Baron Franz Paul Herbert wurde in Anerkennung seiner grossen Verdienste im öffentlichen Leben und als Industrieller mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet. Vervollständigt wurde die technische Einrichtung durch den gegenwärtigen Chef, den von Franz Paul Freiherrn von Herbert (gest. 1884) adoptirten Ernst Herbert-Kerchnawe. Dieser führte im Jahre 1870 das Dampfkammersystem ein, ein System, welches aus der Fortentwickelung der holländischen Methode des Corrosionsprocesses hervorgegangen ist und durch die Qualität des erzielten Fabrikates, welches unübertroffen dasteht, den höchstgestellten Anforderungen entspricht. Er versah ferner die Trockenräume mit Luftheizung und ausgiebiger Ventilation. Dadurch, dass er an Stelle der vordem un­beweglichen Trockenbühnen auf Eisenschienen verschiebbare Stellagen setzte, ermöglichte er es, dass all die Mani­pulationen, welche früher von den Arbeitern in den heissen, engen Trockenräumen unter grosser Belästigung und Gefährdung ihrer Gesundheit verrichtet werden mussten, nunmehr ausserhalb derselben, in grossen, luftigen und gesunden Arbeitsräumen leicht und ohne jedes Bedenken in hygienischer Beziehung ausgeführt werden können.

Auch die Schlemm- und Mahlvorrichtungen wurden vollständig umgestaltet. Den Anforderungen der Gewerbe­hygiene wurde durch Bleiweiss-Wasch- und Separirvorrichtungen Rechnung getragen. Die gesundheitsschädliche Staubentwickelung beim Verpacken des in Pulverform zur Versendung gelangenden Bleiweisses wurde durch Ein­führung maschineller Packvorrichtungen und ausgiebig wirkender Staubabführungsapparate beseitigt.

Das System von sanitären Vorrichtungen, wie die Vornahme der meisten Manipulationen unter Wasser oder in geschlossenen Metallgefässen, und die Präventivmaassregeln, wie der Gebrauch von Respiratoren, die Verabreichung von schwach kohlensauren, Alkalien haltenden Getränken während der Arbeit, wurden vervollständigt durch Einführung von Arbeiter-Dampf- und Wannenbädern. Die auf der ersten allgemeinen deutschen Unfallverhütungs-Ausstellung in Berlin 1889 ausgestellten bezüglichen graphischen Darstellungen und Modelle, welche dem gewerbehygienischen Museum in Wien zur Verfügung gestellt wurden, hatten sich wärmster Anerkennung zu erfreuen.

Das Verhältnis der Unternehmung zu den Arbeitern, deren Zahl gegenwärtig 150 beträgt, war stets ein patriarchalisches im schönsten Sinne des Wortes. Allezeit war für den Fall der Erkrankung und den der Erwerbs­unfähigkeit in humanster Weise vorgesehen. Erfreulich ist es, anführen zu können, dass der Wechsel der Arbeiter sehr gering, sodann, was mit Rücksicht auf die Gefährlichkeit des Arbeitsstoffes und deren Bekämpfung durch eine Reihe zweckdienlicher Maassnahmen betonenswerth erscheint, dass die Zahl der vierzig Dienstjahre zählenden Arbeiter eine relativ grosse ist.

Ergänzend ist beizufügen: Im Jahre 1880 übergab Baron Paul Herbert wegen andauernder Kränklichkeit und vorgerückten Alters den gesammten Besitz seinem Adoptivsöhne Ernst Herbert-Kerchnawe, und im Jahre 1889 traten die Erben nach Baronin Marie Spinette, der Schwester Baron Paul Herberts, in die Firma ein, die seitdem durch die beiden öffentlichen Gesellschafter Ernst Herbert-Kerchnawe und Dr. Baron Albin Spinette ver­treten wird.

Dankerfüllt verzeichnet die Unternehmung, dass Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph I. sie in den Jahren 1850 und 1856 Allerhöchstseines Besuches würdigte.

Wie sehr die in den Paul Herbertschen Bleiweissfabriken erzeugten Producte allenthalben anerkannt werden, beweisen die Auszeichnungen, welche die Firma auf den zahlreichen von ihr beschickten Ausstellungen erhalten hat, und zwar: 1835 Wien: Silberne Medaille, 1838 Klagenfurt: Goldene Medaille, 1839 Wien: Goldene Medaille, 1841 Graz: Goldene Medaille, 1842 Mainz: Goldene Medaille, 1844 Berlin: Silberne Medaille, Laibach: Goldene Medaille, Graz: Goldene Medaille, 1845 Wien: Goldene Medaille, 1851 London: Ausstellungsmedaille, 1853 New-York: Honorable Mention, 1854 München: Ausstellungsmedaille, 1855 Paris: Silberne Medaille, 1857 Trient: Ausstellungs­medaille, 1862 London: Ausstellungsmedaille, 1867 : Grosse goldene Medaille, 1870 Graz: Silberne Medaille, 1873 Wien: Zwei Fortschrittsmedaillen, 1876 Philadelphia: Ausstellungsmedaille, 1878 Paris: Goldene Medaille, 1879 Sydney: Ausstellungsmedaille, 1880 Melbourne: Silberne Ausstellungsmedaille, 1882 Triest: Goldene Medaille, 1885 Klagen­furt: Hors concours, 1888 Wien Jubiläumsausstellung: Auss'tellungsmedaille, 1888 Barcelona: Ausstellungsmedaille, Brüssel: Ausstellungsmedaille, 1889 Berlin (Unfallversicherungs - Ausstellung): Ausstellungsmedaille, 1890 Graz: Ehrendiplom.

Ferner wurde der Firma Franz Paul Herbert anlässlich der Betheiligung an der Londoner Weltausstel­lung 1862, der Pariser 1867, der Wiener 1873, der Pariser 1878 die Allerhöchste Anerkennung Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. ausgesprochen.

426