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Der Suezkanal : seine Geschichte und seine wirtschaftspolitische Bedeutung für Europa, Indien und Ägypten / von Alfred Birk und Karl Hermann Müller
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Geschichte des Suezkanals,

A. Eine vorläufige Gesellschaft zu bilden, eigentlich eine wirkliche société détudes. Man sagt: wir setzen auf die bisher gewonnenen Erfahrungen rund daß 200 Millionen Franken gebraucht werden um die Sache zu vollenden. Wir wollen Aktien-Promessen ausgeben, deren Besitzer s. Zt. die wirklichen Aktien erhalten sollen.

Die wirklichen Aktien sollen s. Zt., von 500 Franken sein.Wer jetzt 2 1 / 2 Fr. bezahlt, erhält eine Aktien-Promesse das Comité wird seine Einzahlungen einschreibenwer die ferneren Einzahlungen nicht leistet, verliert das durch die früheren Einzahlungen erlangte Anrecht.

B. Oder aber man hält sich für weit genug vorgeschritten, um sofort zur Aus­führung zu schreiten und dann muß man sich gleich constituieren; 610 pro Cent Einzahlung fordern, um vor der ganzen Welt fertig dazustehen.

In beiden Fällen aber muß man ein vollständiges Statut und einen Comité fondateur bereit haben und ersteres als Grundlage der ganzen Operation, den zweiten aus einer Anzahl bekannter, an den Börsen bekannter Namen, welche dem Publikum Bürge für gute Verwaltung des verlangten Geldes sein könnten. Im Falle A. hat man eine Million zur Fortsetzung der ferneren Vorarbeiten, im Falle B. hat man 20 Millionen zum Inangriffnehmen der wirklichen Arbeiten.

Wenn man die Sache nun wirklich praktisch in die Hand nehmen und der Voll­endung ernstlich entgegenführen will, ist aber de Lesseps allein nicht der Mann. Er hat auch Mißgriffe begangen, die ihm an den Börsen geschadet haben, z. B. die Creirung einer Zeitung für die Sache usw.

Talabot ist in diesem Augenblick der Mann für die Bildung einer Gesellschaft (compagnie sérieuse), er ist das Orakel Rothschilds und der übrigen Banquiers des ersten Ranges in Paris.

Ich habe heute eine lange Unterredung mit ihm gehabt. Er ist über die ganze Angelegenheit sehr verdrießlich und will gern dabei sein, ohne jedoch gezwungen zu sein, nachgeben zu müssen in Bezug auf seine Ansicht des Nilkanals. Ich glaube, er ist für die Sache zu gewinnen, wenn Sie ihn zu der Ingenieur- Gesellschaft des Comités international ziehen und dies ist auch unbedenklich, wenn Sie ihm sagen, es sollen alle seine Bedenken gegen den direkten Canal noch ein Mal der strengsten Prüfung unterworfen werden, aber allerdings müsse er sich entschließen zu versprechen, sich auch seinerseits der Entscheidung der Majorität zu unterwerfen.

Das letztere wird ihm sehr schwer werden, aber in dieser Beziehung muß er gefaßt sein, sonst tritt er allein Allen entgegen und glaubt so seinen Eigensinn durchsetzen zu können. Suchen Sie dann de Lesseps zu überzeugen, daß um einen seinerzeitigen Erfolg der Sache zu gewinnen, dieselbe mit Geldmächten in Frankreich, Deutschland England abgeschlossen werden muß. In England präsentiert durch Rothschild und Baring; in Frankreich durch Talabot mit seiner Association der Banquiers Rothschilds, Hottingen etc. In Deutschland durch die Wiener Credit-Anstalt, Leipziger Credit-Anstalt, Berliner Disconto- Gesellschaft und Hansemann.

Wenn es so angegriffen wird, geht die Emission in die gewohnten Bahnen und gelingt seinerzeit ganz bestimmt. Hat sie aber ein Mal eine finanzielle Gestalt, so kann man die politische Seite mit Kraft angreifen, jetzt aber steht die Unter­handlung im Stadium eines Projektes, dem es noch an dem rechten Pathen fehlt, die ihm den finanziellen Namen geben.