gleiche Princip wurde später auch zur Erhöhung der Leuchtkraft des Steinkohlengases in Anwendung gebracht. Die von Tessie du Motay, dann von Chamond construirten Brenner erweckten allgemeines Interesse. Das »Hydro- oxygenlicht« strahlte 1867 vor den Tuilerien. Zirkonstifte wurden in der aus Leuchtgas und Sauerstoff erzeugten Knallgasflamme zum Weissglühen gebracht. Chamond glühte Magnesiumgeflechte in der Luftleuchtgasflamme.

Schon damals glaubte man, es werde die Gasbeleuchtung eine totale Umwälzung erfahren; allein dazu bedurfte es noch jahrelanger Arbeit und der wissenschaftlichen Studien Auers von.Welsbach über die seltenen Erden, deren Kenntnis wir Mosander, Marignac, Delafontaine, Crookes, Erk, Hillebrandt, Norton, Cleve, Höglund, Bahr, Bunsen, Auer u. A. danken. Popps »pneumo-hydrisches« System, nach welchem Platindrahtgeflecht weiss­glühend gemacht wird, erregte 1882 im Krystallpalaste zu London Aufsehen. Lewis-Sellon erhitzte Platin-Irridium in der Gasflamme. Die Anwendung von Platin und Quarz zu diesen Zwecken stammt schon aus dem Jahre 1839 von Cruckshanks her; 1846 hatte Gillard in Passy das »Platingas« patentirt, und die Stadt Narbonne führte diese Beleuchtungsart (1864) unter Anwendung von Wassergas ein. Prof. J. C. Draper in New-York brachte das »Platin­licht« als Normallicht in Vorschlag. Da begann das elektrische Licht alle anderen Beleuchtungsarten zu überflügeln. Dennoch wurden die Versuche auf dem Gebiete des Incandescenzlichtes fortgesetzt. O. Fahnehjelm erdachte ein neues Glühlicht, das durch Glühen von Magnesiumoxydstiften, die zu »Kämmen« zusammengesetzt wurden, im Gasbrenner entsteht. Dieses Glühlicht, hauptsächlich für Wassergas bestimmt, kam in Essen, bei Sulzer in Winter­thur, in Fürstenwalde und in den Werken von Witkowitz in Anwendung. Lowe erfand 1887 einen Incandescenz- brenner für Wassergas, der aber zu keiner Bedeutung gelangte. Wenn man noch des v. Frankensteinschen Lunar­und Solarlichtes gedenkt, von dem mit Unrecht behauptet wurde, dass es die Erfindung v. Auers vorweggenommen habe, weil Frankenstein und auch R. Werner (1848) Spitzengewebe, mit aufgeschlämmter Kreide überzogen, verwenden wollten, wenn man sich der Versuche von Linnemann, Kochs, Khotinsky u. A. erinnert, so scheinen die wichtigeren Versuchsergebnisse zusammengefasst, die Auers Erfindung vorhergegangen sind.

Im Laboratorium der Wiener Universität hatte sich Auer v. Welsbach mit dem Studium der seltenen Erden beschäftigt und festgestellt, dass das im Cerit vorkommende Didym kein einheitlicher Körper ist, sondern Praseodym und Neodym enthält. Am 23. September 1885 erwarb Auer ein deutsches Reichspatent (Nr. 39165), in welchem er die Verwendung der seltenen Erden (»Edelerden«) zur Erzeugung von Incandescenzlicht eingehend beschrieb und das Wesen seiner Erfindung darlegte. Er kam auf die Idee, ein passendes Gewebe aus Baumwollfäden, durch Weben oder durch Wirken hergestellt, mit den in Wasser gelösten Salzen der seltenen Erden zu imprägniren, zu trocknen und zu verglühen. Auf diese Weise erhielt Auer die ausgewählte Mischung der Edelerden in der Form des Gewebes in so feiner Vertheilung, dass der nunmehr entstandene Glühkörper genau die Structur des Gewebes beibehielt. Dieser feinsten Vertheilung ist es zu danken, dass das grosse Lichtemissionsvermögen der Edelerden zur vollen Geltung gelangt, dass die Flamme eines Bunsenbrenners des nicht leuchtenden Wassergases genügt, um ein Licht von grossem photometrischen Werthe (50100 Kerzenstärken) zu erzeugen.

