saurem Natron, Chlornatrium und freier Kohlensäure auszeichnen. In dieser Richtung nehmen die Marienbader Quellen den ersten Rang ein, denn kein einziges bisher bekanntes alkalisch-salinisches Wasser kommt diesem dem Gehalte nach gleich.

»Wir müssen«, betont Professor Kisch, »sowohl auf Grundlage der physiologischen Wirkungen der Haupt- bestandtheile jener Quellen, als auch gestützt auf die Erfahrung ihrer Heilkräfte, sagen, dass es besonders zwei ätiologische Momente sind, welche den Gebrauch des Kreuz- und Ferdinandsbrunnens ganz speciell indiciren und diesen geradezu den Vorzug vor allen anderen Mineralwässern bei den betreffenden Krankheitsformen geben. Jene beiden ätiologischen Momente, welche einer sehr grossen Gruppe pathologischer Erscheinungen zur Veranlassung dienen, und ihre wirksamste Bekämpfung durch die geeignete Anwendung des Marienbader Kreuz- und Ferdinands­brunnens finden, sind Stauungen im Pfortadergebiete, veranlasst durch reichliche üppige Nahrung, reizende Getränke, habituelle Stuhlverstopfung und sitzende Lebensweise, übermässige Fettansammlung und die Zustände in den Wechsel­jahren der Frauen.«

Im Allgemeinen ist der Gebrauch des Kreuz- und Ferdinandsbrunnens angezeigt bei Krankheiten der Ver­dauungsorgane, chronischem Magen- und Darmkatarrh, Hämorrhoidalleiden, Leberhyperämie, Gallensteinen, Fettleber Gelbsucht in Folge von Katarrh der Gallenwege, Leber- und Milzschwellung in Folge von Wechselfieber; bei Krank­heiten der Harnorgane, chronischem Katarrh der Harnblase, Harnsäure, Nieren- und Blasensteinen; bei Krankheiten des Herzens, Mastfettherz, leichten Klappenfehlern und Herzhypertrophie; ferner bei Krankheiten der weiblichen Sexualorgane, chronischen Gebärmutter- und Eierstockentzündungen, Beckenexsudaten mannigfacher Art und bei Allgemeinerkrankungen, Fettsucht, überschüssiger Harnsäurebildung, Syphilis, Scrophulose, Zuckerkrankheit, Gicht, Rheumatismus.

Der Ambrosius- und der Karolinenbrunnen sind kräftige, reine Eisenwässer, der erstere mit einem Gehalte von o'i 6 Gramm Eisenbicarbonat im Liter Wasser, geradezu die eisenreichste der Eisenquellen von Oesterreich und Deutschland ein Umstand, der bisher noch wenig bekannt und gewürdigt ist. Sie finden ihre Anwendung bei Blutarmuth und Bleichsucht, mannigfachen nervösen Störungen und Erkrankungen der weiblichen Sexualorgane.

Die Rudolfsquelle, eine erdige, kohlensäurereiche Quelle, vollständig frei von schwefelsaurem Kalk, in ihrer Zusammensetzung den Wildunger Quellen zunächst stehend, findet ihre vornehmliche Indication bei chronischer Nierenentzündung, Blasenkatarrh, harnsauren Steinen, veraltetem Harnröhrentripper.

Die Waldquelle und Alexandrinenquelle, milde alkalische Säuerlinge, werden bei chronischen Katarrhen der Schleimhäute, besonders der Athmungsorgane, benützt.

