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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanal?.

Negrelli war sofort bereit ; er leitete die Sache entschlossen in die Wege ; er gewann den Architekten W. Kubly in St. Gallen für die Reise; Kubly sollte die Pläne für die Ansiedlungen, Städte und Kolonien entwerfen; er warb einen tüchtigen jungen Arzt, Dr. Raffey in Wien an; er mietete in Kairo ein Haus mit Garten; von allen Seiten, aus nah und fern, kamen Angebote zur Teilnahme; aber die Zahl der Mitreisenden war beschränkt. Talabot ersuchte um Verschiebung der Reise; die Eisenbahnfragen in Frankreich nahmen ihn ganz in Anspruch. Auch Stephenson hatte keine Zeit; der Bau der großen Eisenbrücke über den Conway und Menai und der schwebenden Tunnelbrücke über den Tweed hielt ihn in England fest. Dufour wünschte, daß Negrelli allein reise, 36 ) damit der Welt ein Zeichen von der ernsten Arbeit der Studiengesellschaft gegeben werde. Man spricht davon, daß ein Assistent Stephensons mit Negrelli reisen solle. Dufour war dagegen ; er hielt es für vorteilhafter, wenn Negrelli allein gehe und allein die Pläne ausarbeite, die dann von Talabot und Stephenson anzunehmen und zu unterzeichnen wären. Die Stellung der deutschen Gruppe würde durch diesen Vorgang wesent­lich gehoben. Und für die zukünftigen Aktionäre läge darin eine unschätzbare Gewähr der guten, sparsamen und rechtlichen Aus­führung.

Negrelli weigerte sich beharrlich gegen diesen Vorschlag, der unnütz die Eifersucht der anderen Ingenieure erregen würde. Dufour, Sellier und Thieriot bemühten sich vergebens, ihn umzustimmen. Endlich wurde zwischen den drei Ingenieuren als Zeitpunkt einer gemeinsamen Studienreise nach Ägypten der Monat Januar 1848 bestimmt. Aber die Reise verzögerte sich neuerlich. Talabot be­gründete die Absage mit dem Hinweis darauf, daß die Arbeiten seiner Ingenieurabteilung noch nicht beendet wären, und Stephenson gebrauchte Ausflüchte aller Art. Negrelli, schon im Besitze des Ur­laubs, war betroffen, ärgerlich, verstimmt fand sich aber schließ­lich doch in die so geschaffene mißliche Lage. Nicht aber Dufour; er bat Negrelli immer dringender, auf die Mitreise Talabots und Stephensons zu verzichten.Es ist in dieser Sache schreibt er entschieden etwas jalousie de métier. Talabot wünscht lieber die Sache verschoben, eventuell vielleicht gefährdet zu sehen, als daß die Ehre, das Avantprojekt gemacht zu haben, ihm entgehen sollte so scheint es mir wenigstens und ich wünschte, daß Sie sich selbst durch eine persönliche Unterredung mit den Häuptern der fran-