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Geschichte des Suezkanals.
sandbringenden Nordwestwinde für schwer ausführbar. Talabots Kanal geht von Suez aus und verfolgt bis in die Nähe des Timsah- Sees annähernd die Linie des von den ägyptischen Ingenieuren entworfenen Kanals; dann aber wendet er sich nach Westen und zieht durch das Tal von Tumilat (Wadi Tumilat) gegen den Nil zu, den er unterhalb Cairos, unmittelbar oberhalb der geplanten großen Wehranlage, also an der Spitze des Nildeltas überschreitet; nun schwenkt die Linie gegen Norden und begleitet den westlichen Nilarm bis Teyrieh, um von hier aus in gerader Richtung gegen die Meeresküste vorzudringen, in deren unmittelbarer Nähe sie nach Alexandrien abbiegt. Einen schwierigen Punkt bildete die Überschreitung des Nils; der Bau der Wehranlage war vor zwanzig Jahren begonnen und wiederholt unterbrochen worden; Talabot plante für den Fall ihrer Vollendung eine Fahrrinne durch den gestauten Wasserspiegel, andernfalls aber wollte er den Kanal auf einer Brücke von 1000 m Länge, 25 m Breite und 8 m Wassertiefe in einer Höhe von 12 m über die Hochwasser des Nils führen. Der Scheitelpunkt des Kanals wäre 31 m über dem Meeresspiegel zu liegen gekommen. Die Höhenunterschiede gegen Suez und Alexandrien zu sollten in 24 Schleusen überwunden werden. Die Speisung des Kanals war dem Nil zugedacht, aus dem das erforderliche Wasser beim Tiefstand des Stromes durch Maschinen in das Kanalbett zu heben wäre. Die Länge des Kanals stellte sich auf 392 km, die reinen Baukosten waren mit 234 Millionen Franken veranschlagt; hierzu kamen noch rund 116 Millionen für Verwaltungskosten, Vorarbeiten, Verzinsung und Tilgung der Bausumme und der Wasserhebemaschinen usw. Der Kanal Talabots entsprach in keiner Weise den Anforderungen eines Weltschiffahrtsweges — war auch als solcher nicht gedacht, es war ein Binnenkanal, der an beiden Enden in Meereshäfen mündete; die Beförderung der Schiffe durch Pferde, die Störung der Bewässerung des Niltales, also der Grundlage der Fruchtbarkeit des Landes, die Benachteiligung Cairos, über dessen Hafenanlagen der Kanal in großer Höhe hinweglaufen sollte — das alles sprach überhaupt gegen diese Linienführung.
Die Ingenieure Barrault schlugen deshalb vor, den Schiffahrtsweg von Alexandrien nach Suez nicht an der Spitze des Deltas, sondern an seiner Grundlinie über den Nil zu führen. Nach ihrem Entwürfe sollte der Kanal von Alexandrien aus entlang der Bucht von Abukir und nördlich des Sees von Edku nach Rosette führen, den west-