Von Bädern besitzt Marienbad mannigfache Arten: Die Marienquelle und der Ferdinandsbrunnen bieten kohlensäurereiche Säuerlings- und Salzbäder, der Ambrosius- und Karolinenbrunnen Stahlbäder, das Gas der Marien­quelle kohlensaure Gasbäder, und ausserdem sind Dampfbäder und Kaltwasseranwendung eingerichtet. Ganz besonders wichtig sind die Moorbäder, aus dem neuen Moore Marienbads, einer höchst verwitterten Eisenmoorerde bereitet, welche sich durch einen grossen Gehalt an löslichen Eisensalzen und flüchtigen organischen Säuren auszeichnet. Diese Moorbäder finden ihre besondere Anzeige bei den verschiedenartigen Nervenleiden, welche ihren Grund in Blutarmuth haben, bei Lähmungen nach schweren Wochenbetten, nach heftigen Erkältungen, nach Verletzungen u. s. w., ferner bei Gicht und chronischem Rheumatismus sowohl der Muskeln als Gelenke und den durch sie verursachten Be­wegungsstörungen, dann bei einer grossen Reihe von Sexualkrankheiten, endlich bei Schwellungen der Leber-, Milz- und Lymphdrüsen.

Das aus dem Ferdinandsbrunnen gewonnene natürliche Marienbader Brunnensalz, pulverförmig oder krystallisirt, das erstere mit der aus der Quelle entströmenden Kohlensäure gesättigt, sowie die aus diesem Salze bereiteten Brunnenpastillen w T erden in gleicher Weise, wie sämmtliche Marienbader Mineralwässer, stark versandt. In dem Marienbader Brunnensalze sind sämmtliche wasserlöslichen Bestandtheile der Marienbader Glaubersalzwässer enthalten. Im Jahre 1897 wurden 3510 Kilogramm Brunnensalz und 2500 Schachteln Pastillen verschickt, die durchschnitt­liche Versendung von Mineralwasser beträgt pro Jahr 750.000 Flaschen.

Die Cureinrichtungen Marienbads sind dem Range eines Weltbades entsprechend. Die Badehäuser sind treff­lich eingerichtet und enthalten: Säuerlingsbäder, kohlensäurereiche Stahlbäder, Eisenmoorbäder, kohlensaure, trockene Gasbäder, russische Dampfbäder, römisch-irische Bäder, Kaltwasserheilanstalt und Einrichtungen für Inhalationen. Elegante Trinkcolonnaden bieten Schutz gegen Unbill der Witterung, für gesellige Unterhaltung ist ausreichend gesorgt, treffliches Trinkquelhvasser und Nutzwasser, sowie vollkommene Canalisation der Stadt geben dieser die nothwendigen hygienischen Schutzmittel; elektrische Beleuchtung, sowie eine elektrische Strassenbahn sind moderne Errungenschaften. Auch ist ein Zandersches medico-mechanisches Institut vorhanden. Ganz besonders bevorzugt ist aber der Curort durch die zahlreichen Spaziergänge in die umgebenden Waldungen und durch lohnende Ausflugs­punkte. Nicht zu unterschätzen ist als Curmittel die Höhenlage in reiner Waldesluft, ferner die kräftige Milch und gut bereitete Ziegenmolke.

Der Besuch Marienbads hat sich in den letzten zwanzig Jahren nahezu verdoppelt. Er betrug im Jahre 1897 die Ziffer von 12.215 Curparteien mit 19.114 Personen.

Das in der Nähe Marienbads seit mehr als 700 Jahren bestehende Prämonstratenser-Stift Tepl, welches In­haber sämmtlicher Quellen und Badeanstalten von Marienbad ist, besitzt auch eine im Jahre 1891 neu erbaute, mit den modernsten Einrichtungen versehene Dampfbrauerei. Die Gähr- und Lagerkeller werden mittelst einer Kühl­maschine (System Habermann) bis auf -|- 2 0 abgekühlt. Die neugebauten Lagerkeller werden mittelst Natureis auf einer Temperatur von -J- 3 0 erhalten. Seit dem Neubaue ist der Ausstoss von 8000 auf 20.000 Hektoliter pro Jahr gestiegen, was am besten für die vorzügliche Qualität des hergestellten Bieres Zeugnis gibt.

34i