den Gedanken, die Abbrände auf ein Eisenminium zu verarbeiten, was den vereinten Bemühungen auch gelang. Die Hrastnigger Fabrik exportirt dieses Eisenroth nach England und Amerika und auch nach Deutschland, während es in Oesterreich nur in kleinen Quantitäten Verwendung findet.

Sämmtliche Producte werden im grossen Maassstabe erzeugt, und blieb die Fabrik bei allen Krisen der Chrom-Industrie, die seit dem Jahre 1864 in Folge Errichtung von Chromfabriken in Deutschland, deren Vermehrung in England und wegen der Einführung von chromsaurem Natron entstanden, siegreich in ihrem Absätze, wenn auch durch diese wiederholten Kämpfe die Preise zuweilen bis unter die Gestehungskosten gedrückt wurden.

Im Jahre 1888 wurde Georg Ritter von Gossleth von Sr. Majestät dem Kaiser mit derselben Auszeichnung bedacht, welche seinem Vater verliehen worden war, mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe.

Im Jahre 1890 machte Georg Ritter von Gossleth dem hohen k. k. Ackerbauministerium den Vorschlag, die in der ärarischen Zinkhütte in Cilli verwendeten Zinkblenden in einer Schwefelsäurefabrik vorher abzurösten, welcher Vorschlag auch angenommen wurde. So entstand die Schwefelsäurefabrik in Cilli, als Filialunternehmen des Hrast­nigger Etablissements. Dieselbe röstet die Zinkblenden der ärarischen Zinkhütte ab und retournirt dieselben im abgerösteten Zustande. Die Gase, die früher durch die Esse sich in die Luft vertheilten, liefern nun Schwefelsäure. Die Fabrik in Cilli ist auf eine Erzeugung von 36.000 Metercentner öogrädiger Schwefelsäure eingerichtet. Vor drei Jahren begann dieselbe behufs Verwerthung der Schwefelsäure die Erzeugung von Kunstdünger, sowohl aus Knochenmehl, als auch aus importirten Phosphaten.

Die Fabrik in Hrastnigg selbst weist heute eine Production von 10.000 Metercentner Chromsalzen, 25.000 Meter­centner Schwefelsäure, 10.000 Metercentner Kalisalpeter, 10.000 Metercentner krystallisirter Soda, 6000 Metercentner Sulfaten, 20.000 bis 30.000 Metercentner Superphosphaten und 6000 bis 8000 Metercentner Eisenminium auf. Der Kohlen- und Coaksconsum der Fabriken beträgt pro Jahr in Hrastnigg 192.000 Metercentner, in Cilli 60.000 Meter­centner. Bezüglich der maschinellen Einrichtung wäre noch zu bemerken, dass in Hrastnigg seit zwei Jahren ein Schwefelsäure-Eindampfapparat nach Kessler in Betrieb ist.

Beide Fabriken sind durch Schleppgeleise mit den benachbarten Bahnstationen verbunden.

In jüngster Zeit entbrannte in der Chromsalzbranche in Folge Auftauchens vieler Fabriken in Deutschland ein neuer heftiger Concurrenzkampf, der speciell in Oesterreich durch die Errichtung einer Chromfabrik in Bosnien verschärft wird. Namentlich letztere hat den Absatz der Hrastnigger Fabrik schwer beeinträchtigt, da ihr von Seiten der bosnischen Regierung derartige Begünstigungen eingeräumt wurden, dass sie die Waare zu Preisen auf den Markt bringen kann, die kaum die Höhe der Gestehungskosten anderer Etablissements erreichen. Die öster­reichische Soda-Industrie leidet auch unter diesem Drucke.

In der Fabrik Hrastnigg sind im Ganzen 190, in der Fabrik Cilli 40 Mann beschäftigt, und zw T ar Tagwerker, Schmiede, Schlosser, Binder, Tischler und Maurer. Die Löhne sind verschieden, je nach den Kategorien. Jeder Arbeiter geniesst freies Quartier und freie Kohle. Der Minimallohn der Tagwerker beträgt 80 kr., der Maximallohn fl. 1.50. Schon im Jahre 1864 wurde eine Betriebskrankencasse gegründet, und werden durch den angestellten Fabriksarzt auch sämmtliche Familienmitglieder der Arbeiter unentgeltlich behandelt. Ueberdies besteht ein eigenes Fabriksspital für die Bediensteten. Das Unternehmen verabreicht an kranke Arbeiter und deren Familien unentgeltlich Speisen und im Falle einer ärztlichen Verordnung auch Wein. Für die Arbeiter und deren Witwen wurde ein Pensionsfond ins Leben gerufen, welchen die Fabrik alljährlich dotirt. Langjährig bedienstet gewesene Arbeiter werden nach ihrer Pensionirung von der Fabrik noch besonders mit bestimmten monatlichen Geldzulagen unterstützt. Sämmtliche Pensionisten haben freies Quartier und Kohle oder Geldentschädigung hiefür. Alljährlich wird ein Gottesdienst für die Arbeiter sowohl in Hrastnigg, als in Cilli abgehalten, an welchem Tage dieselben doppelten Schichtenlohn erhalten und ihnen überdies ein Freitrunk gewährt wird. Ausserdem empfängt die gesammte Mannschaft bei Jahres­abschluss nach Maassgabe ihrer Dienstzeit Remunerationen in Geld.

Die Arbeiterschaft wird eifrig zum Sparen angehalten, und thatsächlich hinterlegen die Leute monatlich einen Theil ihres Lohnes in die Postsparcasse und Privatsparcassen, so dass sie heute über beträchtliche Ersparnisse verfügen.

Die Fabrik besitzt ein eigenes Lebensmittelmagazin, in welchem die Arbeiter zum Kostenpreise und selbst auch unter demselben ihre Lebensmittel erhalten, was nur durch materielle Opfer, welche das Unternehmen auf sich nimmt, ermöglicht wird. Die verheirateten Arbeiter bekommen Gärten- zum Anbauen von Gemüse zur freien Benützung zugewiesen, die sich theils auf den der Unternehmung gehörigen Grundstücken und theils auf eigens zu diesem Zweck gepachteten befinden.

Da den Arbeitern stets das grösste Wohlwollen entgegengebracht und ihnen in allen Lagen durch Rath und That Unterstützung zu Theil wird, besteht zwischen ihnen und den Arbeitgebern ein sozusagen patriarchalisches Verhältnis. Diesen Zuständen ist es wohl auch zuzuschreiben, dass bisher in den Etablissements noch kein Strike ausgebrochen ist, obgleich in den benachbarten Kohlenwerken die Arbeit wiederholt eingestellt wurde, wobei man auch versuchte, die Fabriksarbeiter zur Theilnahme zu gewinnen.

Die Leitung beider Fabriken ruht, wie schon erwähnt, in den Händen Georg Ritter von Gossleths und seines Bruders Franz Friedrich Ritter von Gossleth. Deren Neffe, Chemiker Fritz Burger, substituirt ersteren in der Führung der chemischen Agenden. Weiters fungiren mehrere Assistenten im Laboratorium, während in der commerziellen Abtheilung Herr Buchhalter R. Diermayr und drei Beamte thätig sind.

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