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Geschichte des Suezkanais.
Enttäuschungen nicht erspart bleiben. Seine erste war der Pariser Friede vom 30. März 1856, der die Frage des Suezkanals ganz außer Acht ließ; die Großmächte hatten eben schließlich im Hinblick auf Englands Stimmung gegen den Kanal alles vermieden, was neue Verwicklungen schaffen und so den Friedensschluß hätte gefährden können. Lesseps begab sich mm kühn entschlossen in die Höhle des Löwen; er reiste nach London und verstand es, in der Bevölkerung und in der Presse Teilnahme für den Kanal wachzurufen. Auch Palmerstone empfing ihn, aber nur — und dies war die zweite große Enttäuschung — um bestimmt zu erklären, daß er ein Gegner des Kanals sei und bleibe, weil er die Macchiavellische Politik Frankreichs in Ägypten gegen England nicht dulden könne, übrigens auch von der Unausführbarkeit des Kanals überzeugt sei. Nun hielt Lesseps in der Londoner geographischen Gesellschaft einen Vortrag über den Kanal und besprach eingehend die Ergebnisse der von ihm berufenen Kommission, der die angesehensten Ingenieure Europas angehörten. Er bereitete die Gründung eines Ortsausschusses vor, bestehend aus je einem Mitgliede der Indischen Gesellschaft und der englischen Bank, aus zwei hervorragenden Geldmännern der City, dem Generalsekretär der Dockgesellschaft und zwei englischen Ingenieuren der internationalen Kommission für den Suezkanal; dieser Ausschuß sollte aber erst — so fügte Lesseps vorsichtig und berechnend hinzu — nach Genehmigung des Fermans durch die Pforte ins Leben treten. Ohne ersichtliche Erfolge kehrte Lesseps nach Paris zurück und veröffentlichte nun, unmittelbar vor der entscheidenden Tagung der Kanalkommission den zweiten Band seines Werkes: „Percement de 1* Isthme de Suez. Rapport et Projet de la Commission internationale. Documents publiés par M. Ferdinand de Lesseps. Paris, Aux Bureau de ,,l’ Isthme de Suez, Journal de l’Union des deux Mers“ et chez Henri Plon, Editeur.“ Der Band brachte eine Übersicht über den Stand der Angelegenheit aus der Feder Lesseps, eine geschichtliche Mitteilung über die Landenge von Suez von Barthélémy Saint Hilaire, Auszüge aus den Verhandlungsniederschriften der internationalen Kommission, ein Mémoire zur Kanalfrage von Paleocäpa, dem Minister der öffentlichen Arbeiien in Sardinien, eine Erwiderung auf die Angriffe der Revue d’Edinburgh gegen die Bestrebungen Lesseps’, eine kurze Darlegung der Bedeutung des Kanals für den Handel und die Meeresschiffahrt und schließlich den Ferman des Vizekönigs mit dem Bedingnisheft für den Bau und