68
Geschichte des Suezkanals.
Inhalt bei der Verfassung seiner „Erinnerungen“ aus naheliegenden Gründen nicht mehr erinnert. Der Schatten Negrellis hätte seine Glorie verdüstert — wozu ihn erst heraufbeschwören?
Aller Welt zum Trotze beharrten die englischen Machthaber in ihrem Widerstande gegen den Kanal. Der allgewaltige Palmerstone scheute kein Mittel, die Pforte von der Genehmigung des Kanal- Fermans abzuhalten, sie aber zur Bewilligung eines englischen Monopols für den Bau einer Eisenbahn durch das Euphrattal nach Indien zu bewegen. Um diesen Preis war der englische Premierminister auch bereit, im Sinne der Wünsche des Sultans der von der Moldau und Walachei angestrebten Vereinigung entgegenzutreten. 81 ) Lesseps faßte nun den Entschluß, den Feind — wie er an Paleocapa schreibt — von vorne, im eigenen Lande anzugreifen. Er unternahm im Frühjahr 1857 eine Vortragsreise durch alle großen Städte Englands, Schottlands und Irlands. Überall finden Meetings statt, deren Beschlüsse einmütig zugunsten des Kanalbaues sich aussprachen und dem Sinne nach mit dem Beschlüsse des Londoner Meetings am 24. Juni 1857 sich deckten. Nach Lesseps „Erinnerungen“ lautete dieser Beschluß im wesentlichen also: „ In Würdigung des Umstandes, daß der vorgeschlagene Kanal durch berufene Ingenieure als ausführbar erklärt worden ist, daß weiter alle Nationen eingeladen worden sind, an dem Unternehmen, das nicht unter den ausschließlichen und besonderen Schutz einer Regierung gestellt wird, mitzuwirken — erklärt sich das Meeting durch die von Herrn v. Lesseps gegebenen Erklärungen befriedigt und ist überzeugt, daß der Erfolg des Kanals für die Handelsinteressen Groß-Britanniens in hohem Grade vorteilhaft sein wird“. Eine Abhandlung, die das Ergebnis aller Meetings in der Zeit vom 29. April bis 24. Juni zusammenfaßte, übersandte Lesseps mit einer wortreichen Widmung den Mitgliedern des englischen Parlamentes, wo Berkeley durch eine Anfrage im Hause der Gemeinen Lord Palmerstone zu einer Äußerung über den Kanal veranlaßte. Palmerstone erklärte, daß die Regierung seit fünfzehn Jahren ihren ganzen Einfluß aufgeboten habe, um den Kanalbau zu verhindern und daß sie auch jetzt keinen Grund hätte, das Gegenteil zu tun. Das Unternehmen wäre vom kommerziellen Standpunkte aus nicht wertvoller, als irgend einer der vielen Schaupläne, die von Zeit zu Zeit auftauchen und nur auf der Leichtgläubigkeit mehr prüfender Kapitalisten aufgebaut sind. Er sei überzeugt — betonte Palmerstone — daß Alle, die ihr Geld in einem Unternehmen solcher