Dokument 
Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
Entstehung
Seite
21
Einzelbild herunterladen

Die Studiengesellschaft.

21

zösischen Gruppe überzeugen könnten, ob ich demselben mit diesem Verdachte zu nahe trete. Die Franzosen haben seit Bildung der Société détudes eine schlechte Rolle gespielt und ihre National­eitelkeit will es nicht zulassen, daß auch unser Ingenieur en chef der rechte auf dem Platze sei. Ich kenne meine Pappenheimer, sie gefährden lieber die ganze Sache, als die zweite Violine zu spielen. Die späteren Ereignisse in der Studiengesellschaft selbst bewiesen wie wir sehen werden daß dieser Verdacht Dufours leider sehr begründet war.

7. Die Revolution und die Zukunftspläne En­fantins. Während noch die Briefe über die ägyptische Reise zwischen Paris, Leipzig und Wien hin und her gingen, brach in Paris und Wien die Revolution aus. Die Frage der Reise nach Ägypten erledigte sich vorläufig von selbst. Bis zum Herbste erhoffte Dufour die Aufhellung des politischen Himmels und eine den fried­lichen Arbeiten am Suezkanal günstigere Stimmung. Auch Enfantin war voll Zuversicht auf die Zukunft. Angesichts der gewaltigen Volks­bewegungen, die Europa erschütterten, offenbarte sich ihm in dem großen volkswirtschaftlichen Gedanken des Suezkanals eine bedeut­same sozialpolitische Tat. Der Simonist lebte noch in ihm er ist noch nicht erstorben, wie Negrelli meinte und er sah in Suez das Ziel, nach dem die überschüssigen Arbeitskräfte der Proletarier Europas abzulenken wären. Dufour befürchtete jedoch, daß die Verwirklichung dieser Absicht an dem Einfluß des Klimas scheitern dürite, das den Europäern anhaltende schwere Arbeit wohl nicht gestatte.

In dieser Zeit allgemeiner Erregung, die ganz in Politik getaucht erscheint, waren es schließlich nur noch Dufour und Negrelli, also die Führer der deutschen-österreichischen Gruppe, die gemeinsam mit Enfantin bemüht waren, das begonnene Werk nicht versumpfen zu lassen, sondern die Geister wachzuhalten, und die immer wieder in Wien, Paris und London bei den Mitgliedern der Studiengesell­schaft und bei den Staatsmännern an den großen Gedanken er­innerten. Im August 1848 schrieb Negrelli an Enfantin: 37 )

Ich komme auf meine Bitte eindringlich zurück und wiederhole Ihnen: Verlieren Sie unseren Kanalentwurf nicht aus den Augen! Wohl hat sich alles geändert seit Neujahr 1848, da wir davon sprachen, am 4. März nach Ägypten abzureisen: der Zeitpunkt, auf den wir unsere Reise verschoben haben, wird vielleicht vorübergehen, ohne daß wir unsere Absicht verwirklichen können. Der Vizekönig Mehmed Ali ist tot aber ich glaube nicht, daß wir unserer