ALBERT SCHATZMANN

LEIM- UND KUNSTDÜNGER-FABRI K

FELDKIRCH (VORARLBERG).

m 21. März des Jahres 1862 erwarb Andreas Schatzmann, der Vater des Inhabers der hier zur Be­sprechung gelangenden Firma, von der Julius Hanischschen Concursmasse, deren Hauptgläubiger er war, die Seifen-, Kerzen-und Leimfabrik in Felsenau bei Feldkirch. Später, im Jahre 1869, gelangte indessen Besitz auch die früher dem Fräulein Josefine Albrecht gehörige Leimfabrik in Brederis, Gemeinde Rankweil, die gleich der erstgenannten recht primitiv und nur für den Sommerbetrieb eingerichtet war.

Nachdem Andreas Schatzmann am 29. Juni 1872 mit dem Tode abgegangen war, führte die Vormundschaft die Verwaltung des Vermögens für seine acht minderjährigen Kinder fort. Dieselbe liess im Jahre 1878 die Fabrik in Felsenau auf, und blos die Unternehmung in Brederis, woselbst sogenannter Landleim (ein Gemisch von Knochen- und Lederleim) erzeugt wurde, blieb im Gange.

Im Jahre 1880 kam es zur Erbtheilung zwischen den Kindern Andreas Schatzmanns. Bei dieser Gelegenheit wurde die aufgelassene Felsenauer Fabrik verkauft, während das Etablissement in Brederis, und zwar am 22. No­vember 1880, in den alleinigen Besitz des Albert Schatzmann übergieng. Dieser führte dasselbe ein Jahr lang noch auf die althergebrachte Weise weiter, um hierauf, veranlasst durch die gesteigerte Nachfrage nach den Erzeugnissen und insbesondere durch die in Folge der damals bevorstehenden Eröffnung der Arlbergbahn zu erwartende Besserung der Verkehrsverhältnisse, die Production in moderne Bahnen zu lenken. Er errichtete auf einem ihm gehörigen, circa 1 Kilometer von der früher erwähnten kleinen Fabrik in Brederis entfernten Grundstücke, woselbst ein vorbeifliessender Gebirgsbach eine ziemliche Wasserkraft bot, eine Knochenstampfe, in deren Nachbarschaft er im folgenden Jahre eine modern eingerichtete Leimfabrik erbaute; für die Erzeugung daselbst hatte er die auf dem neuesten Stande der chemischen Forschungen fussenden Patente für Benzinextraction und Leimgewinnung von Seltsam in Forchheim erworben und die Neuanlage 1883 eröffnet.

Die neue Anlage, die aus zwei Hauptgebäuden und verschiedenen Nebenlocalitäten bestehend, einen Flächen­raum von circa 550 Quadratmetern bedeckt, wurde für den continuirlichen Betrieb bei einer täglichen Verarbeitung von 25 bis 30 Metercentner Knochen eingerichtet. Neben der vorhandenen Wasserkraft von circa 15 Pferdekräften arbeitet eine Dampfmaschine, die 20 Pferdekräfte leistet und von einem Kessel mit 35 Quadratmetern Heizfläche gespeist wird. Die nöthigen Reparaturarbeiten besorgt eine eigene Schmiede und Schlosserei.

Die Entfernung der Fabrik von der nächsten österreichischen Bahnstation beträgt 5, von der schweizerischen 6 Kilometer.

Zur Erzeugung gelangt fettfreier, gut verwendbarer Leim, und als Specialität säurefreier Leim, der sich zur Appretur gewisser Gewebe besonders eignet; ferner Knochenfette und Knochenmehl. Die Erzeugnisse werden ausser in der Monarchie vorwiegend auch in Deutschland, Italien und der Schweiz abgesetzt.

Die Fabrik liegt inmitten eines grösseren, Albert Schatzmann gehörigen Grundcomplexes, der mittelst der reichlich vorhandenen Abwässer im besten Stande erhalten und auf dem abwechselnd Rindvieh-, Schaf- und Pferdezucht betrieben wird.

Unter dem Drucke des Grosscapitales, der Concurrenz und der immer schwierigeren Arbeitsverhältnisse arbeitet Albert Schatzmann unausgesetzt an der Vervollkommnung und Vereinfachung der technischen Anlage, um die höchsten Resultate mit möglichst wenig Personal auf mechanischem Wege zu erzielen.

Das beschäftigte Personal erfreut sich vonseiten des Chefs der weitgehendsten Berücksichtigung. Die Unfallversicherungsspesen bestreitet die Unternehmung zur Gänze, die Krankenversicherungsbeiträge werden für jeden Arbeiter, welcher der Fabrik durch drei Jahre ununterbrochen angehört, wobei Krankheit und in Militär­dienstpflichten begründete Abwesenheit nicht als Unterbrechung angesehen werden, ebenfalls von der Firma geleistet.

Die natürliche Folge dieser günstigen Lage der Arbeiterschaft ist ein geringer Wechsel der Bediensteten, was wiederum zwischen dieser und der Fabriksleitung ein cordiales Verhältnis innerhalb der gegebenen Grenzen mit sich bringt, so zwar, dass bisher noch nie Gegensätze durch Strikes oder auf ähnliche Weise ihren Aus­druck fanden.

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