IV. Die Kämpfe um die Verwirklichung des Kanalentwurfes. @9
Art anlegen, sich durch das Endergebnis bedauerlich enttäuscht sehen werden. Aber das sei nicht der Grund für den Widerspruch der Regierung, die sich in persönliche Angelegenheiten nicht ein- menge; die Regierung sei gegen den Kanal, weil er den Interessen Englands zuwiderlaufe und der Politik Englands bezüglich des Verhältnisses Ägyptens zur Türkei widerspreche — einer Politik, die durch den Krieg und den Pariser Frieden aufrecht erhalten worden sei. „Die klare politische Absicht des Kanals — sagte Palmerstone — ist: die Trennung Ägyptens und der Türkei zu fördern; die Unternehmung stützt sich auf Zukunftserwägungen betreffend einen leichten Zugang zu unseren indischen Besitzungen; ich halte es nicht für notwendig, mich darüber auszusprechen, weil die Sache klar vor den Augen Aller liegt, die dem Gegenstände ihre Aufmerksamkeit widmen“. Palmerstone wunderte sich, daß Lesseps mit der Leicht-, gläubigkeit der englischen Kapitalisten rechne und durch eine Vortragsreise englisches Geld für ein Unternehmen zu gewinnen hoffe, das in allen Punkten britischen Interessen entgegen sei. Der Kanal sei nur ein Nebenbuhler des Schienenweges von Ale xandrien über Kairo nach Suez, der unendlich vorteilhaft und leichter ausführbar sei und entschieden den Vorzug verdiene.
Lesseps wehrte sich kräftig gegen Palmerstone. Er antwortete ihm in einem Schreiben, das er in der Handelswelt Großbritanniens verbreitete. Er verwies auf die Ergebnisse der Meetings, auf den Bericht der internationalen Kommission, der hervorragende Ingenieure und Seeleute angehören, auf die vielfach günstigen Stimmen der englischen Presse und wandte sich scharf gegen die persönlichen Verdächtigungen des Ministers. Es sei ihm nicht um englisches Geld zu tun, denn das erforderliche Baukapital fließe ihm überreich aus allen Teilen der Welt zu, er habe durch die Kanalmeetings nur die öffentliche Meinung Englands erfahren und festlegen wollen.
Mit großer Klugheit nützte Lesseps die Äußerungen Palmerstones geradezu für sich und „seinen Kanal“ aus. Er unterbreitete dem Kaiser Napoleon eine Denkschrift. Wenn England — hieß es in ihr — laut Palmerstone seit fünfzehn Jahren seinen Einfluß in Konstantinopel zugunsten einer Eisenbahn von Alexandrien nach Suez als der militärischen Straße Englands nach Asien und zu Ungunsten des Kanals geltend mache, ohne die Anschauungen einer befreundeten Regierung zu beachten, so könne doch wohl Niemand einen Vorwurf gegen den französischen Gesandten in Konstantinopel erheben,