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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

Plan einer unmittelbaren, schleusenlosen Verbindung zwischen Pelusium und Suez in seinen Grundzügen auszudenken und auszu­arbeiten, ohne jedoch mit dem Ergebnisse seiner fachlichen Erwägung an die Öffentlichkeit zu treten.

Im Jahre 1855, als Bruck Finanzminister wurde, reifte der Gedanke des Verkaufs der lombardisch-venetianischen Staatseisenbahnen an eine Privatgesellschaft der Verwirklichung entgegen. Franzö­sische und englische Geldleute waren bereit, die Bahnlinien zu er­werben. Im Juni 1855 bereiste eine von ihnen beauftragte Kom­mission die lombardisch-venetianischen Eisenbahnen; als Fachmann nahm Paulin Talabot teil, der damals Direktor der ParisMarseiller Eisenbahn war. Negrelli und Talabot fanden Gelegenheit, ihre An­schauungen über die technische Lösung der Suezkanalfrage auszu­tauschen. Talabot faßte einen Kanal ins Auge, der Suez mit Alexan­drien verbinden sollte, damit dieser wichtige Hafen und Verkehrs­mittelpunkt am mittelländischen Meere nicht durch den Kanal in den Hintergrund gedrängt werde.

Dufour-Feronce bereitete um jene Zeit einen entscheidenden Schritt vor, für den er Arles-Dufour zu gewinnen suchte. 45 ) Arlös sollte sich unmittelbar und persönlich an Kaiser Napoleon III. wenden und ihn bitten, im Vereine mit der Königin Viktoria und mit dem Kaiser Franz Joseph das große Friedenswerk aus der Taufe zu heben.Dieses Trio meinte er kann alles, was es will und es muß Suez wollen. Zwei Kaiser und eine Königin, die selbst ein Kaiser wert ist, können nicht ein armseliges Boot mit Umladung wollen; das wäre doch nur ein halbes Werk; nur ein großer Kanal, für die größten Meeresschiffe erbaut, entspricht den Bedürfnissen der Welt. Dufour setzte seine Hoffnungen vornehmlich auf Bruck, der als gediegener und weitblickender Geschäftsmann die großen Vor­teile des Suezkanals wohl zu würdigen wußte, aber er verhehlte sich nicht, daß die Regierungen allein Suez nicht machen würden, wenn es die Öffentlichkeit nicht machte. So drängten Enfantin, Dufour, Negrelli immer entschiedener zu einer Tat, sie begegneten aber leider bei den übrigen Männern der Gesellschaft, insbesondere in England einer lähmenden Gleichgültigkeit.

2. Lesseps. Im Jahre 1848 war Mehmed Ali gestorben; sein Nach­folger Abba Pascha war europäischenVorschlägen nicht zugängig. Auch dem Suezkanale brachte er keine Teilnahme entgegen. Nach seinem plötzlichen Tode im Sommer des Jahres 1854 übernahm sein Oheim