der Welt bis dahin als unzulässig- g-alt) gelang es, solches Bier bis zum April oder halben Mai zu halten. Von da ab blieb wieder das ungenügende obergährige Bier. Um auch im Sommer untergähriges Bier erzeugen zu können, galt es, zur Erzielung niederer Temperaturen sowohl in der Haupt-, als in der Nachgährung Wasser- und Eiskühlvor­richtungen zu erfinden, welche dies ermöglichten.

Zu diesem Zwecke führte der Besitzer hintereinander in der St. Marxer Brauerei Wasserkühlapparate, die theils in Schlangenrohren, theils in geraden Rohren bestanden und mit Wasser oder mit Eis gekühlt wurden, des weiteren die in die Gährbottiche eingesetzten Eisschwimmer, sowie die mit Eis gekühlten Lagerkeller ein. Diese durchaus seinen eigenen Ideen entsprungenen Bestrebungen führten zu dem Resultate, dass die Brauerei St. Marx bereits im Jahre 1843 den Wirthen, respective Consumenten, den ganzen Sommer hindurch untergähriges Abzugbier bieten konnte. Damit war der grosse Ruf der St. Marxer Brauerei begründet.

Im Jahre 1845 fand vor dem Polytechnicum in Wien die erste grosse Gewerbeausstellung statt, bei der Ad. Ig. Mautner Ritter von Markhof eine Dampfmaschine erstand, welche aus der damaligen Wiener Maschinenfabrik »Speaker« stammte. Diese wurde noch im gleichen Jahre zum Zwecke des Wasserschöpfens, des Malzputzens und -Schrotens aufgestellt, und hiemit war der maschinelle Betrieb der Brauerei inaugurirt. Diese Maschine ist noch heute im Betrieb.

Die Fabrik von St. Marx entwickelte sich so rasch, dass die Production, welche 1840 36.000 Hektoliter betrug, bis 1876 zu einer solchen von 267.360 Hektoliter stieg. In diesem Jahre übernahm der älteste Sohn Carl Ferdinand Mautner Ritter von Markhof, welcher schon langjähriger Compagnon und Mitarbeiter war, die Brauerei St. Marx. Unter der Leitung desselben stieg die Erzeugungsziffer bis zum Jahre 1896 auf 540.690 Hektoliter.

Ad. Ig. Mautner Ritter von Markhof starb im Jahre 1889. Er gehörte zu jenen hervorragenden Männern, welche die Gross-Industrie Oesterreichs begründet haben. Seine Verdienste fanden auch allenthalben Anerkennung. Bald nach seiner Ansiedelung in Wien erhielt er das Bürgerrecht und wurde Schulaufseher und Armenrath, was damals eine andere Bedeutung besass als heutzutage. Im Jahre 1848 suchte er in seiner Fabrik und dem Bürger­versorgungshause zu St. Marx Ordnung und Feuersicherheit zu wahren und erntete für diese Bemühungen den be­sonderen Dank der Gemeindevertretung von Wien und der Bürgerspitalfonds-Direction. Der junge Kaiser Franz Joseph I. besuchte St. Marx und drückte dem Obgenannten die kaiserliche Anerkennung in den gnädigsten Worten aus.

Ad. Ig. Mautner Ritter von Markhof hat seinem Vaterlande und speciell der Stadt Wien gegenüber stets die grösste Dankbarkeit im Herzen getragen. Indem er sich an allen humanitären Bestrebungen mit vollem Herzen und reichlich betheiligte, hat er der Stadt Wien das Kronprinz Rudolf-Kinderspital und eine Mädchen- und Knaben- Waisenfond-Stiftung übergeben. Er erhielt von der Stadt Wien die grosse goldene Salvator-Medaille und wurde am Tage seiner goldenen Hochzeit im Jahre 1883 durch die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes der Stadt Wien aus­gezeichnet. Weitere Hauptstiftungen von ihm bilden: Das Greisenasyl in seiner Vaterstadt Smific, das an der Stelle des elterlichen Hauses errichtet wurde, ferner die Waisenstiftung in der landesfürstlichen Stadt Baden, sowie die Mautner-Markhof-Stiftung 1889 daselbst, welche zur Ausspeisung von 60 armen Schulkindern und zur Erhaltung eines Kindergartens dient.

Auch Carl Ferdinand Mautner Ritter von Markhof, Ritter des Franz Joseph-Ordens, Ehrenbürger der Städte Smific, Göding, Hofic etc., hat sich an humanitären Bestrebungen in hervorragendster Weise betheiligt und namentlich das Kronprinz Rudolf-Kinderspital, eine Stiftung seiner Eltern, durch Erbauung einer Kirche und eines grossen Krankenpavillons für infectiöse Krankheiten mit dem Aufgebote bedeutender Geldmittel erweitert, ausserdem die Stiftungen in Baden, Smific und Göding durch Zuwendung grosser Stiftungsbeiträge weiter ausgestaltet. Er starb im Jahre 1896.

Nach dessen Tode übernahm sein Sohn Victor Mautner Ritter von Markhof das Etablissement, in welchem im Jahre 1897 561.270 Hektoliter St. Marxer Bier erzeugt wurden. Die Brauerei steht als die drittgrösste des europäischen Continentes da und erhielt auf vielen Weltausstellungen Auszeichnungen.

Zu den geschäftlichen Unternehmungen des Hauses gehören ausser der Brauerei in Wien-St. Marx mit einer Jahreserzeugung von 561.270 Hektoliter Bier, ferner noch die Presshefe- und Spiritusfabriken von St. Marx und Simmering, die Mälzereien in Wien, Floridsdorf und Göding.

Was die Spiritusfabrik anbelangt, so bestand dieselbe schon bei der Brauerei, wie auch anderwärts die Abfälle zu Spiritus gebrannt wurden. Als im Anfänge der Sechzigerjahre sich der Verkauf von rohem Spiritus in Folge der damaligen ungünstigen Marktlage schwierig gestaltete, wurde beschlossen, die Erzeugnisse zu raffiniren. Mit dem diesbezüglichen Producte, raffinirtem Presshefe-Spiritus, wurde damals ein grosser Theil des Wiener Bedarfes jener Consumenten gedeckt, die darauf Werth legten, reinen, fuselfreien Frucht-Spiritus zur Erzeugung von besseren Spirituosen und feinen Liqueuren zu verwenden. Später wurden Vertretungen in den österreichisch-ungarischen Provinzen etablirt, wodurch ein vielfach vergrösserter Absatz geschaffen wurde. Die Fabrik befasst sich hauptsächlich mit der Rectification von reinen Frucht- oder, in der Ermanglung solcher, von reinen Kartoffelwaaren, und ist durch sorg­fältige und vielfach verbesserte Apparate in der Lage, feinste Rectificate von 9697°/ 0 igem reinen Alkohol zu er­zeugen. Melasse, Rübenwaaren und sonstige Surrogate werden nie verwendet.

Es muss hier besonders hervorgehoben werden, dass Ad. Ig. Mautner zuerst in Oesterreich den aus Ungarn stammenden Mais zur Spiritusgewinnung gebrauchte, ferner dass er die in den Vierzigerjahren vollständig werthlosen Oelkuchen pro Centner 30 Kreuzer in grossen Quantitäten als Brennmaterial verwerthete, und dass er als erster den Abdampf der Dampfmaschinen zur Destillation der Spiritusmaische benützte. Er hat auch vor allen Anderen in Ansehung der Feuergefährlichkeit und der grossen Schwendung bei der Einlagerung in Fässern eiserne Spiritus-Reservoirs aufstellen lassen.

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