GRÄFLICH LARISCH-MÖNNICHSCHE PETROWITZER SODAFABRIK & CO.

PETROWITZ (OESTERR.-SCHLESIEN).

wei Jahre nach der Einführung der Sodafabrication in Oesterreich, im Jahre 1852, rief Heinrich Graf Larisch-Mönnich die Sodafabrik Petrowitz, als zweitältestes derartiges Etablissement innerhalb der Monarchie, ins Leben, wobei für die Wahl des Ortes die günstigen Verkehrs Verhältnisse und insbesondere auch die in der Nähe befindlichen Kohlengruben maassgebend waren. Ursprünglich wurde die Anlage nur für eine Production im kleinen Style, jedoch mit vollkommen zweckmässiger Einrichtung aus­gestattet. Von vorneherein war die Fabrik mit Dampfkraft versorgt; zu ihrem Complexe gehörte ein Kammergebäude, ein Sodaofengebäude mit Nebenräumen, eine Werkstätte, ein Magazin, sowie ein Wohnhaus. Die Zahl der Arbeiter belief sich zu jener Zeit auf circa 60.

Die Production betrug in den ersten Jahren des Bestandes circa 10.000 Metercentner Schwefelsäure, 12.000 Metercentner Salzsäure, 10.000 Metercentner Glaubersalz, 5000 Metercentner calcinirte Soda und 300 Meter­centner Aetznatron.

Gefördert durch die günstige Lage das Etablissement befindet sich knapp an der preussischen Grenze zwischen den Durchbruchstationen Oderberg, Dzieditz-Oswiecim waren die Absatzverhältnisse am Anfang recht günstige. Die Erzeugnisse fanden ihre Abnehmer nicht nur in den Kronländern Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien, sondern auch in das benachbarte Russland und Deutschland bestand ein recht ansehnlicher Export. Trotzdem der Bedarf an den in Frage kommenden Artikeln im Vergleiche zu den heutigen Verhältnissen ein geringfügiger war, so besass die Petrowitzer Fabrik, wiewohl ihre damalige Production kaum den zehnten Theil ihres heutigen Umfanges ausmachte, dennoch eine zufriedenstellende Rentabilität, was insbesondere auch dem Fehlen einer grossen Concurrenz zuzuschreiben war.

Im Verlaufe der Jahre erfuhr der Umfang des Etablissements eine grosse Erweiterung. Der Bestand an Baulichkeiten wurde durch zahlreiche Um- und Zubauten vergrössert, so dass gegenwärtig das Fabriksterrain eine Fläche von circa 15 Joch umfasst, welche von dreissig verschiedenen Gebäuden bedeckt ist. Die Apparate und maschinellen Einrichtungen sind allmählich nicht allein vergrössert und vermehrt worden, sondern dieselben haben auch, den Neuerungen der Chemie und Technik entsprechend, eine Vervollkommnung und Verbesserung erfahren. Die zum Betriebe der Werksvorrichtungen dienende Dampfkraft wird derzeit von 14 diversen Maschinen mit einer Gesammtstärke von 130 Pferdekräften geliefert. Die Fabrication vollzieht sich in sechs Kammersystemen mit den erforderlichen Concentrationen, sechs Platinapparaten, sechs Sulfatöfen mit Salzsäureconden- sationen, einer Salpetersäureanlage, sowie in entsprechenden Vorrichtungen zur Erzeugung von Krystallsoda, Chlorkalk, Eisenvitriol und Kunstdüng-er. Im Bau befindet sich eine Anlage zur Herstellung von phosphor­saurem Natron.

Die Production hat sich nach Einführung des Leblanc-Sodaprocesses nicht allein in den Hauptartikeln wesentlich erhöht, sondern es wurden auch, wie schon aus der Aufzählung des heutigen Inventars hervorgeht, eine Zahl neuer Erzeugnisse in den Kreis der Fabrication gezogen, so insbesondere Salpetersäure, Eisenvitriol und Super­phosphate neben anderen, sich als Nebenproducte ergebenden Präparaten.

Die Productionsmengen des Jahres 1897 sind folgende: 168.600 Metercentner 5O 0 ige Schwefelsäure (davon wurden circa 5000 Metercentner auf 66°ige Waare concentrirt), 41.500 Metercentner Glaubersalz, 50.500 Metercentner Salzsäure, 1000 Metercentner Chlorkalk, 1000 Metercentner Eisenvitriol, 1600 Metercentner Salpetersäure und 18.000 Metercentner Kunstdünger. Die Sodaerzeugung, welche vordem ansehnliche Quantitäten an calcinirter Soda, Krystallsoda und Aetznatron lieferte, ist gegenwärtig nahezu ganz eingestellt; im letztabgelaufenen Jahre wurden blos circa 5000 Metercentner Krystallsoda erzeugt.

Die Exportverhältnisse des Etablissements, die sich, wie schon erwähnt, am Anfänge recht günstig gestalteten, haben sich im Verlaufe der Zeit empfindlich verschlechtert. In Deutschland, wohin die Ausfuhr eine sehr ansehnliche war, nahm die Erzeugung der Schwefelsäure bei der Zinkblende-Abröstung einen grossen Aufschwung, so dass dieser Artikel von österreichischen Fabriken nicht mehr bezogen wird. Bios Salzsäure und Glaubersalz werden von der Petrowitzer Fabrik nach den näher gelegenen Consumplätzen Deutschlands geliefert. Auch Russland, wohin

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