Die Studiengesellschaft.
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ersten Dampfeisenbahn, und in Paulin Talabot. „ln Deutschland — schrieb Dufour-Feronce — haben wir nur einen Mann, der diesen Ingenieuren an die Seite zu stellen ist und der sie in vielen Beziehungen überragt: Negrelli.“
2. Negrelli. Die bedeutendste, ja die entscheidende Rolle in der Entwicklung und bei der Lösung der Suezkanalfrage spielt Alois von Negrelli. Er hat den Plan für die Anlage des Kanals entworfen, die sich in einem mehr als fünfzigjährigen Betriebe technisch und wirtschaftlich bewährt hat; er hat auch mächtig fördernd in die Verwirklichung der Ausführung des Kanals eingegriffen, die noch andere und bessere Wege gewandelt wäre, wenn ihn das Schicksal nicht zu früh abberufen hätte. Negrellis Schaffen und Wirken ging aber auch weit hinaus über diese Frage. Er hat an der umstürzenden Bewegung des Verkehrswesens in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts tatkräftig und bahnweisend mitgewirkt, so daß ein Blick in sein arbeitsames Leben auch ein Blick in die Kulturentwicklung jener Zeit ist. Ich habe in meinem Werke: „Alois von Negrelli. Die Lebensgeschichte eines Ingenieurs“, dessen zwei Bände nunmehr vollendet vorliegen 9 ) versucht, jene Beziehungen darzustellen, die sich zwischen Negrellis Leben und Wirken, Seele und Herz und der Politik und Wirtschaft, dem Sein und werden der bewegten Zeit, in der er lebte, gesponnen haben. Auf dieser eingehenden Darstellung fußend, sei hier eine kurze Lebenslaufbeschreibung Negrellis bis zu dem Zeitpunkte gegeben, da Dufour ihn der Studiengesellschaft als Ingenieur empfahl; sie möge auch das Lob Dufours, das ich oben anführte, als berechtigt erweisen.
Alois Negrelli ist in Primiero geboren, einem bescheidenen Marktflecken im Cismonetale in Südtirol; sein Vater, der dort ein Gut sein Eigen nannte, war ein tatenfroher und wanderlustiger Südländer, seine Mutter, eine geborene Würtemberg, eine echt deutsche Frau. Alois war als siebentes Kind der erste Knabe; sein Geburtstag ist der 23. Januar 1799. In seine Kindheit fiel der Einbruch der Franzosen; Alois’Vater wurde in Italien gefangen gesetzt; erst 1814 kehrte er wieder heim; er fand seine Familie, gleich der ganzen Bevölkerung des Tales, auf dem Wege zur Verarmung. Alois kam auf das Priesterseminar nach Feltre und betrieb hier mit großem Eifer Logik und Metaphysik, Physik, Mathematik und architektonisches Zeichnen. Im Jahre 1819 trat er als „unentgelt-