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Geschichte des Suezkanals.
aus Stephensons Abhandlung an; schlicht in ihrer Form, streng sachlich und entschieden in ihrem Inhalte, den eine vornehme Ironie belebt, fällt sie ein vernichtendes Urteil über das Verhalten Stephensons gegenüber der Studiengesellschaft und der Internationalen Kommission und weist die englische Vorstellung, Lüge und Verdächtigungsart scharf zurück. Dieses Schreiben Negrellis, — seine letzte öffentliche Äußerung zugunsten des Suezkanals — ist eine Urkunde, die es verdient hätte, in dem grundlegenden Steinblock für den Hafen von Pelusium eingemauert zu werden, denn nach seiner Veröffentlichung haben die englischen Ingenieure nicht mehr versucht, ihre politische Abneigung gegen den Kanal mit technischen Gründen zu verkleiden. Negrelli beruft sich allen Erörterungen Stephensons gegenüber auf die gewissenhaften Studien, die seit 1846 gepflogen wurden, und auf die sachlich wohlbegründeten Beschlüsse der internationalen Kommission, deren Mitglieder den Isthmus tatsächlich bereist und eingehende Untersuchungen daselbst gepflogen haben, viel gründlicher, als Stephenson — wie ihm Negrelli aus seinen eigenen Darlegungen unwiderlegbar nachweist. Negrelli spricht es unverhohlen und beweisführend aus, daß der Zusammenbruch der Société d’études mit auf Stephensons Schuldkonto zu setzen sei. Dem Vorwurfe, daß Negrelli die Veröffentlichung seiner Meinung rücksichtlich des Kanals bis zum Jahre 1855 sich Vorbehalten habe, begegnet dieser mit dem Bemerken, „daß dieselbe in den öffentlichen Archiven der k. k. österr. Ministerien des Handels und der Finanzen in Wien, dann bei den Handelskammern von Venedig und Triest niedergelegt und mit Plänen versinnbildlicht ist. Auch habe ich gleich nach Erscheinen des Projektes des Herrn Talabot über die indirekte Verbindung beider Meere nicht unterlassen, Verwahrung darüber schriftlich einzulegen, worauf man mir aus Paris beruhigend schrieb, das Projekt sei nicht als Sache der Société d’Etudes, sondern als eine Privatsache des Herrn Talabot anzusehen, und dadurch wurde mir jeder Anlaß genommen, gegen die Veröffentlichung dieses Projektes des Herrn Talabot aufzutreten, eben weil ich geneigt bin einem Jeden seine Meinung zu lassen.... Mit Entrüstung weist Negrelli die ihn beleidigenden Verdächtigungen Stephensons zurück und mit „Erröten für die Wissenschaft“ geht er über die „hydraulischen Witze“ des englischen Fachmannes hinweg, dem er große Oberflächlichkeit in dem fachlichen Studium der Kanalsache vorwirft und dessen Truggebäude er schließlich mit der