Auer kämpfte anfänglich mit grossen Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass es schwer war, sich das passende, damals kostbare Rohmaterial für die Darstellung der zu benützenden Edelerden zu beschaffen, die letzteren zu trennen, richtig in Form ihrer Salze zu mischen, wurde das gebrechliche Glühlicht mit Misstrauen betrachtet, und dessen damals noch grünlichweisse Farbe schien gegenüber dem gelben Lichte der elektrischen Glühlampe keine Zukunft zu haben. Die wissenschaftliche Welt nahm die Sache sehr skeptisch auf; man vermuthete in dem Glühlicht einen Concurrenten des Fahnehjelmschen Brenners, und in den Jahresberichten derselben Zeit wurde der Erfindung C. v. Auers keine Bedeutung beigelegt. Der unermüdlichen Arbeit desselben gelang es aber, in dem Monazit das richtige Rohmaterial zu finden und die erste Fabrik für die Darstellung der seltenen Erden zu gründen. Nur der Fachmann vermag zu beurtheilen, welche Kenntnisse und Ausdauer zur Realisirung dieser neuen Industrie trotz aller vorliegenden wissenschaftlichen Literatur gehörten.

Haitinger unterstützte dabei Auer in hervorragender Weise; derselbe leitet heute die Fabrik in Atzgersdorf bei Wien, welche mit dem »Fluid«, der Imprägnirungslösung, die ganze civilisirte Welt versieht.

Ursprünglich hatte C. v. Auer Combinationen der Magnesium-Lanthan-Yttrium-Zirkon-Neodymoxyde als zur Erzeugung des Glühkörpers nöthig beschrieben und zum Theile auch verwendet; späterhin, und zwar schon im französischen Brevet Nr. 172064 vom 4. November 1885, wurde der Anwendung des Thorium- und Ceroxydes gedacht, schliesslich des Uranoxydes.

Das österreichische Privilegium vom 28. März 1888 beanspruchte die Anwendung von Ceroxyd allein, oder in Verbindung mit Magnesium-Zirkon-Lanthan-Yttrium- oder mit Thoroxyd; jenes vom 26. April 1894 die Combina­tionen des Thoroxydes mit Uranoxyd u. s. w. So führte das Studium des Lichtemissionsvermögens, das noch keineswegs als abgeschlossen zu betrachten ist, zu neuen, praktischen Erfolgen, als deren Resultat das gegenwärtig verwendete Glühlicht zu betrachten ist.

Wie die meisten Erfindungen, welche der Allgemeinheit nützen und sich Geltung errungen haben, später als etwas Naheliegendes, Selbstverständliches betrachtet werden, und das Mühevolle der Gedankenarbeit, der sie ihr Werden verdanken, in den Hintergrund tritt, so ergieng es auch Auers erfolgreichen Bestrebungen. Nicht ohne Absicht haben wir die Versuche, welche Auers Erfindungen vorangiengen, erwähnt alles Neue beruht schliesslich auf früheren Erfahrungen, nicht ohne Absicht die Ideen und Arbeiten, durch welche das »Auerlicht« realisirt wurde, skizzirt: Es sollte damit erwiesen werden, dass eine derartige Leistung ihre Vorgeschichte hat und haben muss, die der Laie kaum zu würdigen vermag, und die eine unlautere, weil unberechtigte Concurrenz auf alle mögliche Weise zu verwischen sucht, um mühelos" an dem berechtigten Gewinne des Erfinders zu participiren. Wer in die Frage näher einzudringen vermag und alle diese Schwierigkeiten kennt, die sich dem Gelingen ent­gegensetzten, der wird sich in objectiver Weise des Erfolges freuen, welchen das »Auerlicht« zu verzeichnen hat.

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