III. Die Kanalentwürfe vor den Fachleuten.
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einzige Vorteil dieser Linie liege in dem Umstande, daß sie zwischen den Schleusen von Tineh und Suez nur eine Kanalhaltung aufweise und dieser Vorteil könnte auch anderwärts erreicht werden.
Die Anhänger der „direkten Linie“ fanden die kräftigste Unterstützung ihrer Anschauung in dem Umstande, daß die kürzeste Verbindung der beiden Meere doch unter allen Umständen die günstigste für einen Weltverkehr zwischen Südeuropa und Indien sei und die Behauptung der unbedingtenBerührungAlexandriens durch dieSchiffe dieser Reiserichtung nicht stichhaltig erscheine. Auch die technischen Bedenken konnten widerlegt werden — ja sie zeigten sich hinfällig, als Negrelli unter Hinweis auf die Ergebnisse der Untersuchungen, die anläßlich der Studienreise in der Bucht von Pelusium unternommen worden waren, den Vorschlag unterbreitete: den Hafenplatz des Kanals nicht gegenüber den Ruinen des alten Pelusiums, wie geplant war, sondern gegenüber dem antiken Said — 18 km westlich von Pelusium — zu verlegen; wenn auch der Kanal durch diese Verlegung seiner nördlichen Mündung beiläufig 6 km länger würde, als bei der Ausmündung nächst Pelusium, so sei doch an dieser Stelle die genügende Wassertiefe in nicht zu weiter Entfernung von der Küste vorhanden und es bestehe keine Gefahr der Versandung; auch sei die Lage vor den Westwinden geschützt. Solchen Gegengründen konnte sich die Ingenieurkommission nicht verschließen; nur die Engländer stellten sich auf die Seite des indirekten Kanals, während die französischen Fachmänner der Verbindung Said—Suez zustimmten, die schließlich auch den Sieg davontrug. Nach eingehender Erörterung verwarf die Kommission auch den Vorschlag: den Meereskanal durch eine Abzweigung beim Timsahsee mit Nilwasser zu speisen; ein solcher Kanal würde im sandigen Boden schwer auszuführen und zu erhalten sein, er würde hohe Anlage- und Betriebskosten erfordern, weil er jährlich an 200 Millionen Kubikmeter Nilwasser mit fast 800 000 Kubikmeter Schlamm verbraucht, dessen Ausräumung zwölf Maschinen und einen Kostenaufwand von rund einer Million Franken erfordern würde; übrigens sei eine besondere Speisung des Kanals nicht notwendig; denn wenn auch der Unterschied der Spiegelhöhen beider Meere sehr gering sei, wäre ein Faulstehen des Kanalwassers und eine Verschlämmung des Kanals nicht zu befürchten, weil die wechselnden Winde eine hinreichende Strömung im Kanäle erzeugen. In der Tat haben — wie gleich hier bemerkt sei — die seit 1872 angestellten Beobachtungen festgestellt,