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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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II. Die Studiengesellschaft und Lesseps.

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t Ägypten nicht ab und er habe um so weniger Grund dazu, als sich

; andernfalls im In- und Auslande genug Ingenieure bereitfinden

r würden, das Werk zu übernehmen. Übrigens war Dufour der Über-

1 zeugung, daß der Bau einer Eisenbahn nur dazu beitragen müsse,

: die Notwendigkeit des Kanals zu erweisen gleichgültig, ob nun die

Eisenbahn sich bewähre oder versage. 42 ) Der gleichen Anschauung war Freiherr von Bruck, 48 ) der damals als Handelsminister in Öster­reich wirkte; auch er war der Überzeugung, daß die Eisenbahn nur i ein Vorläufer und ein Beweisgrund für den Wasserweg sein werde.

Negrelli war im Jahre 1849 als Ministerial-Kommissar in die Lombardei und nach Venetien entsendet worden, um die gesamten Arbeiten des Straßen-, Brücken- und Eisenbahnbaues zu leiten. In diesen, von Österreich wieder eroberten Ländern lag alles Kultur­leben darnieder. Die österreichische Regierung begann zielbewußt und tatkräftig das Zerstörte wieder aufzurichten und Neues zu schaffen. Dabei richtete sie das Augenmerk vor allem allerdings vorwiegend aus militärischen Gründen auf die Herstellung der Verkehrswege, neuer und alter, insbesondere aber der Eisenbahnen. Von großer Wichtigkeit erschien ihr auch die Regelung des Po und die Einrichtung einer zwischenstaatlichen Schiffahrt auf diesem Flusse. Eine weitere auch politisch bedeutsame Aufgabe war die Herstellung einer Bahnverbindung zwischen Lombardei und Venetien einerseits und den italienischen Kleinstaaten Parma, Toskana, Modena und dem Kirchenstaate andererseits. Nach dem Friedensschlüsse mit Savoyen im Herbst 1849 wurde für die Durchführung aller dieser Arbeiten eine Oberdirektion für die öffentlichen Bauten im Königreich Lombardei- Venetien ins Leben gerufen und Negrelli als Sektionsrat mit ihrer Leitung betraut. So lag eine geradezu erdrückende Arbeitslast auf ihm, die nicht nur technischer, sondern auch, und zwar mitunter fast ausschließlich diplomatischer Natur war. Und hier offenbarte und bewährte sich neuerlich seine Doppelbegabung als Ingenieur und Diplomat in glänzender Weise. Der Umfang seiner Tätigkeit er­weiterte sich noch, als die in Wien neu errichteteKommission zur Erhaltung der historischen Baudenkmäler ihm die ihr in Vene­tien zukommenden Aufgaben überwies und auch die Frage einer Schienenverbindung Veronas mit Innsbruck auf die Tagesordnung kam. 44 ) Und neben dieser Überfülle beruflicher Tätigkeit, unter der er wiederholt zusammenzubrechen fürchtete, fand er doch noch Zeit und Muße, sich mit der Frage des Suezkanals zu beschäftigen und den

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