III. Die Kanalentwürfe vor den Fachleuten.
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stand Englands gegen den Suezkanal. Lesseps, der erst Ende Februar 1856 nach Europa zurückgekehrt war, trug sich mit dem Gedanken, die „Ausführungsgesellschaft“ ohne Rücksicht auf die Genehmigung der Pforte ins Leben zu rufen. Er bemühte sich aber vergebens, Bruck und Negrelli diesem Plane günstig zu stimmen. Schon Mitte Februar schrieb ihm Negrelli nach Ägypten : „ Ich beeile mich, Ihnen bekannt zu geben, daß Baron Bruck es nicht für opportun hält, die Ausführungsgesellschaft vor Genehmigung des Fermans durch die Hohe Pforte zu bilden.“ Negrelli weist darauf hin, daß es am vorteilhaftesten wäre, die Kanalfrage durch den Friedensvertrag von Paris, der alle Orientangelegenheiten ordnen soll, dauernd zu regeln. 71 ) Lesseps verweilte längere Zeit in Wien und richtete bei dieser Gelegenheit am 1. März 1856 einen Brief an den Finanzminister Bruck, in dem es heißt: 72 ) „Ich bitte Se. Exzellenz den Gesellschaftsbankier in Wien zu bestimmen, der sich mit Herrn von Revoltella 78 ) zu dem Zeitpunkte verbinden soll, der für die Eröffnung der Subskription in Österreich am geeignetsten sein wird. Dieser Bankier in Wien wird ein Mitglied des Verwaltungsrates sein, der mithin in Österreich fünf Mitglieder zählen wird: Se. Exz. Baron Bruck — sofern er geneigt ist, eine der drei Vizepräsidentenstellen zu übernehmen — Herrn von Negrelli, Herrn Revoltella, den noch zu bestimmenden Bankier in Wien und Baron James Rothschild, wenn er dem Vorschlag zustimmt, den ich ihm zu unterbreiten gedenke.“ Lesseps fügt noch hinzu, daß er vom Wali beauftragt sei, Baron Bruck drei in Österreich zu verteilende Gründeranteile zurVerfügung zu stellen. „Ce nombre d’administrateurs — heißt es in dem Schreiben — formera plus que la proportion avec le capital de 20 a 25 millions, maximum qui pourra être réservé aux souscripteurs de l’Autriche et de la Lombardo-Vénétie.“ Dieser Hinweis bezieht sich auf den von Lesseps über Wunsch Negrellis für Österreich gemachten Vorbehalt von 50000 Stück Aktien, 74 ) die Revoltella unterzubringen bereit war. Zweifellos hat Baron Bruck auch im persönlichen Verkehre mit Lesseps seine Anschauung über die unbedingte Notwendigkeit der Genehmigung des Fermans durch den Sultan vor Begründung der Baugesellschaft mit großem Nachdrucke — allerdings unter Zusage seiner Vermittlung in Konstantinopel — betont; denn Lesseps entfaltete, nach Paris zurückgekehrt, eine bewundernswerte Rührigkeit, um den Widerstand Englands, der allein an dem Zögern des Sultans schuld trug, zu beseitigen. In dieser Sache sollten ihm aber