dessen praktische Verwerthung den Bemühungen Devilles (1862) zu verdanken ist. Als sich nach minder reiner schwefelsaurer Thonerde Nachfrage erhob, wurde von Paul Rademacher, dem Sohne des Gründers der Firma, deren Darstellung aus Thon in einem Zweigetablissement in Liebschitz bei Prag aufgenommen. Unter der Leitung Paul Rademachers zog die Firma auch andere Artikel für Zwecke der Färberei und Kattun­druckerei, sowie der Glas- und Papierfabrication in ihren Wirkungskreis, so namentlich Chloraluminium, Thon­erdehydrat, Thonerdenatron, Tannin, Schwefeläther u. a. m.

In demselben Jahre, in welchem die eben besprochene Betriebsanlage in Karolinenthal entstand, wurde in Böhmen eine zweite Fabriksunternehmung, welche derzeit unbestritten die hervorragendste Stellung auf dem Gebiete der chemischen Industrie in Oesterreich einnimmt, ins Leben gerufen. Es ist dies die Fabrik des österreichischen Vereines für chemische und metallurgische Production zu Aussig a. d. Elbe. Die ersten Einleitungen zur Begründung dieses Unternehmens datiren aus dem Anfänge des Jahres 1856, in welchem der ehemalige technische Director des Vereines der chemischen Fabriken Heilbronn, Wolgelegen und Neuschloss, Herr Dr. Christian Gustav Clemm, nach Wien kam, um daselbst für die Errichtung einer Fabrik zur Erzeugung von Schwefelsäure, Soda, Glaubersalz und Chlorkalk in Oesterreich Propaganda zu machen. Die überaus günstige Prognose, welche derselbe einem solchen Unternehmen zu stellen wusste, veranlasste mehrere durch Rang und Reichthum hervorragende Personen, einen vorbereitenden Schritt zur Gründung eines solchen Unternehmens zu thun, und am 13. Februar 1856 vereinigte sich in Wien eine Anzahl von Interessenten für diese Gründung, unter welchen Se. Durchlaucht Max Egon Fürst zu Fürstenberg, Se. Durchlaucht Vincenz Karl Fürst von Auersperg, Se. Durchlaucht Edmund Fürst Clary, Graf Otto Chotek, Graf Albert Nostitz, Werner Friedrich Freiherr v. Riese-Stallburg, Herr Alexander v. Schoeller und die Herren Louis, Moriz und Samuel von Haber namentlich genannt sein mögen. Diese Vorbesprechung führte zu dem Beschlüsse der Grün­dung einer Actiengesellschaft unter dem Namen »Erste österreichische Actiengesellschaft für die Ge­winnung chemischer und metallurgischer Producte«, an dessen Stelle später der jetzige Name gewählt wurde. Das Stammcapital, das durch 10.000 Stück Actien ä 500 fl. repräsentirt werden sollte, wurde mit 5,000.000 fl. C.-M. in Aussicht genommen, sowie auch beschlossen, zunächst die erforderlichen Schritte zur Erwirkung der Concession für die Bildung dieser Actiengesellschaft, deren Dauer auf 20 Jahre festgesetzt wurde, einzuleiten, zugleich aber den entsprechenden Weg zu betreten, um die für eine Prosperität des Unternehmens wesentliche Vorbedingung, die Bewilligung der zollfreien Einfuhr von Salz, zu erwirken.

Die Wahl des Platzes für die Errichtung der Fabrik fiel, in Ansehung der günstigen Lage des Ortes an einer Wasserstrasse und der Nähe reicher Kohlenlager, auf Aussig in Böhmen. Die schon im Frühjahre 1856 eingeleiteten Verhandlungen mit dem k. k. Finanzministerium wegen Erwirkung der zoll­freien Einfuhr des Salzes hatten bis dahin kein Resultat gehabt; es bedurfte eines directen Appells an Se. Majestät den Kaiser, um diese Bewilligung zu erlangen.

Nachdem so die wesentlichste Voraussetzung für die Gründung des Unternehmens erfüllt war, wurde am 13. März 1857 mit dem Bau der Fabrik begonnen. Dieser schritt sehr rasch vorwärts, und Ende 1857 stand ein Theil der Fabrik (die Salzsäurefabrication) bereits im Betriebe. Leider hatte sich der mit der obersten Leitung des Unternehmens betraute Dr. Clemm nicht befähigt erwiesen, diesen Posten mit Erfolg zu bekleiden, und es entschloss sich daher der Verwaltungsrath im Jahre 1859, den technischen Director der sächsisch-thüringischen Kupfergesellschaft zu Eisenach, Max Schaffner, als Specialdirector nach Aussig zu berufen, der im October 1859 seinen Posten antrat und dessen Eintritt bald auch die Enthebung Dr. Clemms folgte (1861).

Unter dieser neuen Leitung war es endlich, dank der energischen und zielbewussten Wirksamkeit Schaffners und der nicht minder verdienstlichen Thätigkeit des commerziellen Localdirectors J. Zoglmann möglich geworden, einen Ertrag des Unternehmens zu erzielen, und im October 1862 war der Ver­waltungsrath das erstemal in der Lage, die Auszahlung einer 3%igen Dividende zu beantragen.

Gleichwohl krankte das Unternehmen weiter, trotz der vortrefflichen Leitung Schaffners, woran vor­nehmlich das drückende Verhältnis des Unternehmens zur Creditanstalt die Schuld trug, welche an Zinsen für ihr Darlehen und einer 4%igen Verkaufsprovision für den Verkauf der Producte, die sie sich vertragsmässig gesichert hatte, den grössten Theil des jährlichen Reingewinnes aufzehrte. Erst im Jahre 1867 gelang es dem Verwaltungsrathe, dank der unausgesetzten Bedachtnahme des Herrn Schaffner auf die Verminderung der Schuldenlast und der finanziellen Unterstützung des Bankhauses J. M. Miller & Co., durch Abstossung der

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