II. Die Studiengesellschaft und Lesseps.
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Said Pascha die Regierung in Ägypten. Said Pascha, damals 32 Jahre alt, war ein Mann von hoher europäischer Bildung, von aufrechtem geraden Wesen, ein gewiegter Staatsmann. Die Hoffnung auf eine baldige Verwirklichung des Suezkanals belebte sich neu; doch bevor noch die Führer der Studiengesellschaft die in Ägypten geschaffene günstige Sachlage zu verwerten begannen, erschien in der Suezangelegenheit bei Enfantin ein Bekannter aus den „ägyptischen Tagen“: Ferdinand Lesseps.
Im Jahre 1805 zu Versailles als Sohn eines Generalkommissars beim französischen Konsulat in Cairo geboren, war Lesseps nach Vollendung der Rechtsstudien kaum zwanzigjährig in die diplomatische Laufbahn eingetreten. In Lissabon und in Tunis errang er sich, dort unter seines Oheims, hier unter seines Vaters Leitung die ersten Sporen im staatsmännischen Dienste. Mit 27 Jahren kam er als Vizekonsul nach Alexandrien und zwei Jahre später als Konsul nach Cairo. Ein tüchtiger Jäger, ein besonders schneidiger Reiter, vielseitig von Bildung, liebenswürdig und gewinnend in seinem Auftreten erwarb er sich rasch die Zuneigung des Vizekönigs; er unterrichtete den jungen Prinzen Said in der Reitkunst, trat ihm aber auch als Lehrer und Freund nahe. Lesseps lernte Enfantin und seine Arbeiten und ihr Ziel kennen, ohne jedoch selbst nähere Beziehungen zu Enfantins Schaffen anzustreben und zu finden. Bei der Bekämpfung der Pestseuche in Cairo betätigte sich Lesseps mit der ihm eigenen Tatkraft und Unerschrockenheit in erfolgreicher Weise, so daß ihm bei seinem Abschiede von Ägypten im Jahre 1847 große Ehrungen zuteil wurden. Über Rotterdam, Malaga und Barcelona führte ihn seine staatsmännische Laufbahn nach Madrid, wo er die Revolutionsjahre verbrachte. Im Jahre 1850 betraute ihn Napoleon mit einer „geheimen Mission“ in Rom. Hier scheint er Schiffbruch erlitten zu haben; denn er verließ den Staatsdienst und lebte nun zumeist auf dem Landgute seiner Schwiegermutter, der von ihm hochverehrten Frau Delamalle im Berry.
Lesseps hat im Jahre 1887 ein großes Werk: „Erinnerungen von vierzig Jahren“ veröffentlicht. Eine der darin aufgenommenen Abhandlungen trägt die Überschrift: „Rom—Suez—Panama“. Lesseps erzählt hier den Fehlschlag seiner staatsmännischen Tätigkeit in Rom und fügt hinzu: „Voilä l’origine du canal de Suez“. Die unfreiwillige Muße, zu der ihn die politischen Verhältnisse zwangen, habe er — so berichtet er weiter — zur Vertiefung in die Suezkanalfrage benutzt,