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R. AVENARIUS

WIEN AMSTETTEN.

aum ein anderes Product unserer heutigen chemischen Industrie hat sich in verhältnismässig kurzer Zeit so erfolgreich Bahn gebrochen und ist zu so allgemeiner Anwendung in allen Welttheilen gelangt, wie das seit einem Vierteljahrhundert bewährte Anstrich- und Imprägniröl »Carbolineum Patent Avenarius«.

Durch die Erfindung und Einführung dieses Holzconservirungsmittels im Jahre 1875 hat sich der kgl. preussische Hauptmann a. D. Herr Richard Avenarius ein hochbedeutsames Verdienst erworben, denn man kann mit gutem Gewissen behaupten, das Carbolineum Patent Avenarius bietet jedem Wirthschafter das Mittel, seine den Unbilden der Witterung ausgesetzten Holzanlagen, ohne Anwendung complicirter Verfahren und schwieriger technischer Hilfsmittel, dauernd vor den ihren Bestand bedrohenden Einflüssen zu sichern.

Es wäre eine zu grosse Aufgabe und würde auch nicht in den Rahmen dieser Darlegung passen, wollten wir die weitverzweigte Geschichte der Holzconservirung in allen ihren für den Fachmann immerhin sehr interessanten Entwickelungsphasen detaillirt wiedergeben. So wollen und müssen wir uns darauf beschränken, mit wenigen Strichen ein historisches Bild der darauf hinzielenden Bestrebungen zu entwerfen.

Die ersten geschichtlichen Anhaltspunkte für die Holzconservirung finden wir wie so vieles andere bei dem ältesten uns bekannten Culturvolke des Alterthums, bei den Aegyptern.

Dieses Volk dürfte auch die einfachste Methode gehabt haben, die allerdings in den klimatischen Verhält­nissen des Landes ihre Vorbedingung finden musste, nämlich die Verwendung ganz trockenen Holzes unter Abschluss aller derjenigen Einflüsse, die zur Holzzerstörung führen.

Die Mumiensärge, die wir heute nach jahrtausendelanger ruhiger Verborgenheit aus den Pyramiden in die historischen Museen aller Länder gebracht sehen, sind aus Holz gefertigt, das älter ist, als die geschichtlichen Er­innerungen der Menschheit zurückreichen. Und diese Todtensärge der Pharaonenzeit sprechen eine sehr lebendige Sprache, denn sie beweisen uns, dass conservirtes Holz von fast unbegrenzter Dauerhaftigkeit sein kann.

Blättern wir weiter in dem wenig beschriebenen Buche der Holzconservirung, so finden wir bei den Römern ein Verfahren, wonach der noch stehende, zur Fällung bestimmte Baum durch Abwelkenlassen des Laubes eine er­hebliche Vorconservirung erfahren sollte, ein Vorgehen, welches sich übrigens bis auf unsere Zeit vererbt hat.

Das Mittelalter weist fast gar keine Spuren auf, dass man sich damals um die Erhaltung des Holzes sonderlich gekümmert hätte.

Erst vom 16. Jahrhundert angefangen ist es möglich, das Auftauchen und die allmähliche Entwickelung ver­schiedener Methoden der Holzconservirung in ziemlich zusammenhängender Weise zu verfolgen.

Die Ursachen zu derartigen intensiveren Bethätigungen sind bald gefunden; der Bedarf an Holz, namentlich an Bau- und Werkholz, stieg unausgesetzt, und da bis dahin keine rationelle Forstwirtschaft sich bemühte, Production und Consum in entsprechenden Einklang zu bringen, so war es nur natürlich, dass sich von nun ab Forstleute, sowie auch Gelehrte damit eingehend befassten, der drohenden Gefahr der Holzarmuth entgegen zu arbeiten.

Welche Nachtheile ein vollständiges Abholzen der Wälder mit sich bringt, wusste man damals ebenso gut wie heute. Nur die Venetianer des 15. und 16. Jahrhunderts wollten es nicht wissen, sie holten aus dem Karst­gebiete immer wieder frisches Bauholz für ihre zahlreichen grossen Handels- und Kriegsschiffe, so lange, bis der Karst auf ganze Länderstrecken hin gänzlich entwaldet war. Welche Summen von Volksvermögen in diesem, noch dazu von feindlichen Naturgewalten des Erdinnern von altersher heimgesuchten Landstrichen unserer Alpenprovinzen für viele Jahrhunderte verloren giengen, braucht wohl nicht erst an der Hand von statistischen Zahlen nachgewiesen zu werden.

Ohne Frage ist nun das Holz in seinen verschiedenen Verwendungen dasjenige Material, dessen relativ geringe Dauer unter ungünstigen Verhältnissen am schwersten in allen Lagen des wirthschaftlichen Betriebes empfunden wird. Es ist derjenige Stoff, von welchem -beim Anbeginne einer jeden menschlichen Entwickelung das Bedürfnis seine erste Befriedigung suchte, und welches von da ab jede wirthschaftliche und gewerbliche Thätigkeit begleitete. Ganz besonders aber in der Landwirthschaft fand und findet das Holz Verwendung-, die seine Dauer auf eine zu harte Probe stellt und die es deshalb in seiner häufig wiederkehrenden Beschaffung- zu einem recht theuren Material

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