FABRIK CHEMISCHER PRODUCTE

HRASTNIGG.

m Jahre 1845 übernahm Franz Gossleth eine dem Engländer Borland gehörige Salpetersiederei in Triest, welche sich mit der Erzeugung von Kalisalpeter beschäftigte, und zwar je nach der Conjunctur, entweder durch Raffinirung von ostindischen und ägyptischen Kalisalpeter, oder mit Umsetzen von Natronsalpeter durch Potasche bei Gewinnung von Soda als Nebenproduct. Die Fabrik arbeitete nur für das k. k. Aerar, weil damals Kalisalpeter ein Monopolartikel war.

Im Jahre 1851 schritt Franz Gossleth zu einer Ausgestaltung der Fabrik und gewann den Chemiker Benedict Margulies für deren Leitung, welcher im Jahre 184g in Gemeinschaft mit Prof. Loschmidt die Herstellung von Con- versionssalpeter in einer Fabrik in Atzgersdorf eingerichtet und dasselbe Verfahren im Jahre 1850 auch in Gaudenz­dorf bei Wien zur Durchführung gebracht hatte. Dieser legte nunmehr auch in der Triester Fabrik Gossleths den Betrieb derart an, dass Kalisalpeter aus Natronsalpeter durch Umsatz des letzteren mit kohlensaurem Kali unter gleichzeitiger Gewinnung von Soda erfolgte.

Ein Jahr darauf trat Franz Gossleths Sohn, Georg Gossleth, der seine chemische Ausbildung bei Professor A. W. Hofmann in London genossen hatte, in die Fabrik ein, deren Betrieb er gemeinschaftlich mit dem als Fabriksdirector bestellten Benedict Margulies leitete.

Ein Zufall wollte es, dass im Jahre 1856 eine Schiffsladung Erze, ohne nähere Bezeichnung der Provenienz und Art, in Triest einlangte, welche der Fabrik Gossleths zum Kaufe angetragen wurde. Nachdem es sich heraus­gestellt hatte, dass es Chromerze waren, entschloss sich Franz Gossleth auf Vorschlag seines Sohnes und des Fabriks- directors Margulies, diese Chromerze zu kaufen und mit deren Verarbeitung zu beginnen. Hiemit wurde die erste Erzeugung von chromsaurem Kali in Oesterreich eingeführt, zu einer Zeit, wo ausser in Schottland nirgendwo anders die Fabrication von chromsaurem Kali stattfand. Es theilen sich demnach Benedict Margulies und Franz Gossleth in das Verdienst, diese Industrie in Oesterreich ins Leben gerufen zu haben.

Zuvor schon, im Anfänge des Jahres 1855, war Franz Gossleth von Sr. Majestät dem Kaiser in Anerkennung seiner »vorzüglichen patriotischen, industriellen und commerziellen Bestrebungen« der Orden der eisernen Krone dritter Classe verliehen worden, und wurde derselbe auch gegen Ende des Jahres 1855 in den Ritterstand mit dem Prädicate »von Werkstätten« erhoben.

Ein vortheilhaftes Arbeiten liess sich jedoch in Triest nicht gut lange durchführen. Franz Gossleth Ritter von Werkstätten fasste daher im Jahre 1859 den Beschluss, der daselbst vorhandenen, Kohlenwerke wegen die Fabrik nach Hrastnigg in Steiermark zu verlegen, um hier die Erzeugung von Kalisalpeter, wovon er der älteste Lieferant des k. k. Kriegsärars war, noch mehr zu vergrössern und auch die Erzeugung von chromsaurem Kali in grösserem Maasse zu betreiben. Es wurden in Hrastnigg grössere Grundflächen angekauft und darauf die Fabriks­gebäude, sowie Beamten- und Arbeiterhäuser neu aufgebaut. Das Etablissement gelangte im Jahre 1860 in Betrieb.

Nachdem Benedict Margulies nach erfolgreicher Thätigkeit im Jahre 1864 zum Bedauern des Besitzers aus dem Verbände der Fabrik geschieden war, übernahm Georg Gossleth die technische Leitung der Fabrik, während die commerziellen Agenden des Unternehmens durch seinen Bruder Franz Friedrich Ritter von Gossleth geführt wurden. Dieselben blieben auch in gleicher Eigenschaft wirksam, als im Jahre 1870 das Etablissement in eine Actien- gesellschaft umgewandelt wurde, und bekleiden ihre Stellungen noch bis zum heutigen Tage.

Im Jahre 1871 wurde eine neue Fabriksabtheilung zur Erzeugung von Schwefelsäure erbaut, welch letztere ursprünglich aus Schwefel, später aus Schwefelkiesen producirt wurde. Gleichzeitig mit der Erzeugung von Schwefel­säure begann auch die Darstellung von Glaubersalz, behufs Verwerthung des bei der Salpeterfabrication gewonnenen Salzes, nachdem schon im Jahre 1864 mit der Darstellung von Kalisalpeter aus Natronsalpeter und Chlorkalium begonnen worden war. Es ist auch der Fabrik gestattet, das Salz als Speisesalz unter fmanzämtlicher Controle und gegen Entrichtung einer Monopolgebühr von fl. 8.30 pro 100 Kilogramm zu verkaufen. Ferner wurde die Erzeugung von schwefelsaurem Kali eingeführt und dieser Artikel, sowie die als Nebenproducte desselben und der Glaubersalzfabrication sich ergebende Salzsäure auf den Markt gebracht. Das Wegfallen der Gewinnung der Soda bei der Salpetererzeugung zwang dann die Fabrik, krystallisirte Soda aus gekaufter calcinirter Soda zu erzeugen.

Als die Erzeugung von Schwefelsäure aus Schwefelkiesen in der Fabrik eingeführt wurde, kam Georg Ritter von Gossleth im Vereine mit dem Fürst Franz Josef Auerspergsehen Bergrathe Theodor Woat in Lukawitz auf

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