II. Die Studiengeselischaft und Lesseps.
41
beiden Meere zu ratificiren. Jetzt — nachdem der Boden in Konstantinopel entsprechend vorbereitet ist — wird die Ratification hoffentlich bald erfolgen.
Ich werde erfreut sein, Sie bei Ihrer Rückkehr nach Europa in Wien wiederzusehen, um mit Ihnen vorläufig die am meisten geeigneten Mittel für die Bildung der internationalen Baugesellschaft zu besprechen, und Herr Negrelli ist bestimmt, Ihnen nach Paris zu folgen, wo die Mitglieder der Studiengesellschaft sich nach Ihrer Rückkehr aus Ägypten zu versammeln beschlossen haben.
Mit inniger Genugtuung erfahre ich, daß Sr. Hoheit mich, wie auch Herrn v. Negrelli unter die Gründermitglieder der großen Unternehmung hat einreihen lassen, wie wir auch Gründermitglieder der Studiengesellschaft sind, und ich hoffe, daß Sr. Hoheit auch die gleiche Gnade den anderen Gründermitgliedern dieser Gesellschaft erweisen wird.
Bezüglich der Führung des Schiffahrtskanals teile ich vollkommen Ihre Meinung, d. h. ich glaube entschieden, daß der große Zweck nur durch die Durchstechung des Isthmus von Suez und nicht durch eine Durchschneidung Ägyptens und des Nils erreicht wird. Sie können jederzeit auf meine Bereitwilligkeit rechnen, das große Unternehmen in diesen Grenzen und unter diesen Bedingungen zu unterstützen.
Ich habe soeben Herrn von Negrelli, der gegenwärtig in Wien weilt, von dem Empfang Ihres Briefes verständigt und er freut sich mit mir, den allgemeinen Entwurf der Ingenieure Sr. Hoheit des Vicekönigs zu erhalten.
Übrigens behalte ich mir vor, Ihnen die Persönlichkeiten, die am geeignetsten die internationale Suezkanalgesellschaft in Wien, Triest und Venedig vertreten können, bei Ihrer Durchreise durch Wien bekannt zu geben. Man muß im Interesse der großen Unternehmung dies wohl erwägen, weil der gute Erfolg hauptsächlich von der Wahl der Persönlichkeiten für das Protektorat, wie auch für die Leitung und Förderung im Allgemeinen abhängt. Dabei ist größtmögliche Vorsicht geraten, um die Eifersucht der einflußreichen Persönlichkeiten zu vermeiden.
Bei dieser Gelegenheit muß ich Sie im Vertrauen aufmerksam machen, daß Fürst Metternich seit mehr als dreißig Jahren mit der Suezfrage sich befaßt, immer den Erfolg begünstigend, und daß er sich zurzeit mit einer anregenden Schrift befaßt, die Alles beleuchten soll, was seit 1821 in dieser Richtung geschehen ist.
Meinerseits hatte ich die Absicht, bei den Conferenzen in Wien vorzuschlagen, daß die Suezfrage in die Verhandlungen einbezogen und auf solche Weise unter den Schutz aller Mächte gestellt werde — was bei Wiedereröffnung der Conferenzen sicher auch geschehen wird.“
4. Die endgültige Abschüttelung der Studiengesellschaft. Abschriften dieses Briefes sandte Bruck an Arles- Dufour und Enfantin; beide waren durch die Mitteilung, daß Bruck und Negrelli zu Gründern ernannt und sie übergangen worden seien, wie alle anderen Mitglieder der Studiengesellschaft, sehr unangenehm berührt; denn nun fanden sie bestätigt, was sie schon längst befürchtet hatten: den vollständigen Abfall Lesseps’ von der Studiengesellschaft.
4 Die Geschichte des Suezkanals.