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Geschichte des Suezkanals.
deutschen Gruppe den Franzosen gegenüber zu festigen, die durch die Erteilung der ,Konzession“ an einen Franzosen und durch ihren Kaiser einen so überwiegenden Einfluß gewonnen haben und „bei denen insbesonders durch die Herbeirufung französischen Geldes zur Übernahme der notleidenden österreichischen Staatsbahnen auf einmal die ihnen innewohnende Neigung zu Selbstüberhebung eben jetzt auch bei den Besten unter ihnen stark hervortritt“. Wohl waren Dufour und Negrelli über das eigenmächtige Vorgehen der Franzosen, namentlich Enfantins, und über die ohne Anfrage bei der deutschen Gruppe gemachten Ausgaben verstimmt; sie machten aus dieser Verstimmung auch keinen Hehl — aber sie hielten die Pariser Freunde doch für Ehrenmänner, die gegen die deutsche Gruppe nichts Ungerechtes beschließen würden, wenn diese nur stets auf demRechts- boden des Vertrages von 1846 verbliebe und ihre Beiträge ordnungsgemäß einzahle. Dufour regte neuerlich eine Besprechung der drei Gruppen in Paris an, an der auch einflußreiche und „ihrem Äußeren nach imponierende Persönlichkeiten“ teilnehmen sollen — letzteres sei in Paris sehr wichtig, „weil dort mehr als irgendwo auf den inneren Wert nach der äußeren Erscheinung geschlossen zu werden pflegt.“ 3. Lesseps’ Kampf um die Baugenehmigung. Lesseps ging damals schon ganz entschieden, wenn auch noch nicht ganz offen erkennbar, seine persönlichen Wege. Für ihn war die Kanalfrage keine Frage von allgemeiner allstaatlicher Bedeutung — sie war für ihn eine entscheidende Frage für seine Zukunft, wie er ausdrücklich in einem Briefe an seine Schwiegermutter betont. In diesem Briefe schildert er u. a. auch ein Frühstück, das er mit ägyptischen Prinzen vereint beim Vizekönig auf der Dampferfahrt nach Kairo einnahm; er schildert, wie er seinen Plan der Kanalfrage entwickelte, wie er Linant Bey und Mougel Bey als die hierfür berufensten Ingenieure bezeichnete, deren Vorschläge durch englische, französische und deutsche Ingenieure zu prüfen seien. Eine Kommission müsse unter seinem — Lesseps’ — Vorsitze die bestgeeignete Linie feststellen: „La commission que je présiderai“, schrieb er zu Ende des Jahres 1854 seiner Schwiegermutter. Der Studiengesellschaft geschieht in diesem Briefe keine Erwähnung — wenigstens nicht in der Fassung, in der er in den „Erinnerungen“ erscheint. Es ist erwiesen — und solche Beweise sollen noch weiter gebracht werden — daß er insbesondere in diesen Briefen, bei denen er keine Richtigstellung befürchtete, Worte änderte, ausließ und ein-