Dokument 
Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
Entstehung
Seite
15
Einzelbild herunterladen

Die Studiengesellschaft.

15

Bau beginnen werde, wünsche er, daß die Großmächte Europas ihm Gewähr leisten, daß keine von ihnen jemals aus Sonderinteresse sein Werk an sich reißen wolle oder sich ein Vorrecht zu erstreben suche, daß vielmehr der Kanal der ganzen Welt offen stehe und bleibe und jeder Staat nach seinen Verhältnissen Anteil an dem Segen des Kanals genießen werde. Der Nutzen, der ihm dem Pascha ~ gebühre und den er aus der Unternehmung ziehen wolle, werde nur ein billiger sein. Sein Werk werde das Gepräge der Weltpolitik tragen. Hinweisend auf Veröffentlichungen über die Bildung einer Kanal-Baugesellschaft betonte Mehmed Ali sehr entschieden, daß ein Erschleichen oder gar ein Erzwingen der Baubewilligung aus­geschlossen sei; wäre man dennoch anderer Meinung, so kenne man ihn und Ägypten zu wenig; er besitze die Mittel, jeden solchen Vorgang zurückzuweisen.

Jassnüger versicherte, daß eine Baugesellschaft nicht bestehe und führte zum Beweise hierfür an, daß ja eben erst erforscht werden solle, ob und wie günstigenfalls ein Kanal von Tineh nach Suez zu führen sei. Durch diese Erklärung beruhigt, erteilte Mehemed Ali der deutschen Gruppe und gleichzeitig der englischen und fran­zösischen Gruppe, die aber bisher noch keinen Schritt zur Erfüllung ihrer Aufgabe getan hatten, die Erlaubnis zu Vorarbeiten. Er be­auftragte die Gouverneure von Alexandrien, Mansura und Damiette die Arbeiten der Ingenieure Negrellis tatkräftig zu fördern und stellte für die Dauer der Erhebungen eineBrigantine mit 18 Ka­nonen und 120 Leute Bemannung, schmuck herausgeputzt und mit jeder wünschenswerten Sicherheit und Bequemlichkeit heraus­staffiert unentgeltlich zur Verfügung. Ein guter Backschisch 400 Franken für die Bemannung, eine goldene Uhr für den Kapitän machte die Leute willig und zuvorkommend; aber bei der bekannten türkischen Langsamkeit, mit der alle Vorbereitungensich abwickelten, wurde es Mai, ehe die Ingenieure ihre Tätigkeit aufnehmen konnten, die nun wohl mit größtem Eifer, aber unter großen, ungeahnten Schwierigkeiten durchgeführt wurde. Die Ingenieure litten unter der Hitze der Luft und des Sandes, unter den feuchten ungesunden Dünsten, die der Boden nächtlich ausatmete, unter den Schwärmen von Heuschrecken, die mit dem Südwinde kamen. Aber sieg­reich überwanden Pflichtgefühl und Ehrgeiz alle Hindernisse. Wertvolle Ergebnisse brachte die Abteilung nach Wien, wo sie im Monat August 1847 eintraf.