diesen Grundsätzen von Herrn Richard Avenarius auf dem Wege eingehender Studien und Versuche hergestellte Anstrich- und Imprägnirmittel nannte er »Carbolineum« und fügte dieser Waarenbezeichnung später, als minder werthige Nachahmungen unter derselben Flagge zu segeln unternahmen, als besonderes Merkmal seinen Namen bei, liess auch einen Theil seines Herstellungsverfahrens sowohl in Oesterreich-Ungarn wie im Deutschen Reiche paten- tiren, so dass heute die genaue Bezeichnung des echten Carbolineums »Carbolineum Patent Avenarius« lautet. »Das Gute bricht sich immer selbst seine Bahn.« Allerdings bedurfte es einer geraumen Zeit, vieler Mühe und grosser Kosten, bis es dem Erfinder gelungen war, an untrüglichen Beweisen die hervorragenden, nunmehr aller Welt be­kannten antiseptischen Eigenschaften seines Imprägniröls festzustellen. Wenn wir eingangs behaupteten, dass wohl kaum ein zweites Product der chemischen Industrie in verhältnismässig so kurzer Zeit sich einen derartigen Weltruf erworben hat, so lassen wir hiefür nur die Thatsache sprechen, dass der Schöpfer dieses Weltartikels, Herr R. Avenarius in Gaualgesheim a. Rh., schon nach kurzem Bestehen dieser Stammfabrik sich genöthigt sah, seine Fabrication wesentlich zu erweitern und zwei neue Filialfabriken zu errichten. Es ist gewiss sehr erfreulich, dass die eine dieser Fabriken in Oesterreich, und zwar im Jahre 1883, gegründet wurde, um den auch in Oesterreich- Ungarn stetig steigenden Consum in diesem werthvollen volkswirthschaftlichen Mittel nunmehr ' aus heimischer Er­zeugungsstätte zu decken.

Die Versuche der Concurrenz, durch ihre billigeren aber minderwerthigen Surrogate das Originalfabrikat zu verdrängen, haben nur dazu beigetragen, den Werth des letzteren über allen Zweifel zu erheben.

Es dürfte wohl hier am Platze sein, die charakteristischen Merkmale des echten Carbolineums kurz zu beleuchten.

Für den Werth des Carbolineums als holzconservirendes Anstrichmittel bestimmend ist die Höhe des speci- fischen Gewichtes, der Gehalt an schwerflüchtigen, bei mittlerer Temperatur flüssigen Theilen, Abwesenheit von wasserlöslichen Substanzen, die Zähflüssigkeit, sowie die Höhe des Entflammungspunktes. Es ergibt sich dies durch folgende Ueberlegung:

Das Mittel soll Holz schützen, welches den atmosphärischen Einflüssen, als Feuchtigkeit, Sonnenstrahl und Kälte, ausgesetzt ist. Es muss deshalb die fäulniswidrigen Stoffe in solcher Form enthalten, dass sie den Wechsel­wirkungen von Wind und Wetter Stand halten. Leichtflüchtige Stoffe, wie Naphtalin, verdunsten sehr bald in der Sonnenwärme; wasserlösliche, wie Carbolsäure (Phenol), Kresol etc., werden durch Regen und Schnee rasch fort­geführt.

Thatsächlich haben eingehende Versuche gezeigt, dass die schwersiedenden neutralen Kohlenwasserstoffe, insbesondere nach der Herrn Richard Avenarius durch Patent geschützten Behandlung-, sich gegen die Holzfeinde bedeutend wirksamer erweisen, als die wasserlöslichen und leichtflüchtigen Stoffe, an denen die meisten Concurrenz- präparate gemäss ihrer Herkunft reich sind.

Die Höhe des specifischen Gewichtes gewährleistet die Abwesenheit von leichtflüchtigen Stoffen, falls nicht die hohe Ziffer auf Beimengung von antiseptisch unwirksamen Bestandtheilen, z. B. Coke, zurückzuführen ist, was die Analyse ergeben kann.

Eine grosse, nicht übertriebene Zähflüssigkeit (Viscosität) ist für leichte, satte Streichfahigkeit maassgebend. Durch antiseptisch unwirksame Beimengungen von Harz 11. dgl. wird diese Ziffer oft in täuschender Absicht erhöht.

Ein hoher Entflammungspunkt gestattet das gefahrlose Erwärmen des Carbolineums zwecks heisser, satter Auftragung. Derselbe geht mit hohem specifischen Gewicht und Abwesenheit von leichflüchtigen Stoffen Hand in Hand.

Der Umstand, dass der Erfinder und Fabrikant genöthigt wurde, dem von ihm geschaffenen Phantasiewort »Carbolineum« seinen Namen beizufügen, hat nur dazu beigetragen, den Weltruf des Hauses zu begründen und mit der Bezeichnung Carbolineum den Namen Avenarius in allen Welttheilen bekannt zu machen.

Die kaufmännischen Bureaux in Wien, Budapest, Stuttgart, Hamburg, Berlin, Köln a. Rh., neben den Fabri- cationsstätten Gaualgesheim a. Rh., Amstetten (Niederösterreich), Adlershof bei Berlin reichen kaum aus, den an die Firma gestellten Forderungen zu genügen.

Der jährliche Verbrauch dieses ausgiebigen Materials ist bereits über 3000 Tonnen gestiegen. Bedenken wir, dass man mit 1 Kilogramm 5 Quadratmeter Holzoberfläche streichen kann, so lassen sich mit der angegebenen Menge jährlich 15 Millionen Quadratmeter Holzoberfläche schützen.

In allen Culturstaaten der Welt kennt und schätzt man und wird man noch mehr schätzen lernen das »Carbolineum Patent Avenarius«.

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