III. Die Kanalentwürfe vor den Fachleuten.
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mit den Satzungen der Allgemeinen Suezkanalgesellschaft. Das auf dem Titelblatte des Bandes genannte „Journal de l’Union des deux Mers“ hatte Lesseps kurze Zeit vorher gegründet; die Zeitschrift sollte fortlaufend über alles berichten, was den Kanal betraf, alle Rechenschaftsberichte veröffentlichen und alle den Kanal berührenden fachlichen Angelegenheiten besprechen. Man muß es Lesseps zugestehen, daß er es verstand, die allgemeine Anteilnahme an der Kanalfrage wachzurufen und wachzuhalten — eine solche rührige und werbende Kraft, die sich voll und ganz der Sache widmete und widmen konnte, hatte der Studiengesellschaft leider gefehlt. Das hatten wohl auch die führenden Männer dieser Gesellschaft gefühlt, als sie Lesseps ihre Bestrebungen anvertrauten — aber sie hatten auch leider das innerste Wesen dieser Persönlichkeit vollständig verkannt.
3. Die Kanalentwürfe. Am 23. Juni 1856 um 8 Uhr morgens wurde durch Lesseps die erste Sitzung der internationalen Kommission für den Meereskanal von Suez in Paris eröffnet. Alle Mitglieder mit Ausnahme des erkrankten englischen Ingenieurs Rendel waren anwesend; auch Jonard, Saint Hilaire und Mougel-Bey nahmen an den Verhandlungen teil. Lesseps schilderte in einer schwungvollen Ansprache den Zweck der Beratungen, legte ausführlich die bisher geleisteten Arbeiten dar und unterbreitete schließlich alle zur Erledigung der Aufgabe notwendigen Behelfe. Zum Vorsitzenden wurde Conrad (Holland), zu Sekretären wurden Lieusso (Frankreich) und Manby (England) gewählt.
Es lagen fünf Entwürfe vor, von denen zwei die unmittelbare Verbindung der beiden Meere, die anderen eine mittelbare zur Grundlage hatten. Die ersteren, also die Entwürfe der Durchschneidung der ganzen Landenge selbst, stammten von Linant und Mougel, welche den ursprünglich von Lepere, einem Teilnehmer der ägyptischen Unternehmung Bonapartes, ausgesprochenen Gedanken darin verwirklichten, und von Negrelli, der seinen Entwurf auf Grund der Höhenmessungen im Jahre 1847 (vergl. S. 47) ausgearbeitet hatte.
Nach dem Vorschläge der Ingenieure Linant und Mougel sollte der Kanal von dem Hafen von Suez aus zu den Bitterseen führen, diese Seen, die einen mächtigen Wasserbehälter darstellen, durchschneiden, weiterhin den Timsahsee queren, ebenso den Ballahsee und dann an der Ostseite des Menzaleh-Sees zum Strande von Tineh führen und in