Dampfer können zwar zur Zeit noch nicht direct an der Fabrik landen, sondern man muss sich vorerst noch der Lichterschiffe oder des Bahnversandts vom Freihafen in die Fabrik bedienen, jedoch ist die Anlage eines grossen Molos für die Bucht von Muggia, an welcher noch verschiedene bedeutende Industrien Triests ihren Sitz haben, geplant, wodurch einem mehrseitigen, dringenden Bedürfnisse Rechnung getragen wäre.

Die Fabrik, auf aufgeschüttetem Meeresgründe errichtet, verfügt über ein ziemlich ausgebreitetes Areal, zu dem noch circa ioobis 150 Meter Meeresstrand gehören, der ebenfalls aufgefüllt und überbaut werden kann, sobald sich das Bedürfnis einer weiteren Expansion geltend macht. Zur Zeit sind circa 17.000 Quadratmeter des ursprüng­lichen Meeresgrundes in Land umgewandelt und dem Fabriksbetriebe nutzbar gemacht, während noch circa 13.000 Quadratmeter Meeresfläche als Reserve für spätere Betriebserweiterungen verfügbar stehen. Die mit Baulich­keiten bedeckte Fläche umfasst circa 8000 Meter, wovon der Hauptantheil auf das stattliche, mehrstöckige und vielfach gegliederte Hauptgebäude kommt; dasselbe enthält im Souterrain die Oel-Reservoirs, welche Raum für circa 100 Waggons fertiger Oele bieten, im Parterre ist der Fabricationsraum mit den Pressen, den Pumpen, Accumulatoren, sowie der gesammten maschinellen Einrichtung, in den übrigen drei, im Mittelbau sogar vier Stock­werken, befinden sich die Samenlager, die ausgedehnten maschinellen Vorrichtungen zum Reinigen, Absieben, Aus­blasen und Schälen der zur Verarbeitung kommenden Samen, welche durch Paternosterwerke nach jedem beliebigen Stockwerke befördert werden können.

In dem grossen Anbau, rechts vom Hauptgebäude, befinden sich die Bureaux, sowie die ebenfalls in grösserem Style angelegte Seifenfabrik, welche fast ausschliesslich vegetabilische Oele eigener Erzeugung verarbeitet und jähr­lich circa 150 bis 200 Waggons Seife produciren kann. In sechs kleineren Gebäuden und Anbauten befinden sich die Böttcherei, die Schreinerei und die Schmiede der Fabrik, ferner noch Lagerräume für Oele, Presskuchen etc.

Die technischen Einrichtungen der Fabrik entsprechen allen Anforderungen der Neuzeit. Dieselbe ist für alle Vorgänge bei der Samenverarbeitung und Oelgewinnung mit den praktischesten Arbeitsmaschinen und maschinellen Hilfsmitteln ausgerüstet, beschäftigt aber trotzdem noch ein ständiges Personal von circa 180 Arbeitern. Ein kauf­männischer Stab von zwanzig Herren unter Leitung eines Directors besorgt den Vertrieb der Erzeugnisse.

Die Fabrik verfügt über 60 hydraulische Pressen verschiedener Systeme, den zur Verarbeitung gelangenden Samengattungen angepasst, die je nach Bedarf von 50 bis zu 350 Atmosphären Druck gespannt und mit welchen maximal innerhalb 24 Stunden 65.000 Kilogramm Samen in Oel und Kuchen verarbeitet werden können, was einer Jahresverarbeitung von circa 20.000 Tonnen (20 Millionen Kilogramm) Samen oder einer Jahreserzeugung von circa 800 Waggons (8 Millionen Kilogramm) Oel und circa 1200 Waggons (12 Millionen Kilogramm) Presskuchen entspricht. Ausserdem ist Vorsorge getroffen, dass im Bedarfsfälle weitere Pressen bis zur Verdoppelung der vor­handenen Anzahl an die bestehende Einrichtung angeschlossen werden können.

