eine Fabrik errichtete, in der er vom Jahre 1836 an den Schwefelkies mit Erfolg als Rohmaterial für die Erzeugung englischer Schwefelsäure einführte und so zum Gründer der Neugestaltung der Schwefelsäure- Industrie, die bis dahin ausnahmslos Schwefel als Rohmaterial verwendete, wurde. Später gieng Lukawitz in den Besitz der fürstlich Auerspergschen Familie über, welche dasselbe nennenswerth erweiterte und in deren Händen es noch heute unter der Leitung des Bergverwalters Woat steht.

Das nächst älteste Mineralwerk ist das vormals gräflich Wurmbrandsche, jetzt ebenfalls im Besitze der fürstlich Auerspergschen Familie stehende, seit dem Jahre 1778 betriebene Werk zu Weissgrün im Pilsener Kreise, in welchem ursprünglich gleichfalls die Erzeugung von Vitriolen und Vitriolöl betrieben wurde, der sich im Jahre 1843 die Fabrication von englischer Schwefelsäure und weiters auch jene von Wasserglas anreihte.

In einzelnen seiner Werksanlagen gleichfalls ins vorige Jahrhundert zurückreichend und auch gegenwärtig noch mit Erfolg thätig sind die von Joh. David Starck begründeten, derzeit der Actien- gesellschaft »Montan- und Industrialwerke« gehörigen Betriebsanlagen in Böhmen. Johann David Starck war zuerst als Mitglied einzelner Gesellschaften an der Ausbeutung verschiedener Kiesvorkommen betheiligt und erwarb in der Folge für sich allein zahlreiche Anlagen, wo er ursprünglich blos die Oleum­erzeugung betrieb. Nach seinem Tode dehnte die von seinem Sohne Johann Edlen von Starck fortgeführte Firma die Fabrication auf Alaun, Eisenoxyd, englische Schwefelsäure, Glaubersalz, Salpetersäure und auch Phosphor aus, welch letzterer nur in den Jahren 1848 bis 1853 producirt wurde. Die Firma nahm innerhalb der chemischen Gross-Industrie vorübergehend eine den Weltmarkt dominirende Stellung ein. Nach dem Tode Johann von Starcks in eine Actiengesellschaft verwandelt, hat die Unternehmung neuerdings ihren Productionskreis auf chemischem Gebiete erweitert, so die Erzeugung von Ultramarin, Leim, Knochenmehl, Knochenfett etc. in denselben aufgenommen und ist nebstdem auch in anderen Industriezweigen hervorragend thätig.

Die k. k. Schwefelsäurefabrik in Unter-Heiligenstadt bei Wien entstand aus der zu Ende des vorigen Jahrhunderts von dem Chemiker Leopold Schrattenbach gegründeten, im Jahre 1801 an den Staat übergegangenen Vitriolfabrik in Nussdorf. Ursprünglich ausschliesslich zur Erzeugung von englischer Schwefelsäure bestimmt, hat sie allmählich eine umfangreiche Erweiterung, eine Verbesserung der Her­stellungsweise und das Einbeziehen neuer Fabrikate, wie Salz- und Salpetersäure, erfahren. Die k. k. Schwefelsäurefabrik wurde schon frühzeitig mit der im Jahre 1800 vom Aerar errichteten Salmiak- fabrik in Nussdorf vereinigt. In den letzten Jahren (1897) hat die Verwaltung der k. k. Schwefelsäure­fabrik eine wesentliche Verbesserung der Erzeugung von Salpetersäure durch Einführung des der chemi­schen Fabrik Griesheim patentirten Verfahrens der Anwendung der partiellen Condensation der Salpeter­säuredämpfe, unter Benützung eines Rückflusskühlers (Rohrmannsche Kühlschlange) in Verbindung mit einem Rohrmannschen Plattenthurm für die Absorption der niederen Oxyde des Stickstoffes, zur Durchführung gebracht und damit den Betrieb der Salpetersäurefabrication auf eine ganz moderne Basis gestellt. Die Production der k. k. Schwefelsäurefabrik betrug im Durchschnitte der letzten zehn Jahre 7500 Meter- centner Schwefelsäure von 66°., 240 Metercentner Salzsäure, 270 Metercentner Salpetersäure, 36 Meter- centner Aetzammoniak und 500 Metercentner Glaubersalz.

Nächst der k. k. Schwefelsäurefabrik in Unter-Heiligenstadt ist die älteste zur Zeit noch bestehende Unternehmung der chemischen Gross-Industrie Oesterreichs die Actiengesellschaft zur Erzeugung von Spiritus, Potasche und chemischen Producten, die frühere Firma Franz Xav. Brosche Sohn in Prag. Dieselbe wurde im Jahre 1815 von Franz Xaver Brosche im Vereine mit dem Hohenelber Apotheker Kablik in Prag begründet, befasste sich ursprünglich mit der Erzeugung von englischer Schwefelsäure, Salpetersäure, Glaubersalz, nahm später aber auch die Fabrication von Metallsalzen für Färberei und Druckerei, von Zinnchlorid, Zinnsalz, Brechweinstein und vielen anderen chemischen Producten auf. Unter den Nachfolgern Franz Xaver Brosches wurde die Fabrik aus dem Weichbilde Prags in den Vorort Lieben verlegt, daselbst jedoch vorwiegend die Melassespiritusfabrication betrieben, so zwar, dass gegenwärtig nur mehr die Verwerthung der Nebenproducte der Melassespiritusfabrication zur Erzeugung von Potasche, kohlensaurem Kali, Chlorkalium, schwefelsaurem Kalium und Soda dem Etablissement den Charakter der chemi­schen Industrie wahrt. Zu Beginn des Jahres 1898 wurde die Unternehmung in eine Actiengesellschaft verwandelt.

Ueber die im Jahre 1828 von Dr. Carl Wagenmann begründete Firma Wagenmann, Seybel & Comp, sind ausführliche Angaben in der nachfolgenden, dieser Firma gewidmeten Monographie enthalten.