriren vermochten.

Diese einen Kostenaufwand von über eine Million Kronen in Anspruch nehmenden Einrichtungen, welche einen so grossartigen Aufschwung bewirkt haben, bilden hoffentlich eine genügende Garantie dafür, dass die Entwickelung des Unternehmens sich auch in der Zukunft in derselben aufsteigenden Linie bewegen wird.

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