Die Fabrik verarbeitet je nach den Conjuncturen am Markte, beziehungsweise nach den Chancen des Ver­kaufes: Sesamsamen, Erdnüsse (Arachides), Leinsaat und Cocosnuss (Coprah), wovon letztere Gattung erst in neuerer Zeit in das Arbeitsprogramm aufgenommen wurde. Den Schwerpunkt legt die Fabrik stets auf die Erzeugung und den Verschleiss von Oelen und Futterküchen aus Sesamsamen und Erdnüssen, und ist der Absatz in diesen Producten in Folge angestrengter kaufmännischer Arbeit im Allgemeinen ein befriedigender, langsam fortschreitender, obwohl er noch bedeutend steigerungsfähig wäre; die enorme und leider fortwährend zu­nehmende Einfuhr des billigen amerikanischen Cottonöls (Baumwollsamenöl), welches von den breiten Volksmassen theils wissentlich, meist aber unwissentlich als Genussöl verwendet wird, drückt jedoch schwer auf die einheimische Oelfabrication, so dass die Fabrik mit der alleinigen Erzeugung essbarer Oele ihre grosse An­lage nicht voll im Betriebe halten kann, sondern vorerst periodisch auch technische Oele, wie Leinöl, Cocosöl etc., erzeugen muss, um die vorhandenen Einrichtungen hinlänglich auszunützen. Trotz der heute noch sehr fühlbaren Concurrenz des Auslandes in diesen technischen Oelen haben sich dieselben durch anerkannt gute Qualität dennoch bereits einen ständigen Abnehmerkreis und eine geachtete Position am inländischen Markte errungen.

Die schon bezeichneten zur Verwendung kommenden Rohmaterialien sind in weiteren Kreisen hinlänglich bekannt, und dürften daher über dieselben einige kurze Bemerkungen genügen. Die Sesamsamen (von Sesamum orientale und Sesamum indicum) sind klein, circa 4 Millimeter lang, von zusammengedrückt eiförmiger Gestalt, und ist der ölhaltige Kern von einer dünnen Samenschale umschlossen, welche vor der Verarbeitung sorgfältig durch eigens dazu vorhandene Maschinen entfernt werden muss. Die feinsten Sesamöle und besten Presskuchen mit höchstem Protemgehalt geben die Samen aus Klein-Asien, Palästina und Griechenland, die lichfcgelb und derartig wohl­schmeckend sind, dass sie im Ursprungslande vielfach auch zur Bereitung von Speisen benützt werden. Hierauf folgen im Werthe die theilweise ebenfalls sehr guten weissen und gelben Sesames aus Indien, denen sich in zahlreichen Qualitäten rothe, braune und schwarze Sesamarten, ebenfalls indischer Provenienz, anreihen.

Die Erdnüsse (Arachides), von Arachis hypogaea und Arachis africana, haben ihren Namen daher, weil die über dem Erdboden bleibenden Blüthen der Arachispflanze nicht zur Reife gelangen; sie werden deshalb bei der Cultur der oberirdischen, abgeblühten Stengel mit Erdhäufchen bedeckt und auf diese Weise zur Reife gebracht. Die Früchte der Arachispflanze sind längliche Samen, ähnlich kleinen Haselnüssen, die sich meist paarweise in einer gelblichen Hülse befinden. Die zu den feinsten Oelen verwendbaren Sorten werden ungeschält, also noch in der Samenkapsel, aus Afrika importirt, da diese auf die Samen und deren Oelgehalt einen conservirenden Einfluss ausübt; der Geschmack derselben ist ein vorzüglicher, nussartiger, und dienen auch diese Samen, geröstet und mit Zucker und Gewürz gemischt, den ärmeren Menschenclassen in den südlichen Ländern als tägliches Nahrungsmittel. Die minderen Erdnüsse, aus denen sich ein vorzügliches Brennöl, sowie auch Schmieröl und Seifenöl hersteilen lässt, stammen von Ostindien, der Coromandelküste etc. und werden schon in geschältem Zustande verfrachtet, wodurch der Transport nicht unwesentlich verbilligt wird.

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