PRINZ FERDINAND LOBKOVVITZ’SCHER WEINBAU
UNTER -B LRKOVIC (BÖHMEN).
euer sind es dreissig Jahre, dass weiland Fürst Josef Lobkowitz die namhafte Vergrösserung und Vermehrung seiner bestehenden Weinberge in Angriff nahm. Durch dieses Wagnis wurde das Vorurtheil, die Weincultur sei in Böhmen nicht ertragbringend, gebrochen und die Aufmerksamkeit auf den altehrwürdigen, ehemals berühmten Weinbau Böhmens hingelenkt.
Der damalige Herrschaftsdirector Vincenz Proäek schrieb im Jahre 1869 über dieses Unternehmen:
»Unter-Befkovic besass bis zum Jahre 1866 einen Weingartencomplex von circa 21 Joch in drei verschiedenen mehr oder minder günstigen Lagen. Der Boden ist meistens verwitterter Plänerkalk mit felsigem Untergrund. Die Lagen wechseln zwischen Südost, Süd und Südwest. Der grössere Complex liegt unmittelbar an der Elbe und hat eine Abdachung von 15 0 bis 40 0 . Der Rebensatz war fast ausschliesslich blauer Burgunder. Bis zur genannten Zeit wurden zwar die Weingärten nicht als Last der Domäne betrachtet, jedoch nur aus Pietät für den böhmischen Weinbau in Cultur gehalten. Die Kellerei, nur nach traditionell althergebrachter Weise betrieben, bot zwar nichts Besonderes, der Wein behauptete aber dennoch unter den Melniker Weinen stets einen der ersten Plätze, wurde von Kennern gesucht und auch ziemlich gut bezahlt. Namentlich wurde derselbe von grösseren renommirten Weinhandlungen gerne genommen.
Im Frühjahre 1866 brachte ein glücklicher Zufall den sowohl für rationellen Landbau, als auch für land- wirthschaftliche Industrie anerkannt begeisterten, für den allgemeinen Fortschritt mit unermüdlichem Eifer thätigen Fürsten Josef Lobkowitz, Besitzer der Domäne Unter-Befkovic, mit dem im Weinbaue erfahrenen k. k. Sectionsrathe Dr. Anton Schmidt in Verbindung, welcher auch bald die wichtige Aufgabe erhielt, die nicht unbedeutende Keller- wirthschaft in Unter-Befkovic einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Bei dieser Gelegenheit wurden uns die Augen geöffnet; wir erkannten, dass manche grobe Fehler begangen werden. Diese Erkenntnis führte uns auf den Weg des Fortschrittes.
Von da ab begann die Periode des Kampfes gegen herrschende alte Vorurtheile und Gewohnheiten, wie im Weinbaue, so auch im Keller; neues, reges Leben erwachte hier wie dort. Schon im Jahre 1866 wurde die Kelterung der Lese vom k. k. Sectionsrathe Dr. Schmidt geleitet, gute und minder gute Trauben wurden sorgfältig geschieden, gerebelt, gemahlen, der zweckentsprechenden Gährung und Nachgährung unterzogen. Der Erfolg dieser Maassnahmen zeigte sich sofort in der Qualität des jungen Weines.
Mit Vertrauen verfolgte der Fürst die neuen Einführungen und beschloss gleichzeitig, nach den neuesten Erfahrungen mit der Anlage neuer Weingärten in grösserem Maassstabe zu beginnen und den bestehenden mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Die neuen Anlagen wurden nach Lage und Bodenbeschaffenheit mit anerkannt bestem und ertragreichstem Rebensatze, als blauen und weissen Burgunder, Ruländer, Krachgutedel, Gewürztraminer, Riesling, Portugieser und St. Laurent, bepflanzt. Trotz der sehr trockenen Jahre 1867 und 1868, welche auf den jugendlichen Satz nachtheilig wirkten, gab dieser im Jahre 1869 eine bescheidene Lese, deren Qualität für die Zukunft das Beste erhoffen liess.«
Diese in Unter-Befkovic begonnene intensive Thätigkeit dauerte durch mehrere Jahre an. Neue Weingärten wurden angelegt und neue Keller gebaut. Dem immerhin gewagten Unternehmen stellten sich aber auch nicht geringe Schwierigkeiten in den Weg, und mehr als einmal drohte demselben gänzlicher Verfall. Endlich gelang es dem jetzigen Besitzer, Prinzen Ferdinand Lobkowitz, das von seinem Vater begonnene und so liebevoll geförderte Werk mit Hilfe seines Directors Josef Simäcek auf eine dauernd solide Basis zu stellen. Heute steht das Weinunter nehmen in Unter-Befkovic als allseitig anerkannte rationelle Wirthschaft da, den Landsleuten zum Beweise, dass der Weinbau in Böhmen, wenn auch nicht glänzende, so doch immerhin genügende Erträge liefern kann.
Bis zum Jahre 1866 umfasste die Weingarten-Area in Unter-Befkovic 21 Joch, heute ist dieselbe auf beinahe 80 Joch angewachsen. Die damalige Fechsung betrug durchschnittlich 12 r, / 7 Eimer Wein pro Joch, der Durchschnitt der letzten zehn Jahre beläuft sich auf 23-2 Hektoliter Most pro Hektar. Durchschnittlich wurden früher 270 Eimer, heute 700 bis 1000 Hektoliter Wein in den Handel gebracht. Wenn in früherer Zeit von böhmischen Weinen blos die Melniker und Czernoseker in weiteren Kreisen bekannt waren, so hat heute neben diesen der Befkovicer Wein durch seine in Fachkreisen anerkannte Qualität einen der ersten Plätze errungen.
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Die Gross-Industrie, V,
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