IV. Die Kämpfe um die Verwirklichung des Kanalentwurfes. 71
Unternehmen lebhafte Zustimmung zu erkennen zu geben, damit der unermüdliche Verfechter desselben, Herr Ferdinand von Lesseps seinen Mut nicht sinken lasse.“ Lesseps wußte den Wert dieser Äußerung wohl zu würdigen. Er bat Negrelli von London aus, „dem erhabenen Redner seine persönliche Dankbarkeit zu übermitteln“ und kam von Paris aus nochmals auf die Rede zurück: „Dieses Ereignis ist von der europäischen Presse mit vollem Rechte als eine der wichtigsten politischen Phasen unserer Unternehmungen erklärt worden ... Welche Ermutigung liegt für mich in den vornehmen und mutigen Worten — welch ungeheuren Dienst hat Baron Bruck dem Kanal in einem Augenblicke erwiesen, wo es notwendig war, daß eine ebenso berechtigte als schwerwiegende Stimme jene des Lord Palmerstone unterdrückte .... Ich kann Sie versichern, daß ich, der ich — wie Sie wissen—nicht sentimental bin, davon zu Tränen gerührt war. Man ist glücklich, angegriffen zu werden, wenn man solche Verteidiger findet.“ Im November reiste Lesseps nach Konstantinopel, angeblich mit einem Schreiben des Kaisers an den französischen Gesandten, der zu einer energischen Intervention in der Kanalfrage bei der Hohen Pforte eingeladen werde. Es ist merkwürdig, daß sich der Kaiser gerade Lesseps als Vermittler zwischen sich und der Gesandtschaft erwählt haben soll; auch ist es auffällig, daß Lesseps in seinen „Errinnerungen“ dieses wichtigen Auftrages keine Erwähnung tut. Zweifellos handelte es sich nur um eine mündliche Empfehlung des Kaisers. Lesseps wollte durch seine Mitteilung, über die Negrelli an Revoltella in Triest berichtete, die Bedeutung seiner Reise in den Augen der österreichischen Mitarbeiter erhöhen.
Am 9. Januar 1858 hielt der Vorstand des Statistischen Bureaus in Österreich, Freiherr von Czörnig, in der Wiener Akademie der Wissenschaften einen Vortrag „über den Suezkanal vom österreichischen Standpunkt aus“. Dieser Vortrag, der den großen wirtschaftlichen Wert des Kanals insbesondere in seiner Angliederung an den Schienenweg Hamburg—Triest beleuchtete, scheint Veranlassung zu einem „ägyptischen Briefe“ gegeben zu haben, den bald danach die „Ostdeutsche Post“ veröffentlichte und der wohl die Wichtigkeit des Kanals anerkannte, aber eine Reihe technischer, nautischer und politisch-finanzieller Bedenken gegen ihn ins Treffen führte. Der Aufsatz war offenbar auf englischen Einfluß zurückzuführen. Negrelli nahm den Fehdehandschuh auf und widerlegte