III. Die Kanalentwürfe vor den Fachleuten.
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liehen Nilarm queren, in den Barlus-See eintreten, ihn seiner ganzen Länge nach durchziehen, dann der Küste, nahezu gleichlaufend mit ihr, bis unterhalb Damiettes folgen, hier abermals einen Nilarm überschreiten und in den Mensalehsee einbiegen; auch diesen durchschneidet er in seiner ganzen Längenausdehnung, sich von West gegen Süden wendend und Pelusium im Osten lassend; in gerader Richtung durchzieht er nun den westlichen Teil des Ballahsees und die Schwelle von El Ferdau; im Timahsee vereinigt sich seine Linie mit dem von Negrelli vorgeschlagenen Meereskanal von Suez nach Pelusium; die Verbindung des Timsah-Sees mit dem Nil bei Cairo ist beibehalten. Die Länge dieses Kanals: Alexandrien— Rosette—Damiette—Ballahsee—Suez, ist rund 390 km, wovon nahezu 200 km in die durchschnittenen Seen fallen; Schleusen sind nicht notwendig; der Kanal hat nur eine Haltung, wie der Kanal Suez—Pelusium. Die Speisung ist durch die beiden Nilhauptarme (Rosette—Damiette) gedacht; aber auch die Zwischenarme und die östlich des Damiette-Armes liegenden Zweige des Nils sollten dazu herangezogen werden, zu welchem Zwecke eine Verbindung dieser Arme untereinander und mit dem Kanäle durch einen kleinen Kanal mit zwei Haltungen geplant war, von dem die Wässer in einzelnen ausgebauten Nilarmen dem Schiffahrtskanal zugeführt werden sollten; da die Wasserentnahme erst im unteren Teile des Nildeltas erfolgt, also nach Ausnutzung der Nilwässer für die Befruchtung des Landes, so war einer der Haupteinwürfe gegen den Vorschlag Talabots behoben. Die Gesamtkosten des Barraultschen Kanals waren auf 310 Millionen Franken eingeschätzt, wovon 220 Millionen auf Erd- und Kunstbauten und 90 Millionen auf verschiedene Neben? erfordernisse, auf Verwaltung, Verzinsung usw. entfielen. 76 )
Lesseps machte von Anfang an die Vorschläge Negrellis zu den seini- gen; mit seinem großen volkswirtschaftlichen Scharfblick erkannte er sofort die ungeheueren Vorteile einer kürzestenVerbindung der beiden Meere ohne das Erschwernis von Schleusen für den Weltverkehr. „Sie sind die Säule des Kanals ohne Schleusen“ schreibt er an Negrelli und bittet ihn dringend, noch vor Beginn der Sitzungen nach Paris zu einer persönlichen Rücksprache und zur Vorbereitung der Fragen für die Kommissionsberatungen zu kommen. In seinen „Erinnerungen“ hat er diese Briefe nicht veröffentlicht; sie hätten die Täuschung: der alleinige Schöpfer des Kanals zu sein, nicht aufrecht erhalten lassen.
5 Die Geschichte des Suezkanais.