if. Die Studiengesellschaft und Lesseps.
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unberechtigten Widerstand aufgeben; man dürfe es nur nicht Zeit gewinnen lassen, ihn auszunutzen.
Der Pascha zögerte. Lesseps beschloß nach Frankreich zu reisen; er hoffte von Paris aus die Sache leichter in die rechten Wege leiten zu können. Auch kamen Nachrichten, die seine Anwesenheit in Frankreich dringend notwendig erscheinen ließen, wenn die Angelegenheit nicht eine Richtung nehmen sollte, die seinenAbsichten gerade entgegen lief. Enfantins Audienzen bei Napoleon beunruhigten ihn; das Einschreiten des Ministers des Äußeren in England war ihm durchaus nicht willkommen; der Kaiser solle sogar — so berichtete man Lesseps — Enfantins mißbilligende Anschauung über die nutzlosen Schritte in Konstantinopel teilen und die Kaiserin sei der Studiengesellschaft sehr gewogen.
Unmittelbar vor seiner Abreise aus Cairo, am 30. April 1855, überreichte Lesseps dem Pascha den allgemeinen Entwurf der Ingenieure Linant-Bey und Mougel-Bey für den Suezkanal und beantragte in einem längeren Berichte, ihn einer Kommission hervorragender Wasserbau-Ingenieure aus England, Frankreich Deutschland (Österreich) und Holland zur Begutachtung zu unterbreiten. Nach Festlegung der Kanallinie durch diese Kommission werde mit der Aktienzeichnung begonnen und er — Lesseps — werde rechtzeitig für den Beginn und den ungestörten Fortgang der Arbeiten sorgen; durch seine unermüdliche Tätigkeit habe er bewirkt, daß ihm schon jetzt Beträge in der Höhe von 15 Millionen Franken angeboten worden seien. „Eure Hoheit — heißt es in dem Berichte 69 ) — haben schon ein erstes Verzeichnis von sechzig Gründern, welche die im Artikel 11 des Fermans vorgeschriebenen Bedingungen erfüllen, bestimmt. Eure Hoheit lassen mir die Sorge, diese Liste zu vervollständigen durch Aufnahme von Persönlichkeiten, die in jedem Lande zur Gründung des Werkes wirksam beitragen werden und wünschen nur, daß die Gesamtzahl der Gründer sich wenn möglich, nicht über hundert erhebe.“
Der Vizekönig nahm in einem besonderen Schreiben vom 15. Mai 1855 Kenntnis von diesem Berichte, der Lesseps an Stelle einer „Instruktion“ dienen sollte und ließ — wie schon auf Seite 31 erwähnt wurde — Lesseps eine Abschrift des Fermans vom 30. November 1854 mit dem ausdrücklichen schriftlichen Vorbehalte ausfolgen, daß die Bauarbeiten erst nach Genehmigung durch die Hohe Pforte begonnen werden dürften. Es ist bezeichnend, daß Lesseps in seinen