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Geschichte des Suezkanals.
nächster Nähe der Ruinen von Pelusium in das mittelländische Meer münden. Das Meer ist an dieser Stelle nicht tief; die Wassertiefe von 8 m, die für die Eintauchung der Schiffe benötigt wird, findet sich erst in einer Entfernung von 8 km von der Küste; der Kanal sollte daher auf diese Länge zwischen zwei Dämmen in das Meer hinausgeführt werden; um ihn gegen Versandung zu schützen, war am Ende der Dämme ein Molo vorgesehen, hinter dem ein großer Zufluchtshafen, unter Umständen hinreichend für eine Flotte, in Aussicht genommen war. Überdies sollte ein Becken, zum Teil ins Meer hinausreichend, von rund drei Millionen Quadratmeter Oberfläche angelegt und durch die Bitterseen gespeist werden, um die Wasserführung des Kanals zu sichern. Das Wasser wäre in diesem Becken nahezu auf der Höhe der Gezeiten im Roten Meere, also auf 1,50 und 2,50 m Höhe gehalten worden. Auch in Suez war zur Speisung des Kanals ein Becken von beiläufig 25 Millionen Quadratmeter Flächenraum vorgesehen, das ein Damm von 6 bis 7 km Länge mit Toren vom Meere trennt. Das Wasser dieses Beckens hätte zwei Mal in 24 Stunden den Verlust in den Schleusen in Tineh und Suez, wie auch den durch Versickerung und durch Verdunstung der Bitterseen zu decken; der Gesamtverlust an Wasser wurde auf 6,6 Millionen Kubikmeter im Tage eingeschätzt. Die Länge des ganzen Kanals war mit 160 km angegeben. Linant und Mougel empfahlen auch den Bau eines Kanals von kleinem Querschnitt vom Nil — in der Höhe von Cairo abzweigend — zum Timsahsee, um den Isthmus mit Süßwasser zu versorgen und den Meereskanal mit dem Inneren des Landes zu verbinden. Die Gesamtkosten der Anlagen hatten die beiden Ingenieure mit rund 250 Millionen Franken berechnet; die Bauzeit hatten sie mit 6 Jahren angenommen; entscheidend für die Höhe der Kosten und für die Länge der Bauzeit erschienen die umfangreichen Bauwerke in Tineh, für die allein 50 Millionen Franken vorgesehen waren.
Negrellis Entwurf unterscheidet sich von dem der ägyptischen Ingenieure durch einige Änderungen, die sich bau- und verkehrstechnisch, aber auch wirtschaftlich vorteilhaft darstellen. Die Ausmündung des Kanals in das mittelländische Meer war weiter gegen Westen gerückt; ich komme auf diesen Vorschlag, der — wie das ganze Projekt Negrellis — erst in den Beratungen selbst näher bekannt gegeben wurde, noch zu sprechen; hier erwähne ich nur diese, für die Entscheidung in der Kanalfrage maßgebende Tatsache. Von