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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

ich habe sie weder selbst geprüft noch meinen Freunden mitgeteilt und überlasse es Ihnen zu sehen, ob Sie etwas daraus machen wollen oder können. Warum sollten die Monarchen der ersten Länder der Welt nur zu blutigen Kriegszwecken zusammen wirken können und nicht stolz darauf sein, das schönste Werk des Friedens durch den großartigen Einfluß ihrer Namen zu fördern und so ihr Andenken als erhabenste Wohltäter der Menschheit gemeinschaftlich zu ver­ewigen.

Zu diesem in seiner weltumfassenden Weite und in seinem Glauben an den Edelsinn der Fürsten echt deutschen Gedanken mochte Dufour wohl auch der Umstand geführt haben, daß Enfantin schon am 4. Januar 1855 eine Audienz bei Napoleon genommen und dort eine glänzende Aufnahme gefunden hatte. Selbst die Kaiserin Eugenie, eine Verwandte Lesseps nahm lebhaften Anteil an der Suezfrage; alle Minister brachten dem Plane Verständnis und Wohl­wollen entgegen; der Minister des Äußeren drängte Enfantin zum baldigen Aufbau der Gesellschaft und begrüßte gleich dem Kaiser den Entschluß: diese Gesellschaft nicht auf dem Boden zu gründen, auf dem sich gewöhnlich die industriellen Unternehmungen bilden, sondern über ihm, über der Börse, ohne Ausschluß der Geldmänner, aber außerhalb des bunten Getriebes, das sie oft umgibt, und der Fahne von Suez stets jene volle Höhe und Reinheit bewahrend, die ein solches Zeichen der friedlichen Vereinigung aller Völker haben muß 56 .) Diese allseitige und geradezu vorwärtsdrängende Zustim­mung aller maßgebenden Persönlichkeiten der Regierung veranlaßte Enfantin und zwar abermals ohne Fühlungnahme mit den deut­schen Persönlichkeiten einen Plan für die Gestaltung des Ver­waltungsrates der allstaatlichen Suezkanalgesellschaft*) auszu­arbeiten, den er nur Negrelli und Arles mitteilte. 57 )

Nach diesem Entwürfe sollten an der Spitze des Verwaltungsrates Ehrenpräsidenten stehen, Enfantin dachte für Frankreich an einen Prinzen der kaiserlichen Familie oder an den Grafen Morny, den Präsidenten der gesetzgebenden Körperschaft, für Österreich und Deutschland an den Erzherzog Maximilian, den Bruder des regieren­den Kaisers und späteren Kaiser von Mexiko oder an die Minister Bruck und Toggenburg, 58 ) für England an den Herzog von Northum- berland oder den Präsidenten der indischen Gesellschaft und für den Orient an Mohamed Said Pascha oder an Edhem Pascha, den

*)Organisation du Conseil dAdministration de la Compagnie Universelle du Canal de Suez.