Die Geschichte des gemeinen Leines oder Flachses (Linum usitatissimum), seiner Gespinnstfaser und Samen sind eng verwachsen mit der menschlichen Cultur; derselbe, wahrscheinlich aus dem Oriente stammend, war schon zu Moses und zu der alten Griechen Zeiten bekannt und wird heute überall cultivirt, jedoch kommen für den Welt- consum und Verarbeitung grösserer Quantitäten meist überseeische Provenienzen in Betracht, nämlich Ostindien, Russland, die Levante und die La Plata-Staaten. Die besten Leinsaaten mit höchstem und bestem Oelgehalt kommen aus Ostindien, dann folgen der Reihe nach die Saaten aus der Levante, Russland, Rumänien u. s. w. Der geringste Leinsamen, der auch ein minderwerthiges Oel ergibt und meist in Holland verarbeitet wird, kommt aus den La Plata-Staaten, doch wird solche Saat in der »Vegetabile« grundsätzlich nicht verarbeitet. Ueber die Verwendung des Leinöls als eines der grössten Consumartikel bedarf es wohl keiner besonderen Erklärungen.

Cocosnüsse oder Coprah, von Cocos nucifera, sind die Früchte der in den Tropen heimischen Cocospalme, die ein wahrer Kosmopolit der Tropenländer und mit ihren zahlreichen Abarten die nützlichste Palme ist, welche nach der Volkssage der Hindus zu 99 nützlichen Dingen dient. Ursprünglich auf den Inseln der Südsee und des ostindischen Archipels heimisch, wird sie heute auch anderwärts in den Tropen cultivirt, und zwar speciell auf Ceylon und in Ostindien. Die Cocospalme trägt vom 8. bis 100. Jahre, am reichlichsten vom 20. bis 40. Jahre, und zwar zu allen Jahreszeiten ihre Früchte, die Cocosnüsse, etwa 10 bis 30 Stück an jedem Kolben. Die eiförmigen, etwa dreikantigen Steinfrüchte haben fast die Grösse eines Menschenkopfes und können jährlich 4- bis 5mal abge­schnitten werden. Unter einem dichten Oberhautgewebe liegt die Cocosfaser (zu Tauen, Teppichen, Läufern vielfach verarbeitet), dann die eigentliche, mit einer knochenharten, 3 bis 5 Millimeter dicken Schale versehene Cocosnuss, und diese umschliesst dann den öligen Kern oder Samen. Dieser fleischige Kern von circa 10 bis 1 2 Centimeter Durch­messer enthält 60 bis 70% Fett und wird in getrocknetem Zustande von dem Triester Unternehmen verarbeitet. Man unterscheidet im Handel zwei Hauptgattungen, nämlich die bessere »sonngetrocknete« und die minderwerthige und billigere »feuergetrocknete« Waare. Die feinsten Coprahs kommen von Ceylon und von Cochin auf Malabar, dann existiren noch mehrere andere Sorten im Handel, wie Zanzibar, Singapore, Manilla. Das aus den Cocosnüssen gewonnene Oel hat frisch eine schöne weisse Farbe und bewahrt seine butterartige Consistenz noch bei -)- 20V2 0 C. Das Cocosnussöl ist heutzutage in der Seifenfabrication ein geradezu unentbehrlicher Artikel, und werden bedeutende Quantitäten davon gebraucht.

Der Vorgang bei der Verarbeitung von Samen, z. B. der Erdnüsse, ist ungefähr folgender: Die Erdnüsse werden zunächst auf einem Apparate von Staub, Steinen und sonstigen Fremdkörpern gereinigt, gehen dann durch Walzen hindurch, wo die spröden, leicht zerbrechenden Hülsen entfernt werden, welch letztere hierauf Schüttelsiebe beseitigen. Auf anderen Apparaten findet die Ablösung der feinen rothen Samenschalen statt, die, wie etwa bei frischen Haselkernen, den weissen Kern überziehen und die dem Oele einen Beigeschmack geben würden. Nach abermaliger Reinigung durch Siebe und Ventilatoren gelangen die weissen, nunmehr vollständig schalfreien Erdnuss­kerne neuerdings auf Walzen, und zwar behufs Zerquetschung zwischen zwei gegeneinander laufende Riffelwalzen, worauf schliesslich die feine Mahlung erfolgt. Das ölhaltige Mehl wird hierauf in Presstücher aus Pflanzenfasern eingeschlagen und in hydraulischen Pressen zunächst, um das Volumen herabzumindern, einer Vorpressung ausgesetzt. Bei endgiltiger Pressung wird das zuerst leicht ablaufende Oel als das beste betrachtet. Die zweite Pressung, bei gesteigertem Atmosphärendruck, ergibt schon ein etwas minderes Oel, und die dritte, bei noch höherem Druck, nur mehr ein zu technischen Zwecken verwendbares. Nach der ersten und zweiten Pressung kommen die noch verhältnis­mässig weichen Kuchen wieder auf die Mühle, erst nach der dritten Pressung sind dieselben in hartem, verkaufs­fähigen Zustande. Das Oel läuft von den Pressen durch Rohrleitungen in die unterirdischen Oelreservoirs, wird dann mittelst Pumpen durch die Filtrirpressen gedrückt und gelangt von da endlich in die Lagerbehälter als ver­kaufsfähige Waare. Die Kuchen werden von den anhaftenden Presstüchern und Pflanzenfasern befreit, nöthigenfalls noch an den Rändern beschnitten und sind dann ebenfalls zum Versandt fertig. Bei den übrigen in Triest zur Pressung gelangenden Rohmaterialien, nämlich Sesames, Lein, Coprah und Palmkernen, ist die Procedur so ziemlich die gleiche, nur ist z. B. das Reinigungsverfahren bei Sesames und Lein ein einfacheres als bei Erdnüssen, während das Präpariren der ziemlich zähen und grobstückigen Cocosnüsse eigens construirte Walzen erfordert.

Einer der wichtigsten und für die Prosperität des Unternehmens geradezu Ausschlag gebenden Factoren ist der glatte Absatz der circa zwei Drittel des Samengewichtes ausmachenden Presskuchen zu ihrem inneren Gehalte entsprechenden Preisen, und hatte hierin das Unternehmen eine schwere Einführungsarbeit zu bewältigen, nachdem diese werthvollen Futterstoffe in unserer Monarchie noch nicht hinlänglich bekannt und derart gewürdigt waren, wie in anderen Ländern mit hochentwickelter Landwirthschaft und Viehzucht, wie z. B. in Deutschland, Frankreich, Eng­land, Holland, der Schweiz u. s. w. Auch heute sind die Schwierigkeiten des Presskuchenabsatzes immer noch kein ganz überwundener Standpunkt, obwohl ja schon viel Erfreuliches erreicht wurde, und es wird noch angestrengter Arbeit, sowie speciell der thatkräftigen Unterstützung seitens landwirthschaftlicher Schulen und Bildungsanstalten bedürfen, um diesen hochwichtigen Ergänzungs- und Kraftfutterstoffen den ihnen bei der Landwirthschaft und Vieh­zucht unbedingt gebührenden Rang endgiltig zu sichern.

Um nur ein Beispiel anzuführen, so enthalten weisse Sesamkuchen circa 40 bis 42°/,, Protein (Pflanzen- eiweiss) und circa, 10 bis 12% Fett, dem gegenüber z. B. Mais nur circa io'/ 2 0 / 0 Protein und circa 4% Fett besitzt, und ist es von Autoritäten nachgewiesen, dass es kein anderes Futtermittel gibt, welches, wie diese Oelkuchen, die besten Nährstoffe in so concentrirter Form und zu relativ so niedrigen Preisen enthält. Die Fabrik liefert ihre Futterküchen in unübertroffener Reinheit und unterwirft sich diesbezüglich jeder Analyse durch eine staatlich dazu autorisirte Anstalt, so dass dem Käufer die weitgehendste Sicherheit für die Güte der Futterstoffe gewähr­leistet wird.

440