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« Die Bravindvstrie des Fvrstenhavses I

Schwarzenberg >

ie fürstlich Schwarzenbergsche Brau-Industrie mit ihren grossen Mälzereianlagen nimmt im Ivaiser- thume Oesterreich einen hervorragenden Platz ein. Dieser Industrie wurde vom jeweiligen F.igen- thümer stets eine besondere Sorgfalt gewidmet und demgemäss zur Leitung derselben nur gediegene Kräfte berufen. Die sämmtlichen Brauereien, mit Ausnahme jener von Laun, sind ältesten Ursprungs; auf allen Besitzungen des Fürstenhauses Schwarzenberg waren noch im Jahre 1862 32 Brauereien im Betriebe. Viele von ihnen wurden zur Verringerung der Regie und insbesondere behufs rationellerer Bewirth- schaftung nach und nach aufgelassen und theils in Bierdepôts, theils in Mälzereien umgewandelt.

Der Nestor der böhmischen Brau-Industrie, Poupë, war viele Jahre Braumeister auf den fürstlichen Brauereien und hat auch dort sein bekanntes Werk geschrieben. Das erste Unterhefenbier in Böhmen wurde vom Brau­meister Vogel aus Baiern in der fürstlichen Brauerei Plawnitz gebraut.

Gegenwärtig stehen 12 Brauereien im Betriebe. Es sind dies die drei Grossbrauereien Protivin, Wittingau und Laun, die mit den neuesten Einrichtungen, wie künstlicher Kühlung, elektrischer Beleuchtung und elektrischen Motoren, Hefereinzucht u. s. w., ausgestattet sind, und deren Erzeugung je über 100.000 Hektoliter Bier beträgt; ferner nach­stehende mittlere Brauereien: Krumau, Posteiberg, Winterberg, Schwarzbach, die eine Erzeugung von über 20.000 und 30.000 Hektoliter Bier erreichen, endlich Lobositz, Cheynov, Peterhof, Plawnitz und die gepachtete Brauerei Zdikau, welche eine Erzeugung von 500015.000 Hektoliter haben. Auch bestehen drei selbstständige Mälzereien, eine Grossmälzerei in Protivin und zwei kleinere Mälzereien in Tau2etin und Citolib.

Die Gesammtproduction betrug im Jahre 1895/96 86.831 Metercentner Malz und 445.012 Hektoliter Bier.

Zur Erzeugung des Bieres bestehen 16 Sudwerke, von welchen eines in Laun auf Dampfkochung ein­gerichtet ist, 35 Kühlschiffe mit einer Kühlfläche von 2429^54 Quadratmetern, 1 o Berieselungsapparate und 5 Kasten­kühler. Vergohren wird das Bier in 819 Bottichen, welche in 27 Gährkellern, die eine Fläche von 5932 - o6 Quadrat­meter umfassen, aufgestellt sind, sodann wird das Bier in 109 Kellern, deren Flächenmaass 15.185 Quadratmeter beträgt, in 4278 Fässern mit einem Inhalte von 138.300 Hektolitern abgelagert. Die Kühlung erfolgt theils in 67 Eiskellern von 30.681 Cubikmeter Inhalt, theils mit 10 Ammoniak-Compressoren, System Linde.

Zu dem nothwendigen Malz werden 113.956 Metercentner Gerste gebraucht, welche auf 41 Böden mit einer Fläche von 13.252 Qudratmetern aufbewahrt, in 63 Quellstöcken von 5346 Cubikmeter Inhalt geweicht, auf 43 Tennen von 14.344 Quadratmetern vermälzt und auf 17 englischen Doppeldarren und 3 G mensehen Jalousiedarren von 641 Quadratmetern Gesammtdarrfläche abgedarrt werden.

Zum Betriebe dienen 25 Dampfkessel mit einer Heizfläche von 146750 Quadratmetern, welche 18 Dampf­maschinen von 697 Pferdekräften mit dem nöthigen Dampfe versorgen ; ausserdem sind 9 Luftcompressoren und

5 Dynamos thätig. Zum Verführen des Bieres sind 35 eigene Eiswaggons vorhanden.

Das Bier wird theils in den Brauereien selbst, theils in den in eigener Regie geführten Depots ausgestossen, und befinden sich solche grössere Depots in Wien, Berlin, Dresden, Breslau, Prag, Linz, Brünn, Graz, Agram, Karlsbad, Frankstadt, St. Pölten, Pilsen, Budweis, Pilgram etc. etc.; deren Gesammtzahl beträgt 70.

Alle Brauereien sind den Domänen-Directionen in administrativer Hinsicht zugewiesen. Eine Ausnahme davon machen nur die Protiviner Brauindustrialien, welche unter einem Brauhausdirector selbstständig verwaltet werden ; diesem ist zugleich die technische Oberaufsicht über sämmtliche Brauindustrialien zugewiesen. Ausserdem besorgen die administrative Leitung 13 Brauhausverwalter und Rechnungsführer, 13 diverse Hilfsbeamten und

6 Fasseischreiber. Den technischen Betrieb versehen 10 Braumeister, 6 Unterbrauer, 1 Malzmeister, 6 Brauführer, 44 Oberburschen, 117 Brauburschen, 268 Gehilfen, 12 Bindermeister und Oberbinder, 54 Bindergesellen, 4 Maschi­nisten, 28 Maschinenwärter und Dampfkesselheizer, 16 diverse Handwerker und 14 Nachtwächter; so dass die Zahl des administrativen Personals 32 und des technischen 580 Personen beträgt. Bei den einzelnen Dépôts sind 15 Depöts- liälter und 27 Mann als stabile Bedienstete angestellt; demnach ist die Gesammtzahl der stabilen Bediensteten 654.

Gegen Unfälle bestehen zwei eigene Unfallversicherungs-Institute, für die erkrankten Arbeiter fünf eigene Betriebskrankencassen. Die Altersversorgung der Bediensteten niederer Kategorie erfolgt durch die fürstliche Bruderlade und die der Beamten durch den Pensionsfond.

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