stempelt. Vielleicht noch mehr wie der Werth des Rohmaterials fallen bei vielen Holzanlagen die auf sie zu ver­wendende Arbeit bei der Wiederherstellung, sowie die durch Zerstörung herbeigeführten mittelbaren und unmittel­baren Verluste in die Waagschale.

Bei dem Conserviren des Holzes handelt es sich hauptsächlich darum, diejenigen Stoffe zu entfernen oder unschädlich zu machen, welche bei gegebenen Bedingungen die Fäulnis einleiten und unterhalten. Die Natur kennt keinen absoluten Tod, sondern nur eine Zerstörung der Form, den Wiederaufbau neuer Formen auf Kosten von vor­handenen. Auch die Fäulnis ist ein derartiger Umbildungsprocess. Unzählige neue Lebewesen finden in dem Inhalte nicht mehr widerstandsfähiger Formen ihren Nährboden und, während sie gedeihen, zerfällt unter ihrer unausgesetzten Minirarbeit der Körper, den wir als den Zweck seines Daseins anzusehen gewohnt waren. Wo Lebewesen pflanzlicher und thierischer Formen gedeihen sollen, müssen stickstoffhaltige Körper, muss für letztere in erster Linie Eiweiss vorhanden sein. Gerade weil das Eiweiss den vorzüglichsten Nährboden für alles Leben abgibt, darum ist es der grösste Feind jeder Form, aus welcher das Leben, der stete Stoffwechsel, geschieden ist; darum leitet ein und unter­hält es so leicht jeden Process der Rückbildung, der in dem Entstehen unzähliger neuer mikroskopischer Organismen und deren Wucherung seine Erklärung findet. Die Natur reisst ein, um wieder aufzubauen. »Und neues Leben blüht aus den Ruinen.«

Zu allen diesen Processen der Rück- und Neubildung gehört ausserdem der Zutritt von Luft und die An­wesenheit von Wasser; beide sind in der Natur in reichem Maasse vorhanden. Deshalb richteten sich auch die ersten Versuche zur Conservirung des Holzes auf den Abschluss der Luft und die Fernhaltung des Wassers, d. h. man gab dem Holze einen undurchlassenden Anstrich. Hiebei wurde völlig übersehen, dass jedes Holz mehr oder weniger Wasser mit sich führt, und dass die Luft ausserordentlich schwer abzuhalten ist, abgesehen davon, dass sie alle porösen Körper bekanntlich durchdringt. Werden Holztheile, die nicht ganz trocken sind, die also noch un­gebundenes Wasser enthalten, mit einer nicht durchlassenden Decke versehen, so führt diese, indem sie die Fort­führung des überschüssigen Wassers verhindert, die Verstockung in viel kürzerer Zeit herbei, wie der ungehinderte Einfluss der Atmosphärilien das nicht gestrichene Holz zerstört hätte. Hieher ist jeder Theeranstrich zu zählen, der ausserdem noch deshalb bei trockenem Holze jenen Zweck nicht erfüllt, weil die von ihm gebildete Decke, der Luft, der Sonne und dem Regen ausgesetzt, sehr bald ihren Zusammenhang verliert, abbröckelt und den beabsichtigten Schutz nimmer leistet. Getheerte Hölzer, die der Erde anvertraut werden, zerfallen in vielen Fällen schneller wie nicht geschützte, selten nur weisen sie eine erheblich längere Dauer auf wie diese. Es gilt also beim Conserviren des Holzes nicht blos Luft und Wasser abzuhalten, sondern auch Mittel zum Unschädlichmachen der stickstoffhaltigen Körper zur Verwendung zu bringen.

Im Laufe der Zeiten haben sich verschiedene Verfahren, das Holz mit antiseptischen Körpern zu durchdringen, herausgebildet. Diese Verfahren heissen Imprägnirverfahren und erhielten je nach den zu verwendenden Imprägnir- mitteln, respective nach den Erfindern derselben, verschiedene Namen. Wir wollen die wichtigsten einer kurzen Be­sprechung unterziehen. Das nach dem Engländer Kyan »Ivyanisiren« genannte Verfahren besteht darin, dass man das Holz lufttrocken bearbeitet und dann längere Zeit in einer Auflösung von Quecksilberchlorid liegen lässt. Die Lösung dringt während dieser Zeit von der Hirnfläche der Längsrichtung folgend in den Stamm. Das Verfahren ist äusserst wirksam, das Quecksilberchlorid jedoch so gefährlich giftig, dass eine generelle Anwendung desselben im landwirt­schaftlichen Betriebe völlig ausgeschlossen ist. Nach Boucherie und Burnett werden Kupfervitriol respective Chlor­zink zum Imprägniren verwendet, ersteres bei ganzen Stämmen, letzteres in geschlossenem Kessel unter bedeutendem Druck; auch diese Verfahren haben für die allgemeine Anwendung ihrer technischen Schwierigkeiten wegen weniger Werth. Berthel endlich imprägnirt ebenfalls unter grossem Druck die Hölzer mit Theeröl, den wirksamen Bestand­teilen des Gastheeres, und hat dadurch ganz staunenswerte Erfolge erzielt.

Anfangs der Siebzigerjahre, bei den immer höher steigenden Holzpreisen, trat an die Landwirte der wein­bautreibenden Gegenden die Anforderung heran, Mittel zur Erhaltung ihrer teuren Rebstützhölzer zur Verwendung zu bringen. Theeren hatte zu keinem Erfolge geführt, und ein dem Landwirte selbst oder dessen unmittelbaren Bezugsquellen zugängliches anderes Mittel war noch nicht gefunden.

Da stellte Herr R. Avenarius im Jahre 1874/75 in Gaualgesheim a. Rh., dem bedeutendsten Weinorte Deutschlands, durch sehr interessante Versuche fest, dass sich die Weichhölzer in heissem Oele unter Abkühlung mit demselben bei Verwendung von offenen Gefässen partiell imprägniren liessen, machte dadurch das Verfahren der Landwirtschaft zugänglich und zugleich so billig, dass seiner allgemeinen Anwendung keine grösseren Schwierigkeiten, wie höchstens das Misstrauen des Landwirtes, mehr im Wege standen. Auch dieses wurde überwunden, und heute stehen bereits über 40 Millionen nach dem Verfahren »Avenarius« behandelter Pfähle in den weinbautreibenden Gegenden Deutschlands. Trotz der Vereinfachung des Verfahrens lässt sich aber nicht jedes Stück Holz, jedes hölzerne Geräte imprägniren, und so trat an Herrn R. Avenarius sehr bald die Forderung heran, ein Mittel zur Verfügung zu stellen, welches, als Anstrich verwendet, Aehnliches wie das Imprägniren zu leisten vermochte.

Die erwähnten Anregungen veranlassten ihn, Schritte zur Herstellung eines Conservirungsmittels zu thun, welches gleichzeitig als Anstrich gelten konnte, und während es berechtigte Forderungen des Auges erfüllte, den viel wichtigeren auf Erhaltung Genüge leistete. Die ihn hiebei leitenden Gesichtspunkte waren im Wesentlichen folgende: Das Mittel sollte vorerst sicher und unter den ungünstigsten Bedingungen jeder Verstockung und Fäulnis des Holzes entgegentreten; es sollte einerseits so ausgiebig und anderseits so billig sein, dass seiner Massenanwendung nichts im Wege stände, und musste ferner leicht zu verarbeiten sein, also zur Verwendung fertig geliefert werden, damit hier keine Fragen und Zweifel auftauchten. Nachdem diesen Anforderungen genügt war, konnte es nur als eine sehr erwünschte Zugabe betrachtet werden, wenn das gebotene Conservirungsmittel gleichzeitig einen Anstrich ersetzte und durch eine charakteristische Färbung die Thatsache der Verwendung ins Auge springen liess. Das nach

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