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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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II. Die Studiengesellschaft und Lesseps.

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fügte, denn für ihn hatte die Veröffentlichung der Briefe im Jahre 1884 einen anderen Zweck als den, welchen er bei ihrer Verfassung im Jahre 1854 verfolgte. Wie schon oben (S. 31) mitgeteilt wurde, hatte Lesseps keine von Said Pascha Unterzeichnete Ausfertigung des Er­lasses vom 30. November 1854 erhalten. Said Pascha verweigerte sie ihm, solange nicht die Zustimmung der Hohen Pforte vorlag. Diese zu erwirken, war nun das eifrige Bemühen Lesseps. Auf dem Wege zum Erfolge lag England als ernstes Hindernis. Lesseps ver­suchte, es durch den englischen Generalkonsul in Kairo zu beseitigen. Er verwies ihm gegenüber auf die Urteile der Fachleute über die Aus­führbarkeit des Kanals; er verwies auch auf die besondere Eignung des Unternehmens als einSpekulationsobjekt für Kapitalisten; aber seine Bemühungen blieben erfolglos. Die Zustimmung des Sultans ließ auf sich warten, der englische Einfluß in Konstantinopel war allzu mächtig. Lesseps wendete sich an den österreichischen Botschafter auch vergebens. Aus Paris kamen Briefe, die seine Rückkehr verlangten, damit die Angelegenheit in die geraden, schon beschlossenen Bahnen gelenkt werden könnte. Lesseps hatte aber vorläufig noch keine Sehnsucht nach Paris. SeineErinnerungen enthalten einen langen Brief, in dem er seiner Schwiegermutter seine weiteren Schritte mitteilt und begründet. Der Brief trägt in den Erinnerungen das Datum aus den ersten Tagen des Jahres 1855. Sein Prinz und er schreibt er wollen die Sache nach ihrem Willen zu Ende führen; er wird nach Konstantinopel reisen und den Sultan selbst drängen. Er hat allein die große Angelegenheit erfaßt er allein will alle Fäden derselben in derHand behalten bis zu dem großen Augenblicke, wo sie frei und allein weiter gehen kann.Da ich noch als junger Mann bei Mehmed Ali als französischer Vertreter resi­dierte so erzählt er da sagte dieser bedeutende Reformator eines Tages zu mir:Merken Sie es sich, junger Freund, wenn Sie im Laufe Ihres Lebens je etwas sehr Wichtiges unternehmen, ver­trauen Sie nur sich allein; wenn Zwei sind, ist stets Einer zu viel! Wenn man in Paris durch die Nachricht über die mir vom Vizekönig verliehenen Vollmachten überrascht ist, wird man es noch mehr über die Einfachheit des finanziellen Aufbaues der Gesellschaft sein, die den Gegenstand meiner Erwägungen bildet und in der ich ein Beispiel hoher Sittlichkeit geben werde. Was Lesseps später getan, um sein Unternehmen zu finanzieren, straft diese Worte Lügen; es drängt sich, in Kenntnis dieser seiner Handlungen die Vermutung