fuhrverbotes für Alaun und Vitriol, von dem Berghauptmanne von Gendorf errichteten Alaunwerke in Schaschowitz, sowie die in dem Besitze eines Herrn von Katzerow gestandene Alaunhütte bei Hromitz in Böhmen, von deren Auflassung eine Chronik aus dem Jahre 1578 zu erzählen weiss, und die erst im Jahre 1770 von dem Pater Apotheker Lucas des Cistercienserstiftes in Plass wieder in Betrieb gesetzt wurde, die ältesten geschichtlich bekannten Betriebsstätten sein, welchen an Alter zunächst die Alaunwerke bei Görkau und Komotau, dann die Vitriolwerke bei Elbogen und auf der Herrschaft Radnitz, sowie jene auf den Gründen des Adam Paul von Slavata in Bistritz, die ebenfalls um die Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1580 erstanden waren, gleichkommen. Die meisten dieser Werke, mit Ausnahme des Werkes in Hromitz, das nach der Säcularisirung des Cistercienserstiftes Plass im Jahre 1786 in den Besitz eines Herrn Jordan übergieng und endlich, nach wiederholtem Wechsel der Besitzer, im Jahre 1802 von Johann David Starck erworben und mit einer später nach Bras verlegten Oleumhütte verbunden wurde, sind in der folgenden Zeit ausser Betrieb gekommen, und insbesondere ist von den bei Görkau und Komotau bestandenen Werken, deren letzteres noch im Jahre 1790 eine bedeutende Ausdehnung hatte, zur Zeit nichts mehr erhalten. Gleichfalls sehr alt, aus dem Jahre 1630 stammend und noch heute im Betriebe, ist das derzeit im Besitze des Fürsten Auersperg stehende Mineralwerk zu Lukawitz in Böhmen, das seine Entstehung dem localen Vorkommen von Eisenkies verdankt, dessen Ausbeutung ursprünglich von einer Gesellschaft betrieben wurde, und das später in den Besitz der gräflich Schönborn’schen Familie übergieng.
Der zweiten Art von Betriebsstätten gehören die im Weichbilde verschiedener grösserer Städte oder in der nächsten Nähe solcher betriebenen Salpetersiedereien an, welche sich auf Salpeterplantagen gründeten, für deren Anlage die diversen stickstoffhältigen Abfälle der menschlichen Ansiedelungen ein geeignetes Rohmaterial lieferten, Anlagen, die nach bestehenden geschichtlichen Nachweisen an den verschiedensten Punkten in grösserer Zahl vorhanden waren, sich jedoch fast ausnahmslos nur bis in den Anfang dieses Jahrhunderts erhalten haben, zu welcher Zeit dieselben, ebenso wie die auf die Ausbeutung salpeterhaltiger Erden nächst der Theiss und der Maros gegründeten Salpetersiedereien in Ungarn, durch den Import indischen Salpeters verdrängt wurden.
Betriebsstätten für die Erzeugung chemischer Producte, welche im Hinblicke auf den vortheilhaften Absatz ihrer Erzeugnisse in benachbarten dichter bevölkerter Centren oder auf die leichte Beschaffung gewisser Rohmaterialien aus solchen begründet wurden, waren die von Leopold Schrattenbach zu Ende der vorigen Jahrhunderts errichtete Vitriolölfabrik zu Nussdorf bei Wien, welche im Jahre 1801 in den Besitz des österreichischen Aerars übergieng, und in welcher auch die Erzeugung von Salmiak, beziehungsweise Ammoniaksalzen betrieben wurde, die zu jener Zeit auf der Verarbeitung von Harn fusste, für dessen Beschaffung in genügender Menge die Nachbarschaft von Wien die günstigsten Bedingungen bot, dann die im Jahre 1815 von Franz Xaver Brosche, im Verein mit dem Apotheker Kablik aus Hohen- elbe, in Prag errichtete chemische Fabrik, in welcher im Verlaufe der Zeiten die Erzeugung verschiedener Mineralsäuren und Mineralsalze betrieben wurde, endlich die im Jahre 1828 zu Liesing bei Wien von Dr. Karl Wagenmann für die Verwerthung der von demselben erfundenen Schnellessigfabrication gegründete Fabrik, die zunächst der Herstellung von Essig und essigsauren Salzen diente, während eine von den Gebrüdern Robert im Jahre 1826 gegründete Fabrik zu Oberalm bei Hallein wesentlich auf die Verarbeitung der Mutterlaugen der Kochsalzgewinnung aus der benachbarten Halleiner Saline gerichtet war.
War in England um diese Zeit die Erzeugung von Soda durch Muspratt, nach dem zur Zeit der Continentalsperre von Leblanc erfundenen Verfahren, welches im Jahre 1823 durch Losh in England zur praktischen Durchführung gebracht worden war, bereits in schwunghaften Betrieb gebracht, und hatte sich diese Industrie auch in Deutschland schon in den Vierzigerjahren eingebürgert, so waren bis dahin in Oesterreich nur schüchterne Versuche gemacht worden, Soda, die zu jener Zeit im Inlande nur aus dem Trona-Vorkommen in Ungarn beschafft werden konnte, fabriksmässig zu erzeugen.
Wenn man von dem angeblich schon im Jahre 1797 von Dr. Oesterreicher in Ofen vorgenommenen Versuche der Sodafabrication aus Glaubersalz absieht, so waren es zunächst der in der ärarischen Fabrik zu Nussdorf im Jahre 1817 ausgeführte Versuch der Sodaerzeugung aus essigsaurem Natron, sowie die Versuche, welche im Jahre 1823 von Sailler in Graz und 1825 von Uffenheimer in Wien zur Erzeugung von Soda aus Glaubersalz und Kochsalz angestellt wurden, die als die ersten Anläufe zur fabriksmässigen Erzeugung von Soda in Oesterreich anzusehen sind, jedoch keinen bleibenden praktischen Erfolg hatten.
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