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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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IT. Die Studiengesellschaft und Lesseps.

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verbündeten oder vereinzelten, die sich in großer Zahl seit 50 Jahren mit der Kanalfrage befaßt haben.Ich betrachte schließt das Schreiben die gegenwärtige Angelegenheit des Suez­kanals nicht als die meinige. Sie ist zunächst die des Vizekönigs von Ägypten, wie sie schließlichjene der ganzen Welt sein wird. Arl£s berichtete über den Briefwechsel und über die Vorfälle, die zu ihm geführt hatten, eingehend an Negrelli. Dieser Brief 64 ) ist die Geschichte des Irrtums der französischen Gruppe und ihrer Sorgen; er ist ungewollt das Bekenntnis ihrer Fehler, die in der Eifersucht auf die Tätigkeit der deutschen Gruppe ihre Ursache hatten. Und nun rief Arles selbst diese deutsche Gruppe zu neuer gemeinsamer Arbeit auf, denndie Suezangelegenheit ist nicht eine ägyptische oder türkische Sonderangelegenheit, wie Lesseps glaubt sie ist eine europäische, eine Weltangelegenheit, und die Gesellschaft, die sie ausführen wird, muß der Ausdruck des Willens der Mächte sein,die dieses Werk berührt, nicht aber das Ergebnis der Laune oder des Wohlwollens eines Paschas oder Sultans für den oder jenen Freund. Arl£s regte eine Zusammenkunft für den Monat Juli in Paris an, wo die Weltausstellung (1855) im vollen Glanze sich darstellen wird; auf dieser Zusammenkunft wäre die Umwandlung der Studien­gesellschaft in eine Baugesellschaft zu beschließen. Abweichend von der vorsichtigen, zuwartenden, im Stillen fortschreitenden Arbeit der Studiengesellschaft, die in erster Linie eine sichere, den Erfolg verbürgende Grundlage für das große Werk anstrebte, ent­faltete Lesseps eine mehr stürmische und lärmende Tätigkeit. Sein Hauptaugenmerk war auf England gerichtet. Hier hatte bereits Dufour-Feronce mit verschiedenen maßgebenden Persönlichkeiten namens der Studiengesellschaft Fühlung genommen, auch Freunde für den Kanal geworben; dabei die Überzeugung erlangt, daßdie Furcht vor der steigenden Konkurrenz Amerikas das einzige Mittel sei, England für den Suezkanal zu gewinnen. Er hält es für richtig, die Gesellschaft finanziell in die Hände der großen englischen Kapitalisten und den Bau in die Hände von Leuten, wie die großen englischen Kontrahenten Bracy, und Andere zu spielen.Sind solche einflußreiche englische Geldmächte direkt interessiert, so setzen sie es schon durch. Lesseps wandte sich an die breite Öffentlichkeit. DieTimes brachten aus seiner Feder eine längere Abhandlung, in der er immer wieder betonte, daß die Suezangelegen­heit eine Angelegenheit der ganzen Welt sei und nicht Frankreichs

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