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Geschichte des Suezkanals.
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wenn dieser in Übereinstimmung mit anderen großen Mächten 1
Europas für den Konzessionär der Meeresstraße eintrete, der ein i
Franzose ist und nur den Zweck verfolgt, eine Handelsstraße zu s
schaffen, die der ganzen Welt zum Segen gereichen wird. Frankreich l
könne bei einem solchen Schritte auf die Unterstützung Österreichs, ,
auch die der Vereinigten Staaten rechnen, deren Regierung den r
Widerstand gegen den Kanal als einen Angriff auf die Freiheit der ,
Meere betrachten würde. Er begreife —so schließt die Denkschrift —, £
daß die französische Regierung den günstigen Augenblick für ihr £
Eingreifen wählen müsse; auch er wird diesen Augenblick abwarten, r
aber die Ausführung des Werkes ununterbrochen vorbereiten, um I
— wenn man zu lange zögern würde — die Welt vor eine Tatsache zu \
stellen, die anerkannt werden müsse. c
Nun hatte Lesseps das Kanalunternehmen in das rechte Fahr- c
wasser gebracht, in das er es von allem Anfänge an zu lenken sich 1
bestrebt hatte: der Konzessionär des Suezkanals ein Franzose; der r
Kanal, der der Welt dienen und nützen sollte, ein französisches 1
Werk! Das war die Hochstimme aller Briefe, die nach Paris gingen, f
und aller Veröffentlichungen, die in den französischen Tagesblättern 1
und Zeitschriften erschienen. Der Kanal verband sich plötzlich mit \
dem Namen Lesseps, den Palmerstone verdächtigt hatte. England s
gegen Frankreich!—wurde Lesseps Schlachtruf. Die nationale Eitel- c
keit wurde wachgerufen, die Fahne des französischen Nationalstolzes 1
gehißt ..... Und Lesseps kannte seine Landsleute! Alle General- r
räte, alle Handelskammern Frankreichs verwahrten sich gegen die 1
Stellungnahme Palmerstones und forderten von der Regierung die I
tatkräftige Unterstützung des Kanals. Prinz Napoleon spielte den £
Vermittler zwischen Lesseps und dem Kaiser. Dieser versicherte zwar, daß er dem Unternehmen wohlgesinnt sei und daß er dem Ver- i
treter Frankreichs bei der Hohen Pforte entsprechende Weisungen 1
zukommen lassen werde — aber er empfahl Lesseps sehr eindringlich, £
jeden Zwist ängstlich zu vermeiden. - s
Bedeutsamer Förderung begegnete das Unternehmen in £
Österreich. Bei der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Laibach—Triest £
als Schlußstückes der Linie Wien—Triest (am 27. Juli 1857) erwähnte 1
der damalige Finanzminister in einer großangelegten Rede auch der c
hervorragenden Bedeutung eines Kanals durch die Landenge von r
Suez für Österreich, insbesondere für Triest und für den Welt- f
handel. „Ich schlage vor — sagte Baron Bruck — dem großartigen i