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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals.

gründlicher Kenner des Roten Meeres, der sich schon mit Studien über den Kanal befaßt hatte; Rigaut de Gen ou il ly, Konter­admiral der kaiserlichen Marine Frankreichs; Jaurès, Schiffs­kapitän der kais. französischen Marine und Mitglied des Admiral­rates werden berufen. Außer Negrelli gehörte also kein Mitglied der Studiengesellschaft der Kommission an, obwohl jetzt Gelegenheit gewesen wäre, Talabot oder Enfantin, die die Kanalfrage gründlich kannten, zur Mitarbeit heranzuziehen.

Die Kommission ging auf keinen der vorgelegten Entwürfe für den Kanal näher ein, sondern beschloß die Verbindungsmöglichkeiten der beiden Meere an Ort und Stelle zu studieren. Die Studienreise fand im Monat November statt. Nur Lesseps, Mac Clean, Conrad, Renaud, Lieusson und Negrelli nahmen teil an ihr; Paleocapa und Lentze geben die Weiterreise in Malta wegen Erkrankung auf; als Architekt begleitete der Schweizer Kubly, als Arzt der Wiener Dr. Ganz die Kommission. In der ersten Sitzung in Alexandrien am 18. November 1855 wird Conrad zum Vorsitzenden, Lieusson zum Schriftführer gewählt und legt Negrelli seine Aufnahmen im Hafen von Pelusium und den von ihm ausgearbeiteten Lageplan des Kanals vor, der bis dahin im Archiv des österr. Handelsministeriums auf­bewahrt worden war. Der Vizekönig von Ägypten betraute die Kommission zunächst mit einer anderen Aufgabe; er erbat ihr Gut­achten über die Ausgestaltung der Kanalisationsanlagen seines Landes. Über Cairo und das Lager der ägyptischen Armee, in dem die Kommission vom Vizekönig feierlich empfangen wurde, ging die Nilfahrt unter steten wassertechnischen Aufnahmen und Er­hebungen nach Siut, dem alten Lycopolis, nach Donders am Saume der Wüste, nach Luxor bei den Ruinen von Theben bis zum ersten Nilkatarakt bei Assuan. Nach einem langen Ritt durch die Wüste gelangte die Gesellschaft zur Insel Philae, an die Grenze Ägyptens. Zurückgekehrt nach Assuan erstattete die Kommission an der. Vize­könig den Bericht über die Art der im oberen und mittleren Ägypten anzulegenden Bewässerung. Der überaus eingehende Bericht gipfelt in dem Vorschläge, für die Bewässerung des hochliegenden Geländes am rechten Nilufer einen Kanal in Verbindung mit einer Talsperre her­zustellen, die in dem engen Felsental bei Djebel-Silsilis anzulegen sei. DerVizekönig verlangte nun auch die Äußerung der Kommission über die geplanten Verschlüsse der Durchflußöffnungen an dem Wehre von Saidieh an der Südspitze des Nildeltas und über die geeigneten