MI. Die Kanalentwiirfe vor den Fachleuten.
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Ausmaße der drei großen Bewässerungskanäle, die aus dem hier gebildeten Staubecken gespeist werden sollten. 69 ) Nach Erstattung ihres Gutachtens trat die Kommission ihre Reise auf die Landenge von Suez an. Von Suez aus ging die Untersuchung des Isthmus gegen Pelusium zu; auch der Berg Ataka, südwestlich von Suez, wurde besichtigt, um die Verwendbarkeit seiner Gesteinsmasse für die Kanalbauten zu prüfen. Am 1. Januar 1856 kehrte die Kommission nach Alexandrien zurück. Hier erstattete sie dem Vizekönige einen vorläufig kurzen Bericht über die Ergebnisse ihrer Reise; sie gab darin ihrer Überzeugung Ausdruck, daß die von Negrelli vorgeschlagene direkte Linie mit einer Abzweigung zum Nile die beste Lösung der großen Aufgabe einer Verbindung der beiden Meere darstelle und die Ausführung, deren Kosten 200 Millionen Franken nicht übersteigen werden, technisch und wirtschaftlich mit sicherem Erfolge möglich sei. Sie erklärte auch den Vorschlag Negrellis: den Hafenplatz des Kanals gegenüber dem antiken Said zu lagern, als einzig richtig; es bestehe hier keine Gefahr der Versandung und der Hafen sei vor den Westwinden geschützt. Am 11. Januar 1856 betrat die Kommission in Triest wieder europäischen Boden. Die Verhandlungsschriften wurden abgeschlossen. Dann löste sich die Reisegesellschaft auf. Lesseps war in Cairo zurückgeblieben.
2. Werbearbeit für den Kanal. Der Bericht der Suezkanalkommission an den Vizekönig von Ägypten rüttelte Europa aus seiner im großen und ganzen noch ziemlich mäßigen Anteilnahme an der Suezkanalfrage wach. Der Eindruck, den er hervorgerufen, spiegelte sich in vielen Abhandlungen wieder, die in den großen Tagesblättern und Zeitschriften aller Länder veröffentlicht wurden. Eine überaus wertvolle, für die Entwicklung der Frage bedeutsame Veröffentlichung war eine Abhandlung Negrellis, die unter der Überschrift: „Die gegenwärtigen Transport- und Kommunikationsmittel Ägyptens mit Beziehung auf die beantragte Durchstechung der Landenge von Suez“ im XVII. Hefte des Jahrgangs 1856 der Wochenschrift „Austria“ (Wien) erschien. Negrelli bespricht darin die Eisenbahn von Alexandrien über Cairo nach Suez, die im Dezember 1855 den Betrieb aufgenommen hatte; ferner die „optischen Telegrafen“, die in Ägypten zu einer Zeit angelegt worden waren, da sie in Europa nur in wenigen Ländern bestanden, und den elektrischen Telegraphen längs der oben erwähnten Eisenbahn; er beschreibt weiter in anziehender